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Jahr: 2013

/ Ausgabe: 09-Juli-geschwaerzt.pdf

- S.28

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- 586 -

die höchste Funktion in der Hitlerjugend
(HJ) in einem Kreis.
Zuständig war Hermann Pepeunig für die
Vermittlung nationalsozialistischer Weltanschauung, für die vormilitärische Erziehung
und die Einhaltung der Disziplin. Im Laufe
des Krieges dünnte die Personaldecke der
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) immer mehr aus, sodass er
ab 1941/42 auch den Hitlerjugend (HJ)Bann Innsbruck übernahm. Nach 1945 erklärte er, dass er nur auf Befehl gehandelt
habe und die Positionen übernehmen musste. Diese Entschuldigung war unter ehemaligen NationalsozialistInnen üblich.
Die Bundespolizeidirektion stellte in ihren
Ermittlungen fest, Hermann Pepeunig habe
als scharfer Nationalsozialist gegolten und
sei wegen seines rigorosen Einforderns von
Disziplin gefürchtet gewesen. In zwei aktenkundigen Fällen ging er gegen Jugendliche
vor. Für den einen, der unter dem Verdacht
der Selbstverletzung stand, beantragte er
den Ausschluss, weil er sittlich und moralisch wertlos sei. Für einen zweiten beantragte er Jugendarrest, weil dieser seinem
Befehl, an den wöchentlichen Führerschulungen teilzunehmen, nicht nachgekommen
war.
In diese Funktionsperiode fiel auch seine
kurze Wehrdienstzeit. Einem ersten Einberufungsbefehl im Herbst 1940 entging er,
weil er für die Hitlerjugend (HJ) unabkömmlich gestellt worden war. Als diese Stellung
im Juli 1941 auslief, rückte er in das
Schwazer Pionierbataillon ein. Dort blieb er
knapp 30 Wochen. Die Hälfte davon verbrachte er im Lazarett und auf Genesungsurlaub. An die Front kam er nie. Ab Februar 1942 war er wieder unabkömmlich gestellt.
Seine Auszeichnungen mit Kriegsverdienstkreuzen erhielt er nicht für aktive Kriegsdienstleistung, sondern für seine Verdienste
als Hitlerjugend (HJ)-Bannführer an der
Heimatfront. Im August 1944 meldete sich
Hermann Pepeunig zur "Division Hitlerjugend (HJ)" der Waffen-Schutzstaffel (SS),
wurde aber trotz eines Mangels an Soldaten
nicht eingezogen.
Am 30.4.1945 rief Gauleiter Hofer in einer
Radioansprache Standschützen, Hitlerjugend (HJ) und Einheiten der Deutschen
Wehrmacht zur Verteidigung Tirols auf.
GR-Sitzung 11.7.2013

Hermann Pepeunig führte einen Trupp Hitlerjungen, nach seiner Aussage waren es
zwanzig, an die Front bei Scharnitz und
schloss sich der Kampftruppe Scharnitz,
einem aus verschiedenen Einheiten zusammengestellten Verband, an.
Die US-Armee rückte am 1.5.1945 Richtung
Scharnitz vor und benötigte mehr als zwölf
Stunden, um den Widerstand (unter anderem von Heckenschützen) zu überwinden.
In der Literatur wird eine Anzahl von 28 toten Hitlerjungen kolportiert.
Hermann Pepeunig selbst sagte nach dem
Krieg aus, einer der Hitlerjungen sei verwundet worden, ein anderer ins Karwendelgebirge geflüchtet. In der Chronik der Gendarmerie Scharnitz vermerkte ein Beamter,
auf deutscher Seite wären 16 Soldaten gefallen. Auf dem im Oktober 1949 eingeweihten Seefelder Waldfriedhof sind 48 Soldaten
begraben, die bei den Kämpfen zwischen
Scharnitz und Seefeld gefallen sind. Von
diesen kommen laut Liste des "Schwarzen
Kreuzes" vom Alter her höchstens drei oder
vier als Hitlerjungen in Frage.
Unabhängig von der Zahl der getöteten Jugendlichen bleibt der aus heutiger Sicht
bemerkenswerte Fakt, dass Hermann
Pepeunig damals Jugendliche an die Front
geführt und sie der Gefahr ausgesetzt hat,
getötet zu werden und selbst töten zu müssen. Zu einem Zeitpunkt, als ihm als höherer NS-Charge, der er zweifellos war, klar
sein musste, dass es nur mehr eine Frage
von Tagen war, bis die Front zusammenbrechen würde.
Hermann Pepeunig kehrte nach Innsbruck
zurück und lebte zunächst unbehelligt. Auf
Befehl der französischen Militärregierung
mussten sich am 28.7.1945 alle Innsbrucker
NationalsozialistInnen in der Innsbrucker
Klosterkaserne registrieren lassen. Hermann Pepeunig folgte dem Befehl und wurde verhaftet. Mangels gesetzlicher Grundlage (Verbotsgesetz und Kriegsverbrechergesetz galten in Tirol noch nicht), wies ihn die
Sicherheitsdirektion in ein Arbeitslager ein.
Zuerst zum Kohlenbergbau nach Nösslach,
dann zum Torfstechen nach Hochfilzen und
schließlich zur Wildbachverbauung nach
Uderns und Stummerberg.
Nach Inkrafttreten des Verbotsgesetzes
zeigte ihn die Bundespolizeidirektion im
März 1946 wegen Hochverrats an. Ange-