Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2025

/ Ausgabe: 2025_02_27_gr_protokoll.pdf

- S.56

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- 138 -

Ja, wir leben in herausfordernden Zeiten.
Zeiten, in denen Unsicherheiten und Polarisierungen zunehmen und gesellschaftliche
Spaltungen weltweit - aber auch hier in Österreich und Tirol - spürbarer werden. Wenn
man die Sozialen Medien verfolgt, löst das
Kopfschütteln aus. Zeiten, in denen viele
Menschen um ihre Zukunft bangen. Und genau in diesen Zeiten müssen wir als Stadt
eine klare Haltung einnehmen: Innsbruck
steht für Zusammenhalt, Vielfalt und Chancengleichheit.
Denn eines ist klar, und ich darf dabei
meine liebe Kollegin Landtagsabgeordnete
Dipl. Soz.-Wiss.in Arslan nennen, die auch
immer schon im Gemeinderat der Landeshauptstadt Innsbruck darauf hingewiesen
hat, dass Perspektivenlosigkeit der gefährlichste Nährboden für Radikalisierung ist.
Diese Perspektivenlosigkeit ist der Grund,
warum Menschen sich von der Gesellschaft
abwenden und anfällig für Hass und Extremismus werden. Warum sie sich in Parallelwelten zurückziehen, anstatt Teil einer vielfältigen, offenen Gemeinschaft zu sein.
Wenn wir als Gemeinschaft, nicht nur hier
im Gemeinderat, sondern in der gesamten
Stadt Innsbruck also verhindern wollen,
dass Spaltung und Ausgrenzung unser Zusammenleben gefährdet, müssen wir den
Menschen Perspektiven bieten.
Mit dem Beitritt zur Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus (ECCR) setzt
Innsbruck genau dieses Zeichen. Wir schließen uns einem Netzwerk von über
180 Städten an, die sich aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen.
Denn eine Stadt, die für alle da sein will,
muss dafür sorgen, dass niemand aufgrund
seiner Herkunft, Religion oder sozialen Stellung benachteiligt wird.
In Innsbruck leben Menschen aus über
150 verschiedenen Nationen. Die Vielfalt
der gesprochenen Sprachen ist entsprechend groß. Österreichweit werden rund
250 Sprachen gesprochen. In Tirol nehmen
über 2.100 SchülerInnen am muttersprachlichen Unterricht in 15 verschiedenen Sprachen teil.
Die Tirol Kliniken GmbH haben ein Programm am Laufen mit dem Namen "International People & Culture", um Fachkräfte aus
dem Ausland zu rekrutieren bzw. für Österreich und Innsbruck zu begeistern. Auch die
GR-Sitzung 27.02.2025

Innsbrucker Soziale Dienste GmbH (ISD)
und die Lebenshilfe Tirol gem. GmbH haben
gleichlautende Programme. Hier geht es vor
allem um Pflege. Gestern war ich mit einer
Mutter im Gespräch über die bewegende
Geschichte zum Thema "junge Pflege".
Auch hier wird deutlich, wie sehr wir auf unsere Mitmenschen mit Migrationshintergrund und auf unsere Mitmenschen aus aller Welt angewiesen sind. Sie leisten einen
enormen Beitrag im Pflegebereich und sind
jetzt schon in vielen Ländern eine tragende
Säule des Gesundheitssystems.
Ein anderer Vergleich: An der Universität
Innsbruck (UNI) arbeiten knapp unter
2.500 Menschen (Stichtag 25.02.2025), die
nicht in Österreich geboren wurden. Das
sind Lehrbeauftragte genauso wie wissenschaftliche MitarbeiterInnen und Reinigungskräfte aus aller Welt, und wir sind zu
Recht stolz auf den internationalen Charakter unser Hochschuleinrichtungen und wissenschaftlichen Institutionen. Bei dieser Gelegenheit auch Danke an die Personalabteilungen dieser Einrichtungen, die sich diesem Thema aus ihrem Selbstverständnis
heraus mit einem positiven Zugang widmen.
Dieser Beitritt ist also mehr als ein Symbol er ist ein Auftrag. Ein Auftrag, den wir mit
der Erarbeitung eines kommunalen Aktionsplans gegen Rassismus konkret umsetzen
werden.
Wir werden Maßnahmen entwickeln, die
echte Veränderung bringen - mein Ziel lautet: Mehr Chancengleichheit in Bildung und
Arbeitsmarkt, bessere soziale Durchmischung in unseren Stadtteilen und einen öffentlichen Raum, der für alle Menschen zugänglich ist.
Das klingt doch gut, aber wie kommen wir
dahin?
Das fängt bei jeder/m Einzelnen von uns an,
auch hier in diesem Raum. Es ist oft
schwer, Rassismus Menschen näherzubringen, die selbst nie davon betroffen waren
und wie z. B. viele hier - nicht alle - in privilegierten Verhältnissen aufgewachsen sind auch ich. Rassismus zu verstehen, erfordert
eine Mischung aus Empathie und Fakten
zuzulassen, und ich bin zuversichtlich, dass
die Mehrheit hier in diesem Haus diesem
Zugang grundsätzlich offen gegenübersteht.