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Jahr: 2017

/ Ausgabe: 04-Protokoll_20.04.2017.pdf

- S.10

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glücklichen Lage, seit Jahren die am wenigsten verschuldete Landeshauptstadt in
Österreich zu sein. Auch wenn wir hohe
Investitionen getätigt und ein Minus budgetiert haben, ist es uns gelungen, mehr Steuern einzunehmen und gut zu wirtschaften.
Daher konnten wir immer mit einer schwarzen Null abschließen.
Auch im vergangenen Jahr konnten wir
€ 20 Mio. dem außerordentlichen Haushalt
zuführen. Das wird natürlich nicht immer so
weitergehen. Die Auswirkungen der Steuerreform 2015/2016 werden uns heuer treffen.
Für viele Projekte, die schon auf Schiene
sind, werden wir Geld aufnehmen müssen.
Warum ist es trotzdem notwendig, dass wir
sie jetzt durchführen? Ihr wisst alle, dass es
seit der Industrialisierung diesen Urbanisierungsprozess gibt. Bereits 2005 hat die
Hälfte der Weltbevölkerung in Städten gelebt. Bis zum Jahr 2050 werden es zwei
Drittel sein. Dabei gibt es aber riesige Unterschiede. Während die Städte in Schwellenländern und in Südamerika sehr rasant
wachsen, ist die Entwicklung in Europa
schon weit fortgeschritten. In Österreich
z. B. liegt die Urbanisierungsrate bei 66 %.
In der Bundesrepublik Deutschland bei
75 %. An unsere nördliche Nachbarin werden wir uns in den nächsten Jahren annähern. Was heißt das dann?
Bei uns ist die Infrastruktur schon weitgehend vorhanden. Es gibt gewisse Gesellschaftsschichten, die es weiterhin in die
Städte ziehen wird. Sie werden von den
Fachleuten oft als creative class und WissensarbeiterInnen bezeichnet. Diese haben
ihre Ansprüche an den Ort, den sie zum
Wohnen auswählen. Sie erwarten eine hohe
Lebensqualität, das wird der entscheidende
Faktor beim Wettbewerb unter den Städten
sein. Das bedeutet erstens gute Arbeitsangebote, verschiedene höhere Bildungseinrichtungen, Kultur- und Sportangebote sowie - und dabei kann sich die Stadt Innsbruck meiner Meinung nach sehr gut von
anderen abheben - Naturnähe.
Unsere Bergwelt ist sehr gut nutzbar, das ist
eine Eigenschaft, die andere Städte nicht so
in diesem Ausmaß aufweisen können. Daher ist die Patscherkofelbahn ein gutes Beispiel. Der Berg war ja schon für die letzte
Generation zugänglich und so soll es auch
in Zukunft sein. Für Menschen, die in die
Stadt Innsbruck ziehen - auch für StudenGR-Sitzung 20.04.2017

tInnen - ist diese Bergnähe oft ein ganz entscheidender Faktor. Beim Projekt am Patscherkofel wird nicht nur die Bahn erneuert,
sondern es kommen auch neue Angebote
für die Regionalentwicklung dazu, wie z. B.
der Badeteich, den es bisher ja nicht gegeben hat.
Wir in der Stadt Innsbruck investieren in all
diese Bereiche, die für die Lebensqualität
wichtig sind. Wie etwa in die Sanierung von
Schulen oder den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten - z. B. die neue Kinderkrippe in Hötting. In der Stadt Innsbruck
sind 53 % der StudienabgängerInnen weiblich. Die Frauen sind also bei uns sehr gut
ausgebildet. Sie sollen die Arbeitsangebote
wahrnehmen können. Daher haben wir den
Gratis-Kindergarten für Kinder ab zwei Jahren eingeführt. Das alles sind für diese
Schicht attraktive Leistungen.
Wir investieren weiters in das Kulturangebot - siehe Haus der Musik. Die Menschen
brauchen natürlich auch Wohnraum. Am
Campagnereiter-Areal schaffen wir über
1.000 Wohnungen und beim Masterplan
Hötting-West/Kranebitten sind 1.500 Wohnungen vorgesehen. Die Frage müsste eigentlich umgekehrt gestellt werden - ob wir
es uns leisten können, nicht zu investieren
und statt dessen zu sparen, so wie es
GR Vescoli vorschlägt. Bei diesem Zinsniveau, das unter der Inflationsrate liegt, bedeutet das, dass man sich arm spart. Können wir uns das leisten?
(GR Vescoli: Wir könnten stattdessen die
alten Schulden abzahlen.)
Manchmal habe ich das Gefühl, man glaubt,
die Entwicklungen ließen sich stoppen. Man
könne eine Mauer um die Stadt Innsbruck
bauen und alles würde so bleiben, wie es
immer war. Das ist aber nicht so! Das Leben in einer Stadt ist immer ein dynamischer Prozess. Wenn sie nicht attraktiv ist,
dann kommt es automatisch zur Abwanderung. Und was passiert dann? Wer geht als
erstes? Diejenigen, die es sich aussuchen
können, die sich auch irgendwo anders eine
Karriere aufbauen können. Also junge Menschen, die sehr gut ausgebildet sind und
sehr leicht an einem anderen Standort Fuß
fassen können. Eventuell werden sie auch
von anderen Städten mit besseren Jobs
gelockt.