Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_03_27_protokoll_ges.pdf
- S.20
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Verantwortung zu übernehmen, und sie tun
das auch schon. Das haben wir heute
schon ganz oft gehört. Wenn wir jetzt als
Koalition in Begrünung, Entsiegelung und
Umgestaltung des öffentlichen Raumes investieren, sprechen wir vor allem von aktivem Hitzeschutz, Wasserrückhalt, einer
besseren Luftqualität und generell einer
klimaresilienten Stadtentwicklung.
Das sind keine rein kosmetischen Maßnahmen, sondern elementare Bausteine, um
den Herausforderungen begegnen zu können, auch auf lokaler Ebene. Es geht aber
nicht nur um eine ökologische Verantwortung. Es geht in erster Linie um soziale Gerechtigkeit und um Beteiligung. Wer, wie wir
schon gehört haben, in schlecht gedämmten Wohnungen lebt, leidet mehr unter der
Hitze im Sommer und unter den Heizkosten
im Winter. Wer keinen Zugang zu einem öffentlichen Verkehr hat, ist auf teure Alternativen angewiesen und auch auf Varianten,
die dem Klimaschutz nicht zuträglich sind.
Deshalb ist es für uns wichtig als SozialdemokratInnen, den Klimaschutz sozial zu
denken, nicht auf ein Gießkannenprinzip zu
setzen, sondern auf treffsichere Maßnahmen.
Wir müssen dort investieren, wo der Druck
am größten und die Notwendigkeit am
höchsten ist. Die Kosten sind gut investiertes Geld. Wer heute noch gegen eine klimafitte Stadtentwicklung ist, wer jede Maßnahme hinterfragt, verzögert oder schlechtredet, trägt die Verantwortung für die Schäden von morgen. Es sind eben nicht die anderen, die das Klima zerstören. Es ist die
Summe der Unterlassungen, die Summe
der Bremsmanöver.
GR Weise: Klimaschutz in Innsbruck, wie
bleiben wir auf Kurs, wenn andere bremsen? Auch wenn ich mich wirklich sehr über
das Thema freue, macht mich die Fragestellung und auch die Einleitung von StRin Bex,
BSc ein bisschen stutzig. Wie bleiben wir
auf Kurs, wenn andere bremsen? Für mich
stellen sich da zwei Fragen: Sind wir eigentlich auf Kurs? Warum der Fokus auf die anderen? Wir wollen in Innsbruck bis 2040 klimaneutral sein. Das ist ein gutes Ziel und
eine gute Richtung. Wie genau wir das erreichen, wie ambitioniert wir vorgehen müssen, wie hart am Kurs wir segeln müssen,
um diese Maßnahmen oder dieses Ziel zu
erreichen, ist hingegen völlig unklar.
GR-Sitzung 27.03.2025
Wir haben zwar Strategien, aber Tatsache
ist, dass die Entwicklung eines Klimaneutralitätsfahrplans im Zukunftsvertrag steht, eigentlich zeigt, dass der Plan an sich fehlt.
Es geht also gar nicht darum, wie wir auf
Kurs bleiben, sondern wie dieser Kurs aussieht und wie wir darauf kommen. Klimaneutralität wird jedenfalls nicht nebenbei
erreicht und auch nicht automatisch, nur
weil die GRÜNEN in Regierungsbeteiligung
sind.
Es ist wichtig, dass wir diese Transformation durchlaufen und sie durchsetzen. Denn
jedes Zehntel Grad Erwärmung, das wir reduzieren können, zählt. Global, aber eben
auch hier in Innsbruck. Es ist nicht leicht
und motiviert auch nicht gerade, dass die
USA jetzt in komplett andere Richtungen
steuern. Nichtsdestotrotz dürfen wir jetzt
den Fokus nicht darauf legen, was die anderen machen, sondern müssen wir auf uns
schauen. Was sind unsere Handlungsoptionen? Wir haben Hebel in der Hand. Beispielsweise im Bereich Mobilität haben wir
die Fuß- und Radunterführung beim Bahnhof, die ja gerade diskutiert wird und dringend umgesetzt werden muss.
Ich als Pradler kann bestätigen, dass es
schön wäre, nicht abgeschottet zu sein. Es
kann auch nicht sein, dass da, wo wir eine
Strategie haben, bei einer der wichtigsten
Maßnahmen ins Wanken geraten, sobald
Gegenwind aufkommt. Von mir aus dürfen
wir auch deutlich radikaler denken.
StRin Bex, BSc, Du hast die 1 % angesprochen. Wir könnten ja als Gemeinderat überlegen, ob wir nicht den Starts und Landungen von Privatjets einen Strich durch die
Rechnung machen. Darüber könnte man
meiner Meinung nach gut nachdenken. All
das wird aber auch nicht verhindern, dass
wir gewisse Zielmarken brechen.
Das heißt, die plus 1,5 Grad bzw. die
plus 2 Grad werden wir vermutlich überschreiten. Deswegen müssen wir leider
auch über Klimawandelanpassung sprechen. Wir müssen uns auf die wachsenden
Gefahren einstellen. Das heißt, es braucht
jetzt entschiedene Maßnahmen, z. B. bei
der Verbauung des Höttinger Baches. Es
geht auch um das Stadtklima. Wegen mir
muss man jetzt nicht jeden Baum, der nach
Schwammstadt-Prinzip gesetzt wurde, feiern. Natürlich ist es aber sinnvoll, dass wir
das beachten.