Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2004
/ Ausgabe: 10-Dezember-TeilB-2(Budget).pdf
- S.63
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zu sichern; aber auch in diesem bereich haben wir Wünsche an den Gesetzgeber: Die Wettbewerbe können derzeit nur im Einvernehmen mit dem jeweiligen Investor ausgeschrieben werden, es gibt keinen Rechtsanspruch
darauf. Bei jenen Flächen, für die noch kein Bebauungsplan besteht, ist es
noch relativ einfach: Wenn der Bauträger oder Investor eine Änderung in
der Flächenwidmung verlangt, ist diese leicht zu erwirken. Das ist aber
nicht der richtige Weg. Es sollte doch so sein, dass das Gesetz für Objekte
mit bestimmter Bedeutung bzw. Größe oder aufgrund des Standortes die
Durchführung eines Wettbewerbs vorsieht; dann müsste nicht immer eine
Art Handel darüber stattfinden, ob es zu einem Wettbewerb kommen soll
oder nicht. Es wäre mein Wunsch an den Gesetzgeber, das in die Tiroler
Bauordnung einzubauen.
Was den Gestaltungsbeirat anlangt, bin ich anderer Meinung.
Ich war zwar früher sehr skeptisch. Auch jene Architekten, mit denen ich
im Rahmen meiner Tätigkeit für den Tiroler Arbeiter- und Angestelltenbund zu tun gehabt habe, - einige zählen heute zu den führenden -, haben
einen Gestaltungsbeirat immer abgelehnt.
Gerade diese Architekten sprechen sich heute für einen Gestaltungsbeirat aus. Sie halten einen Gestaltungsbeirat für günstig und positiv,
es hängt nur davon ab, wie man ihn organisiert. Die Jury des Gestaltungsbeirates muss entsprechend häufig wechseln, damit keine Lobbys entstehen
können, die Einfluss ausüben. In Salzburg kam es ursprünglich zu massivem Lobbyismus, was zu sehr negativen Erfahrungen geführt hat. Trotzdem ist man heute der Meinung, dass der Gestaltungsbeirat unverzichtbar
sei.
Ich darf ein Beispiel für eine Situation anführen, mit der viele
junge Architektinnen und Architekten immer wieder konfrontiert werden.
Sie bekommen ihre Aufträge nicht auf diese Weise, dass jemand kommt
und die Planung dieses oder jenes Objektes in Auftrag gibt; vielmehr
besichtigen sie die in Frage kommenden Grundstücke, zerbrechen sich den
Kopf und arbeiten mit viel Aufwand ihre Pläne aus. Dann wird der Wettbewerb entschieden, und viele der jungen Architektinnen und Architekten
sind aus dem Rennen. Sie bekommen keine Chance, und das ist nicht ganz
fair.
GR-(Budget-)Sitzung 3.12.2004