Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2020
/ Ausgabe: 2020-12-10-GR-Protokoll.pdf
- S.17
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 851 -
Bgm. Willi: Bevor ich das Wort weitergebe,
weise ich den Angriff auf die Führungskräfte
in unseren Alten- und Pflegeheimen zurück!
Sie wissen genau, was in ihren Heimen geschieht! Die Aussage, diese Personen wegzusperren und mit dem Personal zu sprechen, ist ein Angriff auf die Führungskräfte,
den ich auf das Schärfste zurückweise!
(Beifall)
GRin Dr.in Krammer-Stark: Über das
Thema Einsamkeit im Alter reden wir hier im
Gemeinderat nicht zum ersten Mal. Ich unterstreiche die Aussage von Herrn Bürgermeister. Die COVID-19-Pandemie trifft uns
alle gleichermaßen. Sie stellt uns alle vor
große Herausforderungen und das Thema
SeniorInnenheime ist sicherlich ein spezieller Aspekt des Problems.
Allerdings weiß ich, dass man sich in den
Heimen sehr intensiv um die SeniorInnen
bemüht, damit die Lage nicht so wird, wie
Du, GR Schmidt, sie beschrieben hast.
Eine Zahl, die aus München stammt, ist mir
aus früheren Diskussionen in Erinnerung
geblieben. Im Jahr 2030 werden dort 75 %
aller BewohnerInnen in Single-Haushalten
leben! Das ist eine der dramatischten Zahlen, die ich in diesem Zusammenhang jemals gehört habe.
GR Lechleitner führte bereits aus, dass es
gewisse Wohnformen gibt, die der Einsamkeit entgegensteuern. Vereinsamung hat
viele Gesichter. Es trifft nicht nur alte Menschen. Ein Beispiel: Als junge Mutter fühlte
ich mich sehr einsam. Ich war alleine mit
einem Baby zuhause und war von den Arbeits- und StudienkollegInnen abgeschnitten. Andere Menschen sind nach einer
Trennung bzw. einer Scheidung einsam.
Wenn die erwachsenen Kinder ausziehen,
fühlen sich auch viele Elternteile alleine.
Aus diesen Gründen waren uns GRÜNEN
diese Wohnformen stets sehr wichtig, denn
es sind Alternativen zum SeniorInnenheim
und zum anonymen Wohnen in einer Stadt.
Da ich seit einigen Jahren selbst in einer
solchen Wohnform lebe, weiß ich, dass die
Coronakrise auch hier eine große Herausforderung ist. Durch die Maßnahmen zur
Eindämmung des Virus ist man auch in diesem Bereich stark eingeschränkt.
Natürlich lassen sich auch weiterhin Hilfeleistungen und ein einfacher Austausch
GR-Sitzung 10.12.2020
schnell und unbürokratisch organisieren,
doch der persönliche Kontakt ist stark eingeschränkt.
Das Wissen, dass Unterstützung nur eine
Tür weiter zu finden ist, und ich dort jederzeit läuten darf, sorgt dafür, dass die Situation leichter zu ertragen ist. Deshalb werden
sich die GRÜNEN weiterhin für solche alternative Wohnformen einsetzen. Die Verwirklichung solcher Projekte wird von uns GRÜNEN auch in Zukunft tatkräftig unterstützt
werden! (Beifall)
GRin Mag.a Klingler-Newesely: Auch die
NEOS haben bereits in einer Aktuellen
Stunde Lösungen vorgeschlagen. Wir haben damals das Ehrenamt eingebracht und
die Synergien von generationsübergreifenden Projekten beleuchtet.
Aufgrund der Coronakrise lassen sich diese
Vorhaben vorerst nicht umsetzen. In erster
Linie ging es heuer um Schutzmaßnahmen,
Abstandsregelungen und Isolation. Das war
die Lösung, die zu Beginn der Pandemie
verlangt wurde. Diese Maßnahmen wurden
unter einem massiven Zeitdruck umgesetzt.
Die kurz bemessene Zeit sorgte dafür, dass
nur eine technische Umsetzung möglich
war. Ich kann sehr genau über die Zustände
in den Heimen berichten!
Wir haben schon öfters festgestellt, dass
zwischen älteren und jüngeren Menschen,
zwischen Wohnheimen für SeniorInnen und
Schulen für Kinder, große Parallelen zu finden sind, denn beide Altersgruppen benötigen eine angemessene Betreuung und Unterstützung.
Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgte
auf eine Weise, die es notwendig machte,
Streifen zu kleben, Türen zu schließen,
Menschen zu isolieren und alle Projekte, die
gegen Einsamkeit wirkten und die sich bereits bewährten, einzustellen. Die Angst vor
Corona kam hinzu und sie führte zu einer
gewissen Stigmatisierung. Alte Menschen
sind besonders vulnerabel und man müsse
sie schützen. Diese Denkweise führte dazu,
dass der Schutz - also die Isolation - vor die
Menschlichkeit gestellt wurde.
Aufgrund der Hygiene- und Schutzmaßnahmen, die zu treffen waren, hatte kaum jemand Zeit und Energie, um neue Lösungen
zu finden, die dem Schutz und der Menschlichkeit entsprechen. Die Sicherheit wurde