Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2012
/ Ausgabe: 2012_13-Dezember.pdf
- S.11
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 761 -
überwunden hatte und sie sich nicht mehr in
der Früh erbrochen hat.
Aus dieser Erfahrung heraus kann ich nur
sagen, dass die frühe Selektion im Alter von
zehn Jahren nicht nur die Eltern, sondern
auch das Lehrpersonal und die gesamte
Umgebung der Kinder stresst. Und dieser
Stress stört, wenn nicht sogar zerstört jede
Lernfreude und jede Leistungsfähigkeit.
Genau aus dieser Erfahrung heraus bin ich
mehr denn je für eine andere Schule und
eine andere Schulform.
GRin Heis: Stellen Sie sich vor, Kinder gehen gerne in die Schule. Die Schule ist kein
Angstraum, sondern ein Raum der Kreativität, des Lernens und des Miteinanders. Stellen Sie sich vor, Kinder werden nach ihren
individuellen Talenten gefördert und gefordert. Stellen Sie sich vor, alle haben die
gleichen Chancen auf Bildung und das ganz
unabhängig von ihrer Herkunft, der Herkunft
der Eltern oder auch des Wohnortes. Stellen Sie sich vor, Ihre Kinder kommen am
Nachmittag heim und haben Freizeit, weil
sie das, was sie sonst zuhause erledigen
müssten, bereits in den betreuten Nachmittagsstunden in der Schule erledigt haben.
Stellen Sie sich vor, das Gemeinsame steht
im Vordergrund und nicht der Leistungsund Konkurrenzgedanke. Stellen Sie sich
vor, der Lebensweg von Kindern wird nicht
schon im Alter von zehn Jahren entschieden und vorgeformt. Wenn wir so weit sind,
dann können wir davon sprechen, dass sich
unser Bildungssystem in ein nachhaltiges
Bildungssystem entwickelt hat.
Lassen Sie mich kurz unseren grünen Abgeordneten zum Nationalrat, Dr. Walser, zitieren:
"Bildung ist die wichtigste Ressource für die
Entwicklung unserer Gesellschaft. Alle Kinder müssen den gleichen Zugang dazu haben. In Österreich ist Bildungsarmut erblich.
Kinder dürfen nicht für die sozialen und kulturellen Defizite ihres Herkunftsmilieus bestraft werden. Deshalb sollen sie von einer
wirksamen Frühförderung profitieren. Nur so
haben sie am Beginn der Schule eine faire
Chance."
Dr. Walser spricht damit viele wesentliche
Punkte an. Zum einen geht es um die wichtige Ressource, welche sich Österreich endlich was kosten lassen muss, denn die gibt
es nicht umsonst.
GR-Sitzung 13.12.2012
Die Vererbung der Bildungsarmut ist ein
sehr wesentlicher Punkt. Das haben auch
die vorgestern präsentierten Ergebnisse der
Programme for International Student Assessment (PISA)-Studie wieder gezeigt:
Nämlich an den Allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS), wo immer noch Zweidrittel der SchülerInnen aus AkademikerInnenfamilien stammen, haben 70 % die
Standards erreicht und zum Teil sogar
mehr. In den Hauptschulen sind es nicht
einmal 50 %.
Welche Kinder kommen in die Hauptschule? Ein Großteil der Kinder stammt aus Familien, bei denen die Eltern nur einen
Pflichtschulabschluss besitzen. Diese Ungleichheiten müssen aufgebrochen werden.
An den Universitäten sind 6,5 % der Studierenden aus Familien, in denen die Eltern
nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen. Darf das in einem Land wie Österreich
sein? Ich finde nicht. Es geht nämlich auch
darum, dass die regionale Herkunft eine
große Rolle spielt. Im ländlichen Raum haben die Kinder viel geringere Chancen, in
ihrer Ausbildung weiter zu kommen. Nur die
gemeinsame inklusive Schule kann dem
entgegenwirken. Außerdem geht es, wie bereits gesagt, darum, die individuellen Talente der Schülerinnen und Schüler gemeinsam und miteinander zu fördern. Die Schülerinnen und Schüler sollen miteinander lernen, denn das stärkt auch ihre soziale
Kompetenz.
Die Schule soll ein Lebensraum sein, wo
gelernt wird, Betreuung stattfindet, aber
auch Freizeit besteht. Die SchülerInnen sollen von gut ausgebildeten PädagogInnen
betreut werden. Wie bereits von GRin Reisecker angesprochen, hat das sehr viele Vorteile. Die Eltern werden entlastet und den
Kindern werden viele Chancen gegeben.
Sie können vielleicht in dieser betreuten
Nachmittagsstunde ganz andere Dinge machen, zu denen sie zuhause nicht die Möglichkeit haben: Verschiedene Sportarten
ausüben, ein Instrument erlernen und eben
auch einen Förderunterricht besuchen.
Als Letztes fördert dies auch die Demokratie. Denn in der gemeinsamen Schule sollen
Kinder, Eltern, LehrerInnen gemeinsam
Entscheidungen treffen. Es ist ein wesentlicher Punkt, dass endlich auch die, die es
wirklich betrifft, nämlich die Kinder, in die
Entscheidungen miteinbezogen werden.