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Jahr: 2012

/ Ausgabe: 2012_13-Dezember.pdf

- S.9

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was die gemeinsame, ganztägige und inklusive Schule sein soll.
Bei der Ganztagsschule soll, ohne zusätzliche Kosten, in der Schule der Rahmen geschaffen werden, in welchem die Kinder,
von PädagogInnen und SozialarbeiterInnen
begleitet, am Nachmittag lernen können. In
der ganztägigen Schule können sie eigenständig, in Gruppen oder mit der Hilfe der
LehrerInnen Probleme erarbeiten. Aber sie
haben genauso den Freiraum, sich entfalten
zu können. Die Kinder können spielen, zum
Beispiel an einem Tischfußballtisch, im
Sommer draußen im Garten oder im Winter
bei einer Schneeballschlacht. Die Kinder
sollen einen angenehmen Nachmittag verbringen können und auch eine professionelle Anleitung im Rahmen dieser ganztägigen
Schule haben.
Nach der Schule gehen die Kinder ohne
Hausübungsheft, Schulbuch und Schultasche nach Hause. Dort muss dann nicht, so
wie heute, am Küchentisch noch ein Vokabeltest oder eine Schularbeit vorbereiten
werden. Das Thema Schule ist zu Hause erledigt. Ich glaube, dass all jene, die berufstätig sind, dies gut nachvollziehen können.
Nach der Arbeit geht man gerne heim, weil
man weiß, dass die Arbeit im Büro beziehungsweise an der Arbeitsstelle bleibt und
man sie nicht nachhause mitnehmen muss,
um noch weiter daran zu arbeiten.
Was haben wir jetzt dabei zu tun? Abgesehen davon, dass der politische Wille dafür
vorhanden sein muss, brauchen wir auch
die Räumlichkeiten. Wir müssen eine Infrastruktur schaffen, die dem auch angemessen ist. Wir können durchaus den politischen Willen einbringen.
In den jetzigen Schulklassen kann ein derartiger ganztägiger Unterricht nicht passieren. Wir benötigen dazu große offene
Räumlichkeiten, Möglichkeiten für den Mittagstisch, Schulgärten, Tischfußballtische
etc. Das sind alles nur Kleinigkeiten, die
aber dazu beitragen können, dass die Schule zu einem lebenswerten Raum wird.
Zur gemeinsamen Schule noch ganz allgemein angemerkt: Wir haben bereits die
Neue Mittelschule (NMS). Ich verwehre
mich allerdings dagegen, dass man jetzt
von einer gemeinsamen Schule spricht.
Denn solange noch die Unterstufe in den
Allgemeinbildende höhere Schule (AHS)
GR-Sitzung 13.12.2012

besteht, haben wir ein selektives System.
Die fast 4.000 VolksschülerInnen, die wir
derzeit in der Stadt Innsbruck haben, werden sich in den nächsten vier Jahren entscheiden müssen, ob sie in eine Neue Mittelschule (NMS) oder in die Unterstufe einer
Allgemeinbildenden höheren Schule (AHS)
gehen werden. Diese Entscheidung ist ähnlich jener, die ich und vermutlich auch alle
Anwesenden hier, damals treffen mussten,
nämlich ob ich eine Hauptschule oder ein
Gymnasium besuchen werde.
Dementsprechend appelliere ich an dieser
Stelle an den politischen Willen und an die
Überzeugungskraft von uns allen hier im
Gemeinderat, dass alle Gymnasialunterstufen auf eine Neue Mittelschule (NMS) umgestellt werden. Eine gemeinsame Schule
soll ein Ort sein, wo nicht von vornherein in
"du bist gut und du bist schlecht" oder wie
früher in "A- und B-Zug" eingeteilt wird. Es
soll ein Ort sein, wo künstlich geschaffene
Distanzen abgebaut und von Kindern überwunden werden. Künstliche Distanzen zwischen Kindern, die reichere oder eben weniger reiche Eltern haben. Künstliche Distanzen zwischen Kindern, die die deutsche
Sprache als Zweitsprache lernen, aus einem anderen Stadtteil kommen oder körperliche oder geistige Beeinträchtigungen haben. Jedes einzelne Kind soll seine Förderung bekommen, egal ob es schwach ist
und einen gewissen Nachholbedarf hat oder
begabt ist. Es geht um die spezielle Förderung, die wir mit der gemeinsamen Schule
erreichen können.
Abschließend noch ein kurzer Rückblick: Im
Jahr 1918 wurde bereits über das Thema
der gemeinsamen Schule diskutiert. Es
wurde darüber debattiert, wie lange die
Grundausbildung sein soll. Die vier Jahre
Volksschule (VS), die wir heute haben, waren damals der Kompromiss zwischen der
Sozialdemokratischen Partei Österreichs
(SPÖ) und der Österreichische Volkspartei (ÖVP).
Die letzten Jahrzehnte dürften sehr eindrucksvoll bewiesen haben, dass der Weg
mit vier Jahren gemeinsamer Bildung nicht
der richtige ist. Es gibt zum einen die Wissenschaft und zum anderen die eigene Erfahrung, die uns das zeigt. Mittlerweile - ich
spreche jetzt nicht von Landeshauptmann
Platter - haben viele eingesehen, dass es
wichtig ist, eine gemeinsame und ganztägi-