Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 06-2023-06-15-GR-Protokoll.pdf
- S.12
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Uns von FI ist es ein sehr großes Anliegen,
den Menschen Raum in der Stadt zurückzugeben. Ich glaube, wir werden zukünftig einige im Gemeinderat überzeugen können,
diesen Weg gemeinsam zu gehen. Dadurch
können wir Innsbruck, die Stadt der kurzen
Wege im Herzen der Alpen, zur vielleicht
fußgängerInnenfreundlichsten Stadt Europas machen. (Beifall)
GRin Mag.a Lutz: Ich danke FI für dieses
spannende und wichtige Thema. Wir sprechen oft über Auto- und RadfahrerInnen,
aber nur selten über zu Fuß Gehende. Um
FußgängerInnen in den Fokus zu rücken,
habe ich einmal nachgelesen, was zu Fuß
Gehende eigentlich sind.
Im juristischen Sinne sind FußgängerInnen
Verkehrsteilnehmende, die keinerlei technische Verkehrsmittel nutzen. Dabei wird
keine Unterscheidung zwischen gehenden
und laufenden FußgängerInnen gemacht.
Das zu Fuß gehen ist eine natürliche Fortbewegungsart des Menschen und zwar in
Form des aufrechten Ganges. Es hat sich
im Laufe der Evolution zu einem charakteristischen Erscheinungsbild von Menschen
entwickelt. Das sollten wir uns alle wieder
einmal in unser Bewusstsein rufen.
In der Vergangenheit spiegelte die Nutzung
des Verkehrsraums immer ein Verhältnis
der Gesellschaftsschichten. Warum? Die
obere Gesellschaftsschicht nutzte Kutschen, während die Menschen der unteren
Schichten sich zu Fuß fortbewegten. Erst
die Französische Revolution brachte eine
Emanzipation der FußgängerInnen. Es war
die Blütezeit der Fußreisen und des Flanierens.
Der Bürgersteig - so nannte man damals die
Gehwege - war ein Teil des Rufes nach
Bürgerrechten. Die Menschen sind aufgestanden und haben ihr Recht eingefordert,
Platz für das zu Fuß Gehen zu bekommen.
Deshalb nennt man die Wege auch Bürgersteig.
Mittlerweile ist das zu Fuß Gehen natürlich
bei allen von uns im Alltag angekommen.
Es gibt keine Unterscheidung in Klassen.
Jede/jeder geht zu Fuß. Besonders in Innsbruck, der Stadt der kurzen Wege, stellt das
zu Fuß Gehen im Innenstadtbereich die
Fortbewegungsart Nummer Eins dar.
GR-Sitzung 15.06.2023
Das Herz der Stadt Innsbruck - die MariaTheresien-Straße- ist seit Jahren eine FußgängerInnenzone. Zur Errichtung dieser
Zone trug vor allem die Forderung und der
Gründungsgrund der Kaufleute der Innenstadt bei. Sie haben den Wunsch geäußert,
die Maria-Theresien-Straße zur FußgängerInnenzone umzugestalten.
Damals war es undenkbar und hat für unglaublich viel Aufsehen gesorgt. Heute ist
diese FußgängerInnenzone nicht mehr wegzudenken. Die Maria-Theresien-Straße ist
eine Flaniermeile geworden. Damals konnte
man sich nicht vorstellen, Autos, die Straßenbahn und Fahrräder von der Maria-Theresien-Straße zu verbannen. Heute laden
Gastgärten zum Verweilen und Geschäfte
zum Flanieren ein.
Für uns von der ÖVP stellt das Radfahrverbot einen wichtigen Punkt in FußgängerInnenzonen dar. Die GRÜNEN haben einmal
einen Antrag im Gemeinderat eingebracht,
um das Radfahrverbot aufzuheben. Das ist
ein absolutes No-Go!
Ich war einmal in einer italienischen Stadt,
in deren FußgängerInnenzone das Radfahren erlaubt war. Dort fühlte ich mich bedrängt und mein Bewegungsradius war
stark eingeschränkt. Ich hatte ständig
Angst, mit einem Fahrrad in den engen
Gassen einen Unfall zu haben. In der MariaTheresien-Straße sitzen Menschen in Gastgärten. Es ist wichtig, dass hier ein absolutes Radfahrverbot weiterhin bestehen bleibt.
Nun habe ich viel über die Maria-TheresienStraße geredet. Völlig anders sieht es in
den Seitengassen der Innenstadt aus. Man
musste feststellen, die eingeführte Begegnungszone funktioniert nicht. Busse aus den
Umlandgemeinden donnern durch die Meraner Straße und halten sich äußerst selten
an die dort geltende 20 km/h Regelung.
FußgängerInnen fällt es durch das Fehlen
von Zebrastreifen schwer, die Straße in der
Begegnungszone zu überqueren. Oftmals
werden sie von Radfahrenden und AutofahrerInnen, die keine Acht auf zu Fuß Gehende geben, angepöbelt. FußgängerInnen
verziehen sich also brav auf Gehsteige Bürgersteige - zurück und queren die
Straße erst bei der nächsten Ampel.