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Jahr: 2015

/ Ausgabe: 02-Protokoll_19.02.2015_gsw.pdf

- S.32

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lange im Gedächtnis hält. Als ich aufgewachsen bin, hat die Brücke, die jetzt
Grenobler Brücke getauft worden ist, Reichenauer Brücke geheißen. Das ist bis heute noch in meinem Kopf, weil es einfach
immer so war. Es dauert seine Zeit, bis sich
der neue Name durchsetzt. Straßen- und
Brückennamen bleiben einfach erhalten,
auch wenn man sie offiziell umbenennt.

GRin Mag.a Schwarzl: Wir haben im Kulturausschuss wirklich sehr lange über diese
Frage diskutiert. Es gab auch die Debatte
darüber, ob die Straße umbenannt werden
soll - nicht aus Rücksicht auf die Familie,
sondern aufgrund der Vita von Josef Eduard
Ploner. Die Intensität seiner Verstricktheit in
das damalige System hätte das durchaus
nahegelegt.

Das bringt uns dann auch zu diesem Punkt,
uns mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Warum ist es überhaupt dazu gekommen, dass solche Persönlichkeiten gewürdigt wurden? Wir haben als Stadt Innsbruck damals bewusst die Entscheidung getroffen, nicht mehr umzubenennen, sondern
uns eingehend mit den Hintergründen zu
beschäftigen und die Zusatztafeln anzubringen.

Wir haben uns allerdings dagegen entschieden. Wenn man Straßen umbenennt,
dann werden Dinge unsichtbar und man
macht sie vergessen. Wenn wir zurückblicken, war Österreich nach 1945 ja lange
Zeit in dem Dilemma, zu versuchen, Dinge
vergessen zu machen. Lange hat man sich
als Opfer sehen wollen und musste daher auch von Seiten der Alliierten - vieles nicht
aufarbeiten. Damit konnten Geschehnisse
erst relativ spät benannt werden.

Persönlich ist es mir sehr wichtig, dass die
Bezeichnung "Rasseforscher" unter Anführungszeichen steht. Ansonsten könnte es
missverständlich wirken und als Berufsbezeichnung verstanden werden. Daher mein
Dank für die redaktionelle Änderung im
Nachhinein. Bis heute stehe ich allerdings
dem Textteil "laut wissenschaftlichen Forschungen" leicht kritisch gegenüber. Als
Bürgerin möchte ich davon ausgehen, dass
die Stadt Innsbruck nichts unternimmt, ohne
dafür wissenschaftliche Grundlagen zu haben. So könnte man angeregt werden zu
hinterfragen, ob bei anderen Zusatztafeln
oder Veröffentlichungen die wissenschaftliche Grundlage fehlt.
Im Namen meiner Fraktion kann ich die
Vorgehensweise bei diesem Antrag unterstützen. Ich finde es sehr gut, dass wir die
Thematik im Kulturausschuss so breit und
offen diskutiert haben. Auch im Stadtsenat
wurde das behandelt. Wir setzen nun als
Stadt Innsbruck ein klares Zeichen, dass wir
auch heute noch eine Verantwortung tragen
für die Beschlüsse, die früher einmal gefällt
worden sind.
Abschließend möchte ich zu GR Federspiel
noch sagen, dass es mir sehr leid tut, dass
er mich offenbar manchmal nicht gut versteht. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Sie
mir nicht dauernd ins Wort fallen, sondern
mir zuhören würden? Dann könnte ich
Ihnen auch die Fragen beantworten, die offen sind!

GR-Sitzung 19.02.2015

Wir bringen also die Zusatztafel an und erklären durch ein weiteres Hinweisschild, warum wir das so machen. Es geht darum, das
Erinnern an dunkle Zeiten der Geschichte
und das Mahnen lebendig zu halten. Ich finde das richtig. Nach 1945 hat es bei uns Elitenkontinuitäten gegeben, die nicht hinterfragt worden sind. Würden wir Entscheidungen von damals einfach ungeschehen machen, würde das weiter existieren.
GRin Reisecker, der Hinweis auf die wissenschaftliche Forschung hat, soweit ich informiert bin, damit zu tun, dass die Aufarbeitung der Geschichte von Josef Eduard Ploner bzw. der Rolle bestimmter Musikformen
im Nationalsozialismus bei uns erst so richtig in den Jahren 2010/2011 begonnen hat.
Das passierte anlässlich der Veröffentlichung der CD-Reihe "Klingende Kostbarkeiten aus Tirol" des Instituts für Tiroler Musikforschung. Da kam erstmalig wissenschaftlich ans Tageslicht, welche Rolle gewisse
Persönlichkeiten gespielt haben. Der Hinweis auf der Tafel bezieht sich darauf. Vielen war das vorher ja gar nicht so bekannt vor allem nicht der jüngeren Generation.
Deshalb verstehe ich diese Bemerkung
nicht dahingehend, dass man ausnahmsweise einmal wissenschaftliche Forschungen gemacht hat, wo man sonst immer im
luftleeren Raum agiert. Nein, so ist das nicht
gemeint.
Nun zum Umgang mit der Familie von Josef
Eduard Ploner, auf den sich GR Mag. Ab-