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Jahr: 2019

/ Ausgabe: 08-Protokoll-19-07-2019-Tag2.pdf

- S.52

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zum Jahr 2030 50 Hitzetage pro Jahr sein auch in der Stadt Innsbruck.
Wir haben Familien, die es sich nicht leisten
können, zwei bis drei Mal in der Woche in
den Ferien in ein Freibad zu gehen - aus
zeitlichen und auch aus finanziellen Gründen. Die tagtäglichen Meldungen, die uns
weltweit von Umweltkatastrophen erreichen,
verursachen Angst bei den Menschen.
Vor wenigen Wochen haben die Menschen
noch ängstlich auf den Inn geschaut. Sie
hatten Angst, dass er übergeht. Darum ist
es wichtig, dass wir mit dem Klimanotstand
nicht Angst schaffen, sondern der Bevölkerung zeigen, dass wir Verantwortung übernehmen, erkannt haben und Maßnahmen
für kompetente Lösungen setzen wollen.
Ich liebe das Auto, ich liebe die Bequemlichkeit des Autos, aber ich liebe meine Kinder
mehr. Darum ist es umso wichtiger, Verantwortung zu zeigen und bei den "Fridays for
Futures" mitzumachen, die sehr kontrovers
diskutiert werden. Ich war auf dieser Demonstration und habe meine Kinder begleitet, die aus freien Stücken hingehen wollten.
Man sieht, mit welchem Enthusiasmus, mit
welcher Verantwortung aber auch mit welcher Ernsthaftigkeit kleine Kinder bis hin zu
MaturantInnen auf die Straße gehen und
endlich Lösungen für Probleme, die wir
ihnen verschafft haben, haben möchten.
Das ist beschämend für mich als Mutter und
Politikerin in dieser Stadt und darum ist das
eine Einladung an alle, sich endlich konstruktiv in die Politik einzubringen und Lösungen zu schaffen, die längerfristig sind
und nicht nur für eine oder zwei Perioden.
Lösungen müssen so aussehen, dass es
nicht heißt, entweder Autos, öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrradwege, sondern die
öffentlichen Verkehrsmittel, die Fahrradund Fußwege so attraktiv machen, dass sie
alternativlos sind.
Es muss sich die Frage erübrigen, ob man
lieber zwei Stunden im Stau steht oder ob
man innerhalb von fünf Minuten aus der
Stadt irgendwohin kommt. Darum noch einmal die Einladung unserer Fraktion mitzumachen und diesen Klimanotstand auszurufen, um der Bevölkerung zu zeigen, dass
wir die Zeichen der Zeit erkannt haben und
Verantwortung übernehmen.

GR Lukovic, BA: Ich finde es etwas erstaunlich, worüber hier diskutiert wird und
man sich in so einer semantischen Diskussion verlieren kann. Ob das jetzt Klimanotstand, Klimakrise oder drohende Klimaapokalypse, heißt, ist in der Situation komplett
egal. Sie ist hier - die Klimakrise ist schon
längst hier.
Wir haben gerade erlebt, dass der Inn fast
übergeht. Wir haben Leute wohnhaft auf der
Hungerburg aufgrund der Lawinengefahr
evakuieren müssen und wir diskutieren nur
darüber, wie wir diese Situation jetzt nennen
wollen oder nicht. Ich finde, dass das eine
verfehlte Diskussion ist. Die Situation ist
schon längst da und wir müssen endlich
handeln.
Ich finde es sehr, sehr spannend zu beobachten, wie sich eine unheilige Querfront
zwischen FPÖ und ALI gebildet hat, die versuchen, die Sozialpolitik und die Klimapolitik
gegeneinander auszuspielen. Es müsste eigentlich viel mehr darum gehen, dass endlich die Systemfrage gestellt wird.
Ich finde es sehr unterhaltsam, dass gerade
die FPÖ versucht sich, als die Partei aufzuspielen, die die Systemfrage stellt und das
System hinterfragen möchte, während sie
die Partei ist, die das System so erhalten
will.
Die FPÖ ist die Partei der Konzerne, die
das Klima töten und die darauf schauen,
dass das Klima nicht mehr weiterkommt. Im
Gegensatz dazu denken z. B. die GRÜNEN
schon seit Jahren an die soziale Frage und
die Klimafrage. Wir stellen die Systemfrage.
Wir wollen einen Umstieg auf ökosoziale
Marktwirtschaft. Wir wollen den Ausstieg
aus Kohle und Gas. Wir wollen den Ausbau
von erneuerbarer Energie. Wir sind für die
Reduktion des mobilisierten Individualverkehrs, für die Abschaffung des Dieselprivilegs, für die Kostenwahrheit beim Fliegen
und bei jeder Transportmöglichkeit sowie für
den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.
Das sind alles Punkte, die das System dahinter ändern und wirklich etwas gegen die
Klimakrise, die aktuell ja schon vorhanden
ist, tun. Das alles, damit wir in 30 Jahren
nicht solche Verhältnisse haben, wie in
Skopje mit einem Temperaturanstieg von
7,8 Grad Celsius im Durchschnitt. Das wollen wir alle nicht.

GR-Sitzung 19.07.2019 (Fortsetzung der am 18.07.2019 vertagten Sitzung)