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Jahr: 2021

/ Ausgabe: 2021-01-21-GR-Protokoll.pdf

- S.42

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- 37 -

Was ist eigentlich das Wohl des Kindes? Ist
damit gemeint, dass das Kind sich bloß
wohlfühlen muss, damit das Kinderrecht gewahrt ist? Ist das Gesetz damit schon erfüllt? Das reine Wohlfühlen kann damit leider nicht gemeint sein, denn jeder Mensch,
der mit Kindern oder Jugendlichen zu tun
hat, weiß, dass viele Dinge, die vorübergehend zwar Wohlfühlen verursachen, auf
lange Sicht nicht gut sind.
Welches Kind würde, wenn man es zuließe
täte, sich nicht gerne nur von Süßigkeiten
ernähren? Also muss das Wohl des Kindes
ein bisschen genauer betrachtet werden.
Welche Kriterien gibt es, um zu unterscheiden, ob etwas dem Kindeswohl dienlich ist
oder nicht? Dazu muss man selbstverständlich das Kind selbst betrachten. Unbestritten
will eigentlich jeder Mensch glücklich sein.
Um dies zu können, müssen gewisse
Dinge, die nicht beliebig sind, erfüllt sein.
Konkreter gesagt, müssen zuerst die grundlegenden Bedürfnisse wie Essen, Schlafen,
Trinken und die Gesundheit befriedigt werden. Weiters ist die Sicherheit vor Gefahren
und das Vorhandensein einer Familie zu erwähnen. Erst zum Schluss kommt die volle
Entfaltung der eigenen Persönlichkeit.
Was kann man sich jetzt darunter vorstellen? Dazu gehören viele Faktoren, aber
letztlich geht es eigentlich darum, dass jemand in der Lage ist, sein Leben so zu gestalten, dass sie/er glücklich ist.
Wie weiß man, wie ein Leben zu gestalten
ist? Zum Glück müssen Menschen nicht von
heute auf morgen selbstständig sein. Deshalb gibt es die Kindheit. Daher kann man
sagen, dass die Kindheit der Übungsplatz
zur Selbstständigkeit ist. Am Anfang ist ein
Kind unselbstständig, aber mit der Zeit lernt
es immer mehr selbstständig zu werden.
Interessanterweise gehört es auch zur
Selbstständigkeit Pflichten erfüllen zu können. Je nach Alter sieht diese Pflichterfüllung unterschiedlich aus. Säuglinge haben
keine Pflichten, denn es wäre sinnlos von
diesen etwas fordern zu wollen. Bei kleinen
Kindern gehen die Pflichten schon los, sie
müssen nach dem Spielen die Sachen aufräumen und die Anweisungen der Eltern befolgen. Die Anweisungen sind manchmal
streng und in anderen Situationen wieder
etwas milder.
GR-Sitzung 21.01.2021

Im Straßenverkehr gibt es keine Möglichkeit
zu wählen, ob eine Anweisung befolgt werden soll. Bei anderen Bereichen gibt es sehr
wohl einen Spielraum. Dennoch ist eine
Pflicht des Kindes, gewisse Dinge zu erfüllen. Im Übrigen ist das auch im Gesetz so
verankert.
Wortwörtlich heißt es im Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) § 161, dass
das minderjährige Kind die Anordnungen
der Eltern zu befolgen hat. Im Schulgesetz
steht, was viele Schüler nicht wissen, dass
sie verpflichtet sind, sich in der Schule einzubringen, die Unterrichtsarbeit zu fördern,
pünktlich zu erscheinen und die Anordnungen der Schule zu befolgen. So weit, so gut.
Warum gehört es zur Selbstständigkeit
Pflichten erfüllen zu können? Ganz einfach,
um glücklich sein zu können, muss man gewisse Dinge dieser Welt akzeptieren. Wir leben in einer Welt mit ganz konkreten Bedingungen. Auch die Naturgesetze und die Gesellschaft geben Dinge vor, die zu akzeptieren sind. Es ist völlig sinnlos, sich gegen gewissen Sachen zu wehren.
Der reife, vollentwickelte und auch glückliche Mensch ist jemand, der sich selber die
Rechte und Pflichten auferlegen und somit
auch befolgen kann. Niemand kann glücklich sein, der sich gegen Forderungen des
Lebens auflehnt. Ich kann nicht glücklich
sein, wenn ich meine Pflicht, die Rechte des
anderen zu wahren, nicht akzeptiere.
Wenn ich meine Mitmenschen dauernd verletze und sie in ihren Rechten beschneide,
kann ich doch nicht glücklich sein. Einen
solchen Menschen würde man nicht als voll
entfaltete Persönlichkeit bezeichnen, sondern sagen, dass diesem vieles fehlt.
Bis jetzt habe ich viel über Pflichten gesprochen, obwohl mein Vortrag eigentlich auf
die Kinderrechte eingehen soll. Bevor ich
jetzt auf die Rechte eingehe, möchte ich
nochmals wiederholen und betonen, dass
Rechte und Pflichten untrennbar verbunden
sind. Es gibt keine Rechte ohne Pflichten
und auch umgekehrt. Des einen Recht ist
des anderen Pflicht.
Warum spricht man besonders den Kindern
gewisse Rechte zu? Weil diese schutzbedürftig sind, sich nicht wehren können und
der sozialen Umgebung ausgeliefert sind,
das bedeutet, sie sind dem Wohlwollen der