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Jahr: 2025

/ Ausgabe: 2025_01_23_gr_protokoll.pdf

- S.86

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- 79 -

Weg nach vorne zu finden. Er hat den Bauern nicht nur Mut gemacht, sondern ihnen
auch eine Perspektive gegeben, wie eine
gerechte Gesellschaft aussehen könnte.
Anstatt sich in Gewalt und Chaos zu verlieren, hat er ihnen eine Vision und Ordnung
an die Hand gegeben, die über das bloße
Kämpfen hinausging.
Gaismair hat damit - trotz seines Scheiterns
- etwas Dauerhaftes geschaffen, das auch
heute noch Bedeutung hat: eine Vorstellung
von Gemeinschaft und Zusammenhalt, bei
der das Gemeinwohl im Mittelpunkt steht.
Sein Einsatz für die Rechte der Bauern und
die Grundprinzipien von Gleichheit und Solidarität prägen das Tiroler Selbstverständnis
bis heute."
Ich bin selten der Meinung eines Mitglieds
der ÖVP, aber in diesem Fall hat LH-Stellv.
Geisler wirklich sehr schöne Worte gefunden.
Uns ist aufgefallen, dass es zum 200. Gedenkjahr von 1809, im Jahr 2009, sehr viele
Veranstaltungen gegeben hat, während von
der Tiroler Landesregierung bisher wenige
Anstalten unternommen wurden, ein entsprechendes Gedenkjahr für Michael Gaismair zu veranstalten. Es hat zwar bereits
eine Präsentation des neuen Buches von
Priv.-Doz. Dr. Rebitsch gegeben, sowie ein
eintägiges Symposium am Grillhof, aber
darüber hinaus habe ich noch nicht viel gesehen. Das Buch ist übrigens sehr gut gelungen, ich kann es nur weiterempfehlen.
Wir finden halt, dass es angebracht wäre,
etwas zu veranstalten. Immerhin handelt es
sich dabei tatsächlich um eine historische
Begebenheit, die wichtig für unser Land ist
und eine progressive Entwicklung ausgelöst
hat. Sie waren damals die Vorreiter der Demokratie. Deshalb ist es wichtig, gerade
auch die Jugend daran zu erinnern, dass es
das gegeben hat!
Wir sind jetzt bereits im 500. Gedenkjahr.
Das heißt, wir werden es natürlich nicht
mehr in dem Ausmaß, wie es im Jahr 2009
der Fall war, schaffen, aber irgendeinen offiziellen Rahmen würden wir angebracht und
auch schön finden.
Wir würden Euch bitten, das Anliegen zu
unterstützen, damit Herr Bürgermeister als
Stadtoberhaupt mit der Landesregierung in

GR-Sitzung 23.01.2025

Verhandlungen tritt, wie ein solches Gedenkjahr aussehen könnte.
Ich ersuche, den
beiliegenden Antrag dem Inhalt nach anzunehmen.
GR Walch, BA MA: Bei uns gibt es keine
Brandmauer - auch nicht zur KPÖ. Wenn
von ihnen ein guter Antrag eingebracht wird,
dann unterstützen wir den auch. In diesem
Fall ist es so.
Mir gefällt der Antrag allgemein sehr gut,
nur glaube ich, dass er etwas zu spät eingebracht wurde. Solche Gedenkjahre zu feiern, bedarf etwas mehr Vorbereitungszeit.
Am besten bringt man solche Vorschläge
schon im Jahr davor ein - gerade wenn man
an den Wissenschaftsbetrieb denkt, bei
dem immer wieder Preise ausgelobt werden
oder andere Projekte, die etwas mehr Vorlaufzeit brauchen.
Zwei Anmerkungen sind mir als Historiker
aufgefallen, die ich kurz richtigstellen
möchte:
Man spricht eigentlich gar nicht mehr vom
Bauernkrieg. Der Begriff gilt mittlerweile als
überholt. Stattdessen redet man vom Aufstand des gemeinen Mannes. Inzwischen
weiß man nämlich, dass nicht nur Bauern
daran beteiligt waren, sondern auch Bergleute, Knappen, Handwerker usw. Wobei
das Wort gemein in diesem Kontext nicht
fies bedeutet, sondern die einfachen Leute
beschreibt.
Zudem hat es eine Stelle im Antragstext gegeben, bei der es mich kurz gerissen hat.
Es wird nämlich die frühbürgerliche Revolution erwähnt. Das ist ein Begriff aus der
marxistischen Geschichtsschreibung. Es ist
zwar nicht wirklich verwunderlich, dass der
Begriff von der KPÖ verwendet wird, aber
ich möchte darauf hinweisen, dass es andere geschichtswissenschaftliche Traditionslinien gibt.
Allerdings gehe ich ohnehin davon aus,
dass, wenn ein solches Gedenkjahr stattfindet, dieses auch wissenschaftlich begleitet
und in Zusammenarbeit mit der Universität
Innsbruck das Ganze ausgewogen durchgeführt wird.
Wir finden den Antrag eine gute Sache und
stimmen ihm deshalb auch zu. Vielleicht
können wir auch in die Geschichtsbücher