Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2020
/ Ausgabe: 2020-06-25-GR-Protokoll_kl.pdf
- S.62
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GR Kurz: Da es nun öfters angesprochen
wurde: Ich bin überzeugt davon, dass es
sehr fähige Hula-Hoop-Künstler gibt. Dementsprechend habe ich mich nicht gegen
diese Künstler ausgesprochen, sondern ich
wollte die Linksausrichtung einiger Projekte
thematisieren. Ich stelle die Frage in den
Raum, ob ein Tanztheater von Thilo Sarrazin in dieser Stadt ebenfalls gefördert werden würde. Ich weiß zwar nicht, ob es ein
solches gibt, aber ich bezweifle, dass es
Unterstützung erhalten würde.
Bgm. Willi: Man hört, dass GR Kurz die
Freiheitliche Akademie Wien immer wieder
aufsucht.
"Die Dreigroschenoper" ist ein politisches
Beispiel dafür, dass in der Stadt Innsbruck
darauf geachtet wird, welche Art von Kultur
gefördert wird. Bertolt Brecht ist politisch
klar positioniert, er überbringt eine Message
in seinen Werken … (Unruhe im Saal)
GRin Heisz: Stichwort Hula-Hoop: ArtistInnen sind ebenfalls hochzuschätzende Profis. Man darf diese Personen weder geringschätzen, noch darf man Kunstschaffende,
die z. B. im Theater tätig sind, als HulaHoop-KünstlerInnen bezeichnen.
Es gibt viele verschiedene Kulturen auf der
Welt und ich könnte einiges sagen, das Dir,
GR Onay, auch nicht gefallen würde. In dieser Stadt werden viele Projekte aus politischen Gründen gefördert und das muss einmal klar gesagt werden! Auch ich erhoffe
mir, dass viele Berufsstände weiterhin gefördert werden.
Es gibt noch etwas, das ich ansprechen
möchte: Es wurde gesagt, das Kino hat
nichts mit Kultur zu tun. Filmschaffende sind
Künstler! Jeder schätzt kritische Filme, die
z. B. im Leokino gezeigt werden. Lobt nicht
nur Hula-Hoop-Künstler, sondern eben auch
Filmschaffende, unabhängig ihres politischen Couleurs, die ein wichtiger Teil der
Kulturlandschaft sind. (Beifall)
(Auf Wunsch der FPÖ werden Wortmeldungen ihrer MandatarInnen nicht mehr gegendert.)
Bgm.-Stellv.in Mag.a Schwarzl: Zur
Geschäftsordnung! Ich bitte darum, den Begriff Hula-Hoop-Künstler endlich von der
sprachlichen Agenda zu streichen. Das ist
eine massive Diskreditierung von Kulturschaffenden. (Unruhe im Saal)
Wir unterstützen künstlerische ProfessionalistInnen und ich stelle mich schützend vor
diese! (Beifall)
Es ist eine Frechheit sondergleichen, diese
Personen als Hula-Hoop-KünstlerInnen zu
bezeichnen! (Beifall)
GR-Sitzung 25.06.2020
GR Mayer: Ich kann GR Kurz beruhigen.
Die OrganisatorInnen der Dreigroschenoper
sind mir bekannt und sie haben mit Links
genau so wenig zu tun wie mit Rechts. Es
geht ihnen nur um die Kunst und auch der
Gewinn spielt keine Rolle für sie! Es geht
darum, diesen Menschen endlich wieder
einmal eine Anstellung zu ermöglichen und
um die Kultur als solche!
Vielleicht gibt es mehrere Personen mit dem
Namen Thilo Sarrazin. Möglicherweise ist
einer von ihnen professioneller Choreograf
oder Tänzer, das weiß ich nicht. Jener Thilo
Sarrazin, den ich kenne, schreibt mit einem
gewissen Talent Bücher. Das sind allerdings keine Kunstromane, sondern politische Sachbücher. Deshalb gehe ich davon
aus, ohne dass ich einer allfälligen Entscheidung des Kulturausschusses vorgreifen möchte, dass wir ihn nicht subventionieren würden.
Bgm.-Stellv.in Mag.a Schwarzl: Kunst und
Kultur sind immer hochpolitisch. Die Kunst
hält uns einen Spiegel vor das Gesicht, sie
kritisiert, sie darf im Rahmen von Satire
Dinge sagen, die Finger in Wunden legen
und wir alle können froh sein, dass es für
die Entwicklung und den zivilisierten Streit
in unserer Gesellschaft KünstlerInnen gibt,
die das mit Mitteln, die uns nicht zur Verfügung stehen, praktizieren.
Ich möchte noch etwas anmerken: Die
Mag.-Abt. V, Kultur, ist mit sechs Personen
sehr schwach aufgestellt. Amtsvorständin
Mayr hat mit ihrem Fachwissen, aufgrund
ihrer eigenen kulturellen Tätigkeit, nicht nur
einen unglaublichen "Drive" in die städtische Kulturverwaltung und Kulturpolitik gebracht, sondern sie war immer diejenige, die
aus budgetären Vorlagen erkannte, was
richtig ist und was nicht. Solche Dinge können wir meistens gar nicht beurteilen, weil
wir selbst nie VeranstalterInnen waren.