Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2006
/ Ausgabe: 2006_03-Maerz.pdf
- S.53
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 214 -
GR Willi: Für mich geht es bei diesem
Punkt im Kern um die Frage von Vertrauen und Misstrauen. Dieser Gemeinderat
hat sich entschieden, die Frage, wie
dieses Kaufhaus aussehen soll, in die
Hände eines Gestaltungsbeirates zu legen
und dafür zu sorgen, dass es einen
Architektenwettbewerb gibt.
Was der Gemeinderat festlegt, sind
Eckpunkte im Bebauungsplan. Wir haben
in den letzten Jahren - das ist gut so und
toll zu erleben -, eine rasante Entwicklung
hinsichtlich der Qualität in Tirol gehabt. Es
gibt viele Leute, die fest mitgeholfen
haben, im Besonderen auch das Architekturforum, und jetzt haben wir ein städtebaulich sensibles Projekt vor uns.
Der Gemeinderat hat sich entschieden,
das fachlich zu Lasten eines Gestaltungsbeirates zu beurteilen. Ich vertraue auf
den Wettbewerb, obwohl der Gestaltungsbeirat entschieden hat, hinsichtlich der
Fassadengestaltung in der MariaTheresien-Straße eine relativ lange Leine
zu geben. Ich vertraue darauf, dass sich
viele gute Architektinnen bzw. Architekten
sehr gut überlegen, wie sie die Fassade
dieses neuen Kaufhauses gestalten
werden.
Ich vertraue darauf, dass hier etwas
herauskommt, was sich gut in das Bild
dieser Straße einfügt. Wer der Meinung
ist, dass die Fassade, so wie sie jetzt ist,
erhalten bleiben soll, der wird heute gegen
den Bebauungsplan stimmen, weil er sagt,
dass das die tollste Fassade ist, die sich
das Kaufhaus Tyrol verdient hat. Sie ist so
super und soll so bleiben. Jeder, der eine
Veränderung möglicherweise bis zu einer
ganz neuen Fassade haben möchte, der
sollte sagen, dass er auf die vielen
gescheiten kreativen Leute vertraut. Wenn
das durch viele kundige Leute eines
Gestaltungsbeirates, der sehr ausgewogen besetzt wurde, beurteilt wird, wird
etwas Gescheites dabei entstehen.
Ich denke, wir sollten der Kreativität und
den sicher guten Lösungsansätzen von
vielen Architektinnen bzw. Architekten
Raum geben. Ich glaube einfach, dass die
Architekturszene so gut entwickelt ist,
sodass hier etwas Gescheites herauskommt.
GR-Sitzung 30.3.2006
Ich finde es einfach wichtig, diese
Kreativität zuzulassen und glaube, dass
am Ende des Tages etwas herauskommt,
was dieser berühmten tollen MariaTheresien-Straße angemessen ist.
(Beifall)
StR Dr. Pokorny-Reitter: Ich wurde
gestern von einem Medium angerufen und
gefragt, wie die SPÖ zu diesem Thema
"Abriss oder Nichtabriss" der Häuser in der
Maria-Theresien-Straße steht. Wir haben
bekannterweise alle Büros, welche auf die
Maria-Theresien-Straße gerichtet sind.
Bevor ich zu einer Antwort angesetzt
habe, habe ich auf die gegenüberliegende
Seite geschaut und habe Folgendes
geantwortet: "Besonders spektakulär und
umwerfend sind die Fassaden nicht, die
wir gegenüber unseres Rathauses
vorfinden."
Wenn ich mir zum Beispiel vorstelle, wie
beeindruckt ich immer wieder davon bin,
wenn ich beim Gymnasium am AdolfPichler-Platz zur Rathaus-Passage gehe
und sehe, wie schön es ist, wenn sich im
Hotel Penz die Nordkette bei allen
Stimmungen und bei jedem Wetter
widerspiegelt, dann ist das auch eine
innerstädtische Fassade, die mir sehr gut
gefällt. (Beifall) Ich glaube aber nicht, dass
das in der Maria-Theresien-Straße gleich
sein wird bzw. gleich sein muss.
Wir sehen das wie folgt: Es gibt ein
ausgeklügeltes Wettbewerbsverfahren, die
Möglichkeit ein, zwei oder auch drei
Fassaden neu zu gestalten und es gibt die
Möglichkeit, die Fassade zur Gänze
bestehen zu lassen. Hier sagen wir, dass
sich die Fachleute schon etwas Richtiges
und Gutes überlegen und dem schließen
wir uns auch an. Wir glauben, dass die
richtige Verbindung zwischen der alten
schützenswerten Gebäudelandschaft in
der Maria-Theresien-Straße bzw. auch
etwas Neuem zustande kommt.
Das Neue kann harmonisch, provokativ
sein, sich gut zusammenfügen und es
kann auch Anreiz zu Diskussionen sein.
Moderne Architektur ist immer ein Anreiz
für Diskussion, aber auch das Bewahren
des Alten ist ein Anreiz für Diskussion.
Man wird ja nicht glauben, wenn man die
derzeitigen Fassaden behält und unterhalb
einen großen Eingangsbereich schafft,