Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_03_27_protokoll_ges.pdf
- S.63
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Was ich schon kritisch anmerken möchte,
bestellt hat die Bilder Herr Bürgermeister
und bezahlt hat sie die Mag.-Abt. V, Kultur.
Also der Kontrollbericht zieht sich immer
weiter fort. Die Ämter sind die Zahler und
Herr Bürgermeister der Besteller.
(Auf Wunsch der FPÖ werden Wortmeldungen/Texte ihrer MandatarInnen nicht gegendert.)
GR Sanders: Meine Rede geht jetzt in eine
etwas andere Richtung. Liebe Kunst- und
Kulturinteressierte, liebe Kunst- und Kulturschaffende, ich möchte unser Wohlwollen
über diese neue Kulturförderrichtlinie der
Stadt ausdrücken. Es ist ein Anliegen, das
die lokale Kulturszene sehr lange gefordert
hat, an dem sie mitgearbeitet hat und das
hoffentlich für die Zukunft der Innsbrucker
Kulturlandschaft Verbesserungen bringen
wird.
Was mich besonders freut, in den Richtlinien werden klare und faire Rahmenbedingungen in Aussicht gestellt, insbesondere
die faire Bezahlung, die nun verankert ist.
Ein längst überfälliger Schritt, der die Wertschätzung für kulturelle Arbeit unterstreicht.
Ebenso begrüßen wir die Ausgewogenheit
der Geschlechter, die Betonung von Inklusion und Barrierefreiheit sowie den Fokus
auf Nachhaltigkeit. Es hat sehr lange gedauert, bis man hier angelangt ist, und das
macht die Entwicklung umso erfreulicher.
Aber es ist so, wie bei allen guten Absichten: Am Ende des Tages wird es darauf ankommen, wie sie in die Tat umgesetzt werden.
Was diese Perspektive angeht, möchte ich
auf den Punkt 8. näher eingehen, die spartenspezifischen Kriterien. Hier heißt es zu
den freien Kulturinitiativen:
"Berücksichtigt werden insbesondere Kunstund Kulturaktivitäten mit Anbindung zu zeitgenössischen, neuen und experimentellen
Kunstformen, die in der klassischen Kunstsparte keine ausreichende Berücksichtigung
finden."
Diesen Satz werten wir als ein klares Signal, genau jene Kunstformen zu fördern, die
bisher an den Rand gedrängt und zurückgelassen wurden. Allerdings kommt genau an
diesem Rand nun eine vermeintliche Mitbewerberin hinzu, denn es ist ja gerade die
GR-Sitzung 27.03.2025
klassische Hochkultur, die sich nun plötzlich
bedroht fühlt.
Der Publikumsschwund am Landestheater
wurde ja medial besprochen, auch die Tatsache, dass nur mehr 7 % der Bevölkerung
in Österreich ins Museum gehen - bei der
Oper sind es übrigens noch weniger -, zeigt
die sich verändernden Bedingungen klar
auf.
Dabei ist festzuhalten, dass die neue experimentelle Kunst genauso wie die sogenannte Hochkultur eigentlich Verbündete
gegen ein gemeinsames Problem sein
sollte. Beide müssen sich verkaufen! Das
zeigt überspitzt, wie wichtig solche Regularien wie die Richtlinien sind, gerade für den
Kulturbereich, weil sie kommerzielle Interessen zurückdrängen. Das ist dort auch ausdrücklich festgehalten.
Als KPÖ begrüßen wir das sehr,
sehr, denn die
die
zehn größten KunsthändlerInnen dieser
Welt bestimmen darüber, was als gute
Kunst gilt. Und das machen sie sehr oft anhand ökonomischer Erfolge und eher selten
anhand der kreativen Talente der SchöpferInnen. Unter solchen Voraussetzungen ist
es für Kulturschaffende so, dass sie ihre Talente, ihre Begabung nur dann entfalten
können, wenn eine Nachfrage besteht.
Sie sind damit gezwungen, sehr viel Zeit
und Energie für Lobbyismus oder für Networking aufzubringen. Diese Zeit fehlt ihnen
dann bei der Entfaltung ihres künstlerischen
Talents. Das halten wir für eine bedenkliche
Entwicklung, weil in Kunstfragen die Fragen
menschlicher Emanzipation schlechthin verhandelt werden. Kunst sollte deshalb nicht
einfach ein Produkt sein, keine Ware, die
am Markt gehandelt wird, sondern eine Darstellung der gesellschaftlichen Veränderung.
Der langjährige Leiter der Albertina in Wien,
Prof. Dr. Schröder, hat das einmal in einem,
wie ich meine, sehr treffenden Zitat zum
Ausdruck gebracht: "Kunst ist nur so viel
wert, wie ein Narr bereit ist, dafür zu bezahlen." Diese Erkenntnis unterstreicht die Bedeutung einer Kulturpolitik, die nicht nur die
Produktion von Kunst fördert, sondern auch
die Rahmenbedingungen schafft, unter denen Kunst wahrgenommen und geschätzt
werden kann.