Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2010
/ Ausgabe: 14-Dezember-Budget-Teil2.pdf
- S.43
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Ich glaube, man muss aufpassen, dass
diese Tourismuszahlen, welche so
bejubelt werden, nicht der wirkliche
Gradmesser sind, sondern die Wertschöpfung im Tourismus. (Beifall)
Hier ist die Kurve vollkommen gegenläufig. Warum haben wir im Tourismus
Probleme? Das ist das Ausbildungssystem, Frau Bürgermeisterin. In welchem
Bereich gibt es noch einheimische
Arbeitskräfte im Tourismus? Schauen Sie
in die Küchen oder zum Reinigungspersonal. Wenn immer die Devise verbreitet
wird - GR Federspiel sitzt momentan
leider nicht im Raum - Ausländer raus,
steht man vor verschlossenen Türen. Das
würde nicht mehr funktionieren.
Ich glaube, dass sich im gesamten
Ausbildungssystem vieles ändern muss,
damit ein normaler Beruf, mit einem
gewissen Intellekt im Hintergrund, nichts
Negatives ist. Ein guter Beruf mit einer
guten Allgemeinbildung wird in Zukunft
noch mehr zählen.
Ich hoffe, dass wir alle Hotels, welche
jetzt in Innsbruck in Bau sind, wirklich
brauchen und dass sie die Qualität,
welche uns versprochen wurde, auf Dauer
halten können.
Mich wundert, dass am Gardasee jemand
für einen Container € 100,-- bezahlt und
man sich dabei noch im Freien duschen
muss. Sie verkaufen das dort einfach so
gut und senken auch die Preise nicht.
In der Stadt Innsbruck kann man im
Zentrum Vier-Sterne-Hotels mit Frühstück
für Gruppen um € 30,-- oder Doppelbettzimmer mit einem Top-Buffet um € 85,-pro Zimmer, buchen.
Das kann auf Dauer nicht wirtschaftlich
sein. Man sieht in gewissen Gebieten, wie
viele Hotels verkauft wurden (Stubaital,
Seefeld usw.). Hier konnte zwar der
laufende Betrieb erwirtschaftet, jedoch
keine Reserven geschaffen werden.
Die Leopold-Franzens-Universität
Innsbruck ist ein wichtiger Bereich als
Wirtschaftsfaktor. Wir müssen vehement
kämpfen, dass uns das unsere Freunde in
Bozen hier nicht wegnehmen und sich
positionieren. Man spürt das. Jeder/e
Student/in, der/die in Innsbruck studiert,
ist ein wirtschaftsbelebendes Element.
Ich bringe noch einmal das Beispiel
China. In Zhengzhou (Hauptstadt der
Provinz Henan) wird eine Medizinische
Universität für 70.000 StudentInnen, für
die traditionelle chinesische Medizin,
gebaut. Es sind Tausende amerikanische,
europäische und englische StudentInnen,
welche dort Geld bringen. Man muss sich
dazu bekennen, dass eine Universität, mit
allen Nachteilen - es werden mehr
Wohnungen für StudentInnen gebraucht
und die Preise nach oben getrieben - ein
großer Wirtschaftsfaktor ist. Dies ist nicht
nur im Bereich der Forschung so, sondern
generell ein starkes Signal in Richtung
starker Standort.
In Bezug auf die Schigebiete sind wir
dafür, dass die Mutterer Alm und die
Axamer Lizum verbunden werden. Die
Schlick sollte, wenn überhaupt, später
dazu kommen. Die BewohnerInnen des
Stubaitales sind daran natürlich sehr stark
interessiert.
Der/die Tourist/in wählt eventuell die Stadt
Innsbruck aus, wenn er/sie mit dem
Flugzeug eine gute Anbindung hat und es
Billigflieger gibt. Außerdem sollte die
Möglichkeit bestehen, am Abend in
Innsbruck etwas zu unternehmen. An
Wochenenden ist es bereits schwierig. Bis
auf wenige Gasthäuser in der Altstadt
sind alle geschlossen. Die Frage des
Einkaufens stellt sich nach einer gewissen
Zeit nicht mehr. Tanzen kann man auch
nicht gehen, da es keine Lokale mit LiveMusik gibt.
Ein Gast in meinem Betrieb sagte, dass er
in das Kaufhaus Tyrol gehen würde. Er
kommt zurück und fragt, was hier "Tirol"
sei. Alle Marken, welche es in Deutschland gibt, hätte er dort auch gesehen jedoch nichts"Tirolerisches". Er hätte
gerne Tiroler Produkte gekauft. Auch
solche Elemente spielen hinein.
Eine ukrainische Gruppe wollte um acht
Uhr abends im beinahe Smoking-Outfit in
Natters tanzen gehen. Ich erklärte ihnen,
dass das nicht möglich ist und sie nur in
die Ställe hineinschauen könnten, wie die
Bauern ihre Kühle melken und den Stall
ausmisten.
Es gibt viele Faktoren. Wir wissen, dass
die Gäste und BürgerInnen anspruchsvol-
GR-(Budget-)Sitzung 10.12.2010 (Fortsetzung der am 9.12.2010 vertagten Sitzung)