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Jahr: 2015

/ Ausgabe: 02-Protokoll_19.02.2015_gsw.pdf

- S.45

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setzt. Erst 1955, mit Unterzeichnung des
Staatsvertrages, bekam die Republik Österreich wieder mehr Selbstbewusstsein. Der
ehemalige Bundeskanzler Dr. Kreisky hat
dann auch eine hervorragende Politik betrieben, was Südtirol anbelangt. Er hat die
Thematik sogar vor die Vereinten Nationen
(UNO) gebracht.
Auf jeden Fall hatte sich damals in Südtirol
wirklich großer Unwille aufgestaut. So viele
junge Menschen mussten ins Ausland ziehen, weil sie in Südtirol keine Arbeit bekommen haben! Ich kann mir vorstellen,
StR Mag. Fritz (um nur einen Namen zu
nennen) hätte wahrscheinlich gleich gehandelt wie Luis Amplatz! (Unruhe im Saal)
Ja, ich traue ihm das zu! Das kann ich ganz
offen sagen! Vielleicht hätte manch anderer
nicht so gehandelt. Aber ein Mann mit einem gewissen Mut hat sich damals gesagt,
dass man sich das nicht gefallen lassen
könne. Ich will StR Mag. Fritz ja nur als Beispiel verstanden wissen. Manche von uns
hier im Saal, Männer oder vielleicht auch
Frauen, hätten bestimmt auch so gedacht
und gemeint, dass man sich das einfach
nicht bieten lassen dürfe.
Ich könnte über Luis Amplatz noch viel
mehr erzählen, was er alles mitgemacht hat.
Ihr wisst selbst, die Italiener haben damals
zwei Spitzel eingeschleust. Einer von beiden hat ihn in einer Almhütte im Passeiertal
im Schlaf erschossen. Das wurde von der
Geheimpolizei inszeniert und bezahlt. Man
hat den Schützen zwar verhaftet, aber beim
Transport zwischen Meran und Bozen, wohin er ins Gefängnis überstellt werden hätte
sollen, ist er entkommen. Er hat ITL 20 Mio.
bekommen und ist in der Schweiz und in
London untergetaucht. Das habe ich im
Nachhinein aus der Zeitung erfahren.
Mir ist es einfach wichtig, das Kolorit zu
schildern, in welcher Situation sich Südtirol
damals befunden hat. Italien hat immer gesagt, die Südtirol-Frage sei eine inneritalienische. Man wollte sich über dieses Thema
nicht mit Österreich unterhalten. Erst nach
diesen - teilweise demonstrativen - Handlungen hat man eingelenkt. Da gab es dann
in Mailand und Genf Konferenzen mit dem
österreichischen Außenminister, um Ruhe
in die Sache zu bringen. Irgendwie fürchtete
man, das Prestige zu verlieren. Die Initialzündung wurde durch diese Taten gegeben.
GR-Sitzung 19.02.2015

Österreich und auch der damalige Bundeskanzler Kreisky haben davon gewusst und
diese Handlungen begrüßt.
Dazu fällt mir noch etwas ein: Im Sarntal hat
es zu dieser Zeit einen Bauern gegeben,
Sebastian Mair. Winston Churchill hat 1946
Reisen durch ganz Europa unternommen,
nachdem er als Premierminister von England abgewählt worden war. Unter anderem
kam er auch nach Bozen. Erich Ammon, der
Obmann der Südtiroler Volkspartei (SVP),
hat von diesem Besuch Churchills gehört.
So hat es auch Sebastian Mair erfahren.
Der ehemalige britische Premierminister
hatte sich in einem großen Hotel am Karerpass eingemietet. Der Bauer Mair wollte ihn
aufsuchen. Er hat eine Silberfuchs-Farm
gehabt. Diese Tiere waren damals ziemlich
wertvoll. Mair hat sich also ein schönes Fell
ausgesucht und ist zum Hotel gefahren. Er
wollte mit Churchill reden und hat dem Portier erzählt, dass er an Churchill schon einen Brief geschrieben habe. Erst nach langem Bitten ließ man ihn in den zweiten
Stock des Hotels gehen. Der Butler wollte
ihn nicht vorlassen. Aus dem Hinterzimmer
hat dann allerdings eine Stimme gerufen:
"Lassen Sie ihn herein, das ist mein
Freund!" Obwohl Churchill noch im Bett war,
hat er den Bauern empfangen.
Sebastian Mair hat dem ehemaligen Premierminister dann den Wunsch der Südtiroler
Bevölkerung vorgetragen, zu Österreich zu
gehören. Churchill hat ihm daraufhin geantwortet: "Ich sehe aber nirgendwo Rauch!"
Das alles weiß ich aus dem Mund des Bauern. Sebastian Mair hat mir die Geschichte
selbst erzählt! Ich könnte Euch sogar noch
das genaue Datum unseres Gesprächs
nennen.
Es war also zu dieser Zeit notwendig, dass
entschlossene Leute etwas unternommen
haben. Luis Amplatz hat zu diesen gehört.
Die Italiener haben Österreich damals ja
noch nicht als VerhandlungspartnerIn akzeptiert gehabt! Inzwischen hat Südtirol einen guten Autonomiestatus erwirkt. Wir sagen den BürgerInnen oft, dass man das Österreich zu verdanken hat. Wir tun gut daran, auch im Innsbrucker Gemeinderat ein
Zeichen zu setzen. Daher bitte ich darum,
Luis Amplatz eine Straße zu widmen.