Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2009
/ Ausgabe: 2009_09-Oktober.pdf
- S.34
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Die Gäste haben immer weniger Zeit und
möchten schnellstmöglich zu ihrem
Urlaubsziel gelangen. Diesbezüglich hat
sich Innsbruck massiv verschlechtert und
deshalb hat die Achse München - Prag Salzburg und Wien eine ganz andere
Bedeutung bekommen.
Dem Tour-Operator, der Reisen in China,
Tokio oder Soule an eine Gruppe verkauft,
ist es vollkommen egal, ob er Innsbruck
anfährt. Er macht es nur, wenn es an der
Route liegt und er um € 19,-- ein Zimmer
mit Halbpension bekommt. Sie erhalten
15 % Provision bei Swarovski in der
Altstadt und deshalb ist dieses Geschäft
für die AsiatInnen schon um 6.00 Uhr früh
geöffnet. Der Eintritt in die Kristallwelten in
Wattens wäre viel zu teuer, vor allem ist
nicht so viel Zeit vorhanden.
Ein Besuch von solchen Gruppen sieht so
aus: 10 Minuten Shopping, 20 Minuten
Besichtigung von Innsbruck. Oft wissen
die Gäste gar nicht, dass sie sich in der
Stadt Innsbruck befinden. Sie fragen mich
im Hotel, wo sie den Kölner Dom sehen,
worauf ich sie aufmerksam machen muss,
dass sie hier in Innsbruck sind und das
Goldene Dachl sehen können. Wenn die
Tour-Operators in Innsbruck keinen
günstigen Preis mehr bekommen, fahren
sich an Innsbruck vorbei und nächtigen
irgendwo anders. Das ist die Praxis.
Die Alpen werden nicht mit der Stadt
Innsbruck, sondern mit der Schweiz
verbunden. Wenn die Leute vor dem Eiger
stehen und hinaufschauen, dann sind das
die "Alps". Die Nordkette sind aber nicht
die Alpen, sondern nur Berge. Deshalb
langt es den Gästen, wenn sie zwei
Stunden lang die Berge sehen. Die
Gruppen kommen am Abend an und
reisen am nächsten Morgen ab.
Wer einmal ein besonderes Erlebnis
haben möchte, fährt im Sommer in die
Axamer Lizum, wenn das Hotel Olympia
geöffnet ist, dort kann man um 6.00 Uhr in
der Früh auf der Weide zirka 300 Kühe,
100 Inder, 50 Chinesen und Koreaner
sehen. Diese haben genau zwanzig
Minuten Zeit, um die Kulisse in der
Axamer Lizum zu fotografieren. Die Gäste
nächtigen deshalb dort, weil sie für die
Halbpension € 2,-- weniger zahlen als in
Innsbruck.
GR-Sitzung 22.10.2009
Das ist die Realität, aber wir reden von
einer Marke und dass wir qualitätsvolle
TouristInnen bekommen wollen. Frau
Bürgermeisterin, wir haben in Innsbruck
ein Angebot, das mit einer amerikanischen
Millionenstadt locker mithalten kann. Wir
verfügen über Museen, Theater usw. und
es ist bei uns sicher, was in vielen
anderen Städten nicht der Fall ist, aber
trotzdem schaffen wir es nicht, jene Gäste
zu bekommen, die wir gerne hätten.
GR Haller hat Recht, wenn er sagt, dass
die Talsohle noch nicht erreicht ist und das
nächste Jahr viel dramatischer wird.
Werbung ist gut, aber wir sollten einmal
darüber nachdenken, ob wir hinsichtlich
der Strukturkosten, Steuern, Lohnnebenkosten und den gigantischen Auflagen bei
den Gebäuden usw. mit anderen Destinationen überhaupt noch wettbewerbsfähig
sind. Das ist ein Strukturproblem, mit dem
heutzutage immer mehr Betriebe zu
kämpfen haben.
Wenn durch das Nachdenken bezüglich
einer Marke Innsbruck, viele dieser
Schwachstellen herauskristallisiert werden
- allein der Name ist das nicht -, dann
kommen erst die Millionenbeträge zur
Bewerbung. Die Stadt Barcelona sowie die
Länder Indien, Kroatien, Rumänien
schalten Spots, die sehr viel Geld kosten.
Tun wir das nicht, werden wir wieder nicht
mithalten können, da der Wettbewerb
gigantisch geworden ist und die Destinationen von Jahr zu Jahr zunehmen. Wir
sind im Wettbewerb ein kleiner Bereich,
der mithalten muss.
GR Buchacher: Ich möchte zu diesem
Thema als Gemeinderat und nicht als
Betriebsrat Stellung nehmen. Ich bin auch
Obmann des Ausschusses für Wirtschaft
und Tourismus und möchte, bevor ich zum
eigentlichen Thema komme, noch kurz
abschweifen.
Ich begrüße es außerordentlich, dass Dr.
Karl Gostner der neue Obmann des
Tourismusverbandes Innsbruck und seine
Feriendörfer (TVB) geworden ist. Mich
freut es deshalb, weil er erstens ein
Vertreter der vielen kleinen Betriebe in
Innsbruck ist, die alle zwangsweise Geld
in den Tourismusverband Innsbruck und
seine Feriendörfer (TVB) investieren, aber
sehr wenig zu sagen haben. Zweitens, ist