Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2015
/ Ausgabe: 02-Protokoll_19.02.2015_gsw.pdf
- S.24
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Bgm.-Stellv.in Mag.a Pitscheider: Wir sind
in der öffentlichen Verwaltung verpflichtet,
ein Programm aufzulegen. Die Privatwirtschaft muss das nicht. Deshalb wird man es
dort auch nicht finden. Selbstverständlich
schaut man auf die Qualifikation. Bei gleicher Qualifikation wird die Frau genommen.
Es wurde in den Raum gestellt, dass Frauen nur deshalb genommen werden, weil sie
Frauen sind. Das wäre ein ziemlicher Blödsinn.
Im Frauenförderungsprogramm steht eine
Quote von 40 %. Ich wurde darauf angesprochen und wünsche mir natürlich 50 %,
damit eine Gleichheit gemacht werden
kann. Allerdings stehen im Gleichbehandlungsgesetz des Bundes und des Landes
Tirol 40 % und wir dürfen nur 40 % hineinschreiben. Das hindert uns aber nicht daran, wirklich den Ausgleich zu schaffen.
Die Frage nach der Familienplanung betrifft
auch die Männer. Ich will auch nicht bei
Männern, dass sie gefragt werden, wie viele
Kinder sie haben möchten und ob sie in Karenz gehen möchten. Es ist eine individuelle
Geschichte und Entscheidung. Die Frage
sollte weder bei Frauen, noch bei Männern
gestellt werden.
Wenn man das Programm gelesen hat,
kommt auch sehr viel Gleichstellung und
nicht nur Frauenförderung vor und dass der
Ausgleich zwischen Männern und Frauen
geschaffen wird. In der öffentlichen Verwaltung funktioniert es mit dem Papamonat einigermaßen, dass sie zusätzlich motiviert
werden, auch das Kind zu versorgen und
diese schönen und auch nervigen Momente
nutzen, um andere Welten kennenzulernen
- nämlich die Welt eines Kindes.
Wenn man, unabhängig als Frau oder
Mann, in Karenz ist, ist es wichtig, dass
man weiterhin an Fortbildungen teilnehmen
kann und weiß, was abläuft. Das ist ein
ganz wichtiger Zugang, der bis dato noch
nicht geschaffen wurde. Man kann von zu
Hause aus im Intranet weiterhin nachsehen,
ob es im eigenen Fachbereich eine Fortbildungsmöglichkeit gibt, die man in der jeweiligen Familientätigkeit unterbringt und
selbstverständlich auch besuchen kann. Es
ist auch ganz wichtig, dass man sich während der Karenzzeit fortbilden kann und
nicht ausgeschlossen ist, nur weil man "nur"
auf das Kind aufpasst. Ich finde, es ist eine
GR-Sitzung 19.02.2015
schöne Aufgabe, auch wenn sie manchmal
anstrengend ist.
Natürlich haben wir im Kindergarten und in
den Volksschulen ein Problem. Wenn dort
ein Mann mit gleicher Qualifikation kommt,
wird der Mann und nicht die Frau genommen, weil wir Gleichstellung fordern und
nicht nur Frauenförderung. Es ist im Programm immer wieder enthalten, dass es
genau in diesen Bereichen, wo wir einen
sehr großen Frauenüberhang haben, um
Gleichstellung geht und wir die Männer motivieren. Es entscheidet natürlich jede Person selbst, welche Ausbildung sie macht.
Kindergärtnerinnen, Kindergärtner, Volksschullehrerinnen und Volksschullehrer sind
derzeit noch sehr mit Frauen und weniger
mit Männern besetzt. Ich hoffe doch, dass in
Zukunft mehr Männer diesen schönen Beruf
wählen werden. Wenn sie sich dann bei der
Stadt Innsbruck bewerben, erhalten sie den
Vorzug, da wir dort quasi einen satten
Frauenüberhang haben.
Daher bitte ich, das Programm zu lesen. Es
geht nicht um Frauengleichstellung. Es geht
um Gleichstellung im Allgemeinen in den
ganz verschiedenen Abteilungen und um
gleiche Voraussetzungen für beide Geschlechter, damit sich beide so entwickeln
können, wie sie es gerne hätte. (Beifall)
GRin Mag.a Yildirim: Ich möchte dazu nur
ein kurzes Plädoyer halten, obwohl es heute
nicht zur Diskussion steht. Das Instrument
der sogenannten Frauenquote ist in einer
Zeit wie der heutigen leider wirklich unumgänglich. Wir würden es uns wünschen,
dass es ohne Quoten gehen würde. Wenn
wir uns die gesellschaftliche Situation ansehen und uns darauf besinnen, was uns über
die Feiertage und den Jahreswechsel die
Statistiken von verschiedensten Wirtschaftsförderungsinstituten wieder vor Augen geführt haben, wie sehr die Einkommensschere zwischen den Männern und Frauen auseinanderklafft, betrifft das eine Zeit, wo die
Frauen sehr gut gebildet sind. Ich glaube
nicht, dass es vorher je so eine Zeit wie die
jetzige gab. Wir haben im 21. Jahrhundert
insgesamt so viele, gut ausgebildete junge
Frauen und es ist immer noch dieser Missstand vorhanden. Sieht man sich die Zahlen
auf Führungsebenen an, hinken diese sehr
nach. Wenn ich sehe, dass es in Tirol die
höchste Teilzeitquote im Verhältnis zu den
anderen Bundesländern gibt, muss ich sa-