Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2014
/ Ausgabe: 07-Protokoll_12_06_2014.pdf
- S.13
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GRin DIin Sprenger: "Kultur für alle" ist natürlich ein breit aufgestelltes Thema. Aus
meiner Sicht hat die Kultur zwei Ebenen.
Zum einen die Ebene, auf der die Bevölkerung aktiv beteiligt ist, und zum anderen
dann jene Ebene, bei der es sich um zugekaufte Kultur handelt. Sie kann weltweit
aufgeführt werden.
So zum Beispiel die Tanzstücke des "Internationalen Tanzsommers Innsbruck". Es
sind Programme, die durch die ganze Welt
touren. Sie sind sicher toll und schön, aber
nicht so identitätsstiftend wie die Kultur, die
aktiv aus der Bevölkerung entsteht.
Ob das jetzt Tanz, Schauspiel, Musik, Literatur, Kabarett, Malerei oder Bildhauerei ist.
Oder auch, wie gemunkelt wurde, ob es
sich um Ess- oder Trinkkultur, um Agricultura als umfassenden Begriff, handelt. Auch in
diesem Bereich hat man gesehen, dass der
Trend ganz klar hin zu regionalen Produkten geht. Das, was in der Region entsteht,
das, was aus der Bevölkerung kommt, auch
die Themen, die unter den Nägeln brennen,
werden von den Kulturschaffenden vor Ort
aufgearbeitet. Das wird dann in Kultur und
Kunst entsprechend umgesetzt.
Das wird von der Bevölkerung gut angenommen, weil es eine gewisse Sehnsucht
nach Authentizität befriedigt. Es ist eben
eine ehrliche, gerade Geschichte. Gerade
wenn man z. B. auf eine Alm geht: Man
bestellt sich eine Buttermilch. Das ist einfach ehrlich, wenn wir gerade Ess- und
Trinkkultur angesprochen haben.
Da weiß man einfach, wo das herkommt.
Das ist authentisch! Ich glaube auch, dass
das sehr identitätsstiftend ist. Deshalb ist
aus meiner Sicht der Kultur, die aus der
Bevölkerung entsteht, klar der Vorzug zu
geben. Auch wenn es natürlich schön ist,
dass wir das andere haben.
Aber die eigene Kultur ist das, woraus man
wächst, was die Bevölkerung zusammenhält und was einfach Identität gibt.
GR Ofer: Ich kenne mich jetzt nicht ganz
aus. Was ist Kultur? Das ist eine schwierige
Frage. Irgendwie kommt es mir vor, als
wüsstet Ihr selbst nicht, was Kultur ist. Denn
anscheinend reden wir alle an Kultur vorbei!
Kultur ist etwas aus der Gesellschaft Gewachsenes. Es sind die gesellschaftlichen
GR-Sitzung 12.06.2014
Errungenschaften, die sich eingebürgert
und stabilisiert haben. Das ist Kultur.
Jemand, der keine Kultur hat, weil er/sie es
sich nicht leisten kann - sich einen gewissen
Standard nicht leisten kann -, der hat auch
keine Kultur.
Diese Kultur gehört zu erhalten. Wenn für
Euch Kultur heißt, dass vorne am Sparkassendurchgang ein pfeifender Charly Chaplin
herumsteht, der den Leuten blöd hinterherpfeift, wenn sie nichts bezahlen! Wenn das
für Euch Kultur ist, dann müssen wir wirklich
eine Aktuelle Stunde dazu machen. Denn
dagegen müssen wir etwas tun.
Wenn es aber nur darum geht, irgendwelche geistigen, kranken Auswüchse von irgendwelchen KünstlerInnen, die wieder
irgendeinen Brechreiz oder was weiß ich für
Geistiges loslassen wollen, dann … Wenn
Ihr das als Kultur bezeichnen wollt, Entschuldigung, für mich hat sich so etwas
nicht etabliert. Also für mich ist das keine
Kultur.
StR Gruber: Nun, wir haben noch genug
Zeit, um zum Thema Kultur zu sprechen.
Ich war jetzt erstaunt! Wenn GR Onay mit
seiner schweren Kritik an der eigenen Kulturreferentin, der Frau Bürgermeisterin, das
dann als Allgemeinplatz loswerden will …
(Bgm.in Mag.a Oppitz-Plörer: Nein, ich gehöre nicht GR Onay!)
Da muss ich jetzt wirklich hergehen und
sagen - nicht weil später eine Abstimmung
wegen des Alkoholverbots kommt -, dass
ich das überhaupt nicht verstehe. Sagt das
doch der Frau Bürgermeisterin in Euren
koalitionären Gesprächen direkt. Fordert sie
auf, hier tätig zu werden, wenn Ihr schon so
ein Defizit an Kultur in der Stadt Innsbruck
seht.
Ich mache das nicht aus politischer Überlegung heraus, sondern aus wirklicher Überzeugung. Ich muss jetzt zum zweiten Mal
fragen. Wisst Ihr eigentlich, dass in der
Stadt Innsbruck das Kulturleben hervorragend funktioniert? Das gilt sowohl für das
von unten gewachsene, als auch für die
Alternativkultur, bis hinauf zur Traditionskultur.
Ich habe viele Punkte, bei denen ich die
Frau Bürgermeisterin und diese Koalition
kritisiere. Aber eines steht fest, die Kultur in