Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2003
/ Ausgabe: 03-Maerz.pdf
- S.74
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Interessant wäre es auch zu erfahren, wie viel Prozent der in
den Heimen lebenden Menschen mit Psychopharmaka (und sonstigen Beruhigungs- und Schlafmitteln) versorgt werden, dabei wäre auch noch der
Kostenfaktor für diese Medikamente zu berücksichtigen.
Auch die Sterbebegleitung kann auf Grund der Zeit- und Personalknappheit oft nur im Rahmen der Grundpflege stattfinden, das heißt,
es ist dem Personal zumeist nicht möglich, sich in den letzten Stunden intensiv um die Sterbenden zu kümmern, da dazu die Zeit fehlt.
Das grundlegende Problem ist die vollkommen ungenügende
Zeitbemessung, die im Personalschlüssel des Landes Tirol vorhanden ist.
Der Zeitschlüssel ist zumeist gerade ausreichend, die körperliche Grundversorgung sicherzustellen, also für die so genannte "Warm-Satt-Sauber"oder "Still-Satt-Sauber"-Pflege, lässt aber darüber hinaus viel zu wenig
Spielraum für reaktivierende Pflege, für Validation etc. Selbst für die Sterbebegleitung gibt es im Zeitschlüssel des Landes Tirol keine extra Berücksichtigung!
Ebenfalls ist innerhalb der Grundpflege keine ausreichende
Physio- bzw. Ergotherapie vorgesehen, denn eine solche wird im Zeitschlüssel des Landes Tirol ebenfalls nicht berücksichtigt, obwohl dies eine
dringende Notwendigkeit wäre. Die ist auch durch frühzeitige Entlassungen
aus dem Krankenhaus bedingt!
Wenn in den Heimen nur Zeit dafür bleibt, die allernotwendigsten körperlichen Bedürfnisse abzudecken, verkümmert die Seele.
Die Heime des Innsbrucker Sozialfonds (ISF) - nunmehr Innsbrucker Soziale Dienste gemeinnützige GesmbH (ISD) - werben in ihrem
Logo auch mit Zuwendung und Geborgenheit. Um dies im Heimalltag jedoch tatsächlich bzw. besser umsetzen zu können, ist einiges mehr notwendig, als derzeit möglich ist.
Wenn die Pflegeheime nicht nur Verwahrungsstätten mit
Grundversorgung sein wollen, sondern eine wirklich menschenwürdige
Lebensbegleitung für die letzten Lebensjahre oder Lebensmonate bieten
wollen, bedarf es des politischen Willens für positive Änderungen bzw. das
Erkennen des Handlungsbedarfs für entsprechende Maßnahmen.
GR-Sitzung 27.3.2003