Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2008
/ Ausgabe: 2008_06-Juni.pdf
- S.57
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 546 -
Luft oder die priveligierte Lage? Ich habe
einmal zu einer Bewohnerin der Hungerburg gesagt, sie soll von der Hungerburg
in die Stadt ziehen. Diese Person hat mich
so angesehen, als hätte ich ihr eine
"Bergwerksarbeit" angetragen. Man kann
nicht alles im Leben haben und ich finde
die Situation auf der Hungerburg sehr
priveligiert.
StRin Dr.in Pokorny-Reitter: Es ist ganz
richtig, dass man nicht alles im Leben
haben kann und sich die Menschen
entscheiden müssen, was sie haben
wollen.
Das dumme, anstrengende oder herausfordernde für uns in der Politik ist, dass die
einen Leute sagen, dass sie auf der
Hungerburg einen Grund besitzen, einen
Grund erwerben und dort auch wohnen
wollen. Aufgrund des neuen Bebauungsplanes haben sie diese Möglichkeit auch.
Die anderen Leute sind jene, die in der
Höttinger Gasse oder Riedgasse wohnen
und unter dieser Verkehrsbelastung sehr
leiden und die Meinung vertreten, dass
man nicht mehr Verkehr auf die Hungerburg zulassen kann.
Das ist sehr schwierig, weil beide Positionen von sich aus berechtigt sind. Die
einen, auf der Hungerburg maßvoll zu
bauen. Bis auf einzelne Bereiche ist es ein
sehr akzeptabler Bebauungsplan, wobei
jedoch einzelne Bereiche aufgrund der
Geschichte dichter bebaut sind. Die
anderen sind berechtigt zu sagen, dass
sie keinen zusätzlichen Verkehr mehr
vertragen.
Das Problem ist, dass der Appell an die
Menschen, sie sollten den öffentlichen
Verkehr mehr in Anspruch nehmen, leider
zu wenig gehört bzw. befolgt wird. Das ist
die Realität und diese erlebe ich, wenn ich
täglich die Höttinger Gasse auf und ab
gehe. Ich werde diesbezüglich dementsprechend von den BewohnerInnen von
Hötting immer wieder festgenagelt.
Es muss uns klar sein, dass mehr Bauten
auf der Hungerburg mehr Verkehr
bedeutet. Ich gehe davon aus, dass wir
auf die Hungerburg keine neue Straße
errichten können, denn ich wüsste nicht,
wo man über den Rechenhof bzw.
Mühlauer Klamm oder über Hötting eine
Straße hinauflegen könnte. Daher wird
GR-Sitzung 24.6.2008
man sich wahrscheinlich früher oder
später überlegen müssen, welche sanften
Regulierungsmaßnahmen es gibt, um die
Leute zu einem Umstieg auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu
bewegen.
Solange es in der Höttinger Gasse keinen
stundenlangen Stau gibt, werden die
Leute mit dem PKW auf die Hungerburg
fahren. Das ist die Realität. Wir wissen ja,
dass die Leute, welche auf der Hungerburg wohnen, finanziell besser gestellt
sind. Das ist auch in Ordnung, denn wir
brauchen solche Leute in unserer Stadt
genauso. Ich bin schon der Meinung, dass
diese Leute in unserer Stadt auch Platz
haben sollen.
Nur ist das Verkehrsproblem - hier gebe
ich GR Buchacher völlig Recht - nicht
gelöst, sondern wird sich verschärfen. Wir
müssen die Verbreiterung des Gehsteiges
- das ist ein Antrag von GRin LadurnerKeuschnigg - im nächsten Jahr, wenn das
Budget dafür vorhanden ist, machen. Das
ist aber nur eine kleine Maßnahme, aber
vielleicht werden dort die Autos dann nicht
mehr mit 50 km/h bzw. 60 km/h, sondern
mit 30 km/h fahren. Aber deshalb fahren
trotzdem gleich viel Autos auf die Hungerburg. Wir müssen uns im Sinne von
Regulierungsmaßnahmen ein Verkehrskonzept überlegen, denn anders wird es
nicht gehen.
Ich habe zu diesem Ergänzenden Bebauungsplan, den ich und einige meiner
KollegInnen unterstützen, noch eine
Frage. Warum ist Mariabrunn als dichte
freie Sonderfläche ausgewiesen?
(Bgm.-Stellv. Mag. Dr. Platzgummer: Das
ist falsch. Mariabrunn ist nicht als Sonderfläche, sondern als besondere Bauweise
ausgewiesen, und das ist ein Unterschied.)
Als dichte freie Fläche?
Bgm.-Stellv. Mag. Dr. Platzgummer:
Mariabrunn hat von Natur aus eine Dichte,
die man nicht verändern kann. Mariabrunn
steht unter Denkmalschutz und deshalb
kann man derzeit nichts tun. Dafür gibt es
eine besondere Bauweise, aber es ist
keine Sonderfläche. Das war eine falsche
Meinung, die vertreten wurde.