Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2011
/ Ausgabe: 01-Jaenner-Sonder.pdf
- S.8
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schien. Sie hat aber dabei nie vergessen,
dass andere Leute, die etwas anderes für
richtig halten, auch ihre guten Gründe
dafür haben können. Eines von dem, was
sie für richtig und ganz wichtig gehalten
hat, das lässt sich mit einem Wort
bezeichnen: "Friede"! Friede nicht als
lähmende Ruhe, als Bewegungslosigkeit,
als Stillstand, sondern Friede als gesellschaftlicher Zusammenhalt. Friede als
Sicherung eines demokratischen Grundkonsenses war ihr wichtig.
Wir wissen alle, dass unsere Hilde vor gar
nichts - fast vor gar nichts - Angst gehabt
hat, außer davor - diese Befürchtung hat
sie in den letzten Jahren mehrfach geäußert -, dass aufgrund von sozialen und
wirtschaftlichen Krisen unser demokratischer Zusammenhalt der Gesellschaft,
das friedliche Zusammenleben, zerbrechen könnte.
Dagegen hat sie gearbeitet und ich glaube
deshalb ist es für mich so symptomatisch,
was sie sich für ihre Abschiedsmesse
gewünscht hat. Sie hat sich nämlich die
Paukenmesse von Joseph Haydn "Missa
in tempore belli" (die Messe zu Zeiten des
Krieges) gewünscht. In der gibt es für mich
einen ganz aufwühlenden Moment. Gegen
Schluss, wenn der Chor, das Volk aufschreit "Dona nobis pacem - pacem,
pacem, pacem" und damit gegen einen mit
Pauken und Trompeten aufspielenden
Militärmarsch ansingt.
Ich glaube, das ist einer der Punkte, wo
wir uns immer zutiefst über alle politischen
Meinungsverschiedenheiten hinweg einig
waren. Es geht immer darum, menschliches Zusammenleben gegen Not, Unterdrückung, Krieg und gesellschaftlichen
Zusammenhalt zu verteidigen. Auf
welchem Weg wir das tun, darüber hat es
auch Auseinandersetzungen bzw. Meinungsverschiedenheiten gegeben, aber
nicht darüber, dass wir uns alle für eine
menschlichere Gesellschaft einsetzen.
Ihren letzten Kampf auf dem Weg hat die
Frau Altbürgermeisterin leider verloren.
Sie hat, glaube ich, in ihrer Religion dabei
Trost und Unterstützung gefunden. Ich als
nicht religiöser Mensch würde es anders
ausdrücken, aber sie würde es verstanden
haben. Ich würde mit dem Autor Albert
Camus sagen "Wir müssen uns Sisyphos
Sonder-GR-Sitzung 19.1.2011
als einen glücklichen Menschen vorstellen". Glück heißt nämlich, sich nicht
abfinden.
Sich nicht abfinden damit, dass die Dinge
halt so sind wie sie sind, dass man nichts
machen kann und dass alles ewig so
bleibt. Sich nicht abfinden, sich nicht
unterkriegen lassen, beherzt kämpfen für
Verbesserungen - das hat Hilde Zach
immer getan. Sie war eine starke Frau,
eine beherzte Kämpferin und als solche
werden auch wir Grüne sie nie vergessen.
In diesem Punkt wird sie immer ein Vorbild
für uns bleiben.
Bgm.-Stellv. Gruber:
Lieber Kurt, liebe Familie, werte Trauergemeinde!
Meine Vorredner haben versucht, Hilde
Zach richtig zu beschreiben und zu
skizzieren. Es ist in Wahrheit schwierig,
Hilde Zach in ihrem Tun, Sein und ihrem
Denken zu definieren. Was sie war, das
spüren wir alle - sie war ein Gesamtkunstwerk, und das im positivsten Sinn
des Wortes.
Wenn wir darüber sprechen, was Menschen in ihrem Leben richtig gemacht
haben, dann glaube ich, müssen wir drei
Attribute nennen. Diese hat Hilde Zach wie
keine andere Person, die ich persönlich
kenne, verbunden.
Das ist die Einheit zwischen dem Denken,
dem Tun und dem Sein.
Sie hat hier eine Einheit gefunden, die
wahrscheinlich auch der Grund dafür ist,
warum so viele Menschen in den letzten
Tagen bzw. Stunden ihrer gedenken. Ich
will keine Thesen über Hilde Zach formulieren. Sie war eine Frau, die ihr Herz nicht
nur auf der Zunge trug, sondern sie tat
das, was sie gedacht, gefühlt, geglaubt
und für richtig empfunden hat.
Sie war eine große Bürgermeisterin und
eine großartige Frau! Sie war für die Stadt
Innsbruck wichtig und war auch - das
möchte ich mit großer Überzeugung sagen
- für unsere Volkspartei eine enorm
prägende und enorm wichtige Person.
Hilde Zach würde wahrscheinlich von mir
heute erwarten, dass ich die Dinge beim