Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2021
/ Ausgabe: 2021-03-18-GR-Protokoll.pdf
- S.16
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immer wiederkehrend die Probleme auf den
Kindern ablädt.
Nichtsdestotrotz hat die Pandemie auch gezeigt, wie die alte Normalität, gleich wie in
anderen Bereichen, in unserem Bildungssystem nicht rund gelaufen ist und dadurch
noch offensichtlicher wurde, wie viel Renovierungsbedarf das Bildungssystem hat. Angefangen von der Digitalisierung bis hin zu
den einkommensschwächeren Familien, die
jetzt massiv mit Homeschooling belastet
sind.
Wir brauchen das alte Bildungssystem nicht
schönreden. Wir haben unsere Schwierigkeiten in allen Bereichen. Aber, die Frage,
wie die Lösung aussehen soll, ist schon erlaubt. Ist eine Debatte über die Aufhebung
des Sprengelsystems ernsthaft die Lösung,
die von den NEOS kommt? Dass die Kinder
nochmals einem Wettbewerb unterzogen
werden und dass Eltern und Lehrpersonal
zusätzlicher Druck gemacht wird?
Einkommensschwächere Familien haben
von diesem Ansatz überhaupt nichts. Über
6.000 alleinerziehende Mütter, die wir in der
Stadt Innsbruck haben, können auf keinen
Partner zurückgreifen, bei dem sie die Kinder abgeben können.
Nützen wir doch bitte die Gelegenheit, um
über die Erhöhung der Bildungsqualität zu
sprechen. Mehr Geld für die Bildung sollte
gefordert werden. Wenn wir über Visionen
sprechen wollen, rückt in erster Linie das
Thema Inklusion in den Vordergrund. Lehrkonzepte und pädagogische Vorgaben sind
zu erarbeiten, die dem Bildungsstandort
Innsbruck dienen.
Wir sind immer so stolz auf unseren Bildungsstandort Innsbruck. Das soll nicht nur
für die Universität Innsbruck gelten, sondern
für sämtliche Bildungsbereiche, von der
Krabbelstube bis zur Bahre, lebenslanges
Lernen meine ich damit. Es kann nicht sein,
dass die Kinder einfach anders verteilt sind,
und dann behauptet wird, dass dadurch ein
Problem gelöst ist. Damit wird nichts besser. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen,
dass jedes Kind in jedem Sprengel die bestmögliche Bildung erhält.
An dieser Stelle möchte ich einen herzlichen Dank an das komplette Lehrpersonal
in unserer Stadt richten. Meine Tochter geht
in das Bundesrealgymnasium Sillgasse. Die
GR-Sitzung 18.03.2021
Lehrpersonen müssen dort Unglaubliches
leisten. Ich sage herzlich danke und wünsche viel Kraft weiterhin.
GR Mayer: Ich möchte auch den PädagogInnen der Volksschulen in Innsbruck ein
großes Lob aussprechen. Den Ausführungen von GRin Mag.a Berchtold, MSc, GRin
Dr.in Winkel und GR Onay kann ich mich anschließen.
Ich spreche mich nicht generell gegen eine
Aufhebung der Sprengelpflicht aus. Der
Vorteil liegt ganz klar auf der Hand. Es ist
die größere Flexibilität, die gerade viele Alleinerziehende brauchen. Wenn die Großeltern in einem anderen Stadtteil wohnen,
wird der Wohnsitz verlegt, damit man die
Kinder auch dort in die Schule schicken
kann. Solche Fälle kenne ich bereits.
Die Abschaffung des Sprengelzwangs bietet
nicht nur Vorteile, sondern auch Gefahren.
Dagegen spricht das heute schon genannte
Ranking, das unter den Schulen entstehen
könnte. Das hat aber eigentlich mit der Qualität der PädagogInnen oder mit dem Anteil
der nicht deutschsprachigen SchülerInnen
wenig zu tun, sondern damit, dass es sehr
viele Schulen gibt, die nicht renoviert sind
und keine neuen Turnhallen oder technische Ausstattungen haben.
Vor der letzten Wahl wurden bereits seitens
der Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG
(IIG) Erhebungen gemacht, dass es einen
großen Investitionsrückstau an den Innsbrucker Schulen gibt. Damals war die Rede
von über € 80 Mio. Dieser Zustand dürfte
sich bis heute nicht geändert, sondern eher
verschlechtert haben.
Die Gefahr ist natürlich, dass finanziell besser gestellte Eltern ihre Kinder mit dem Auto
in andere Stadtteile bringen würden. Als
Beispiel möchte ich den englischen Kindergarten im Sieglanger nennen. Der Besuch
dort kostet relativ viel, nämlich € 450,-- pro
Monat. Wenn man sich in der Früh die Autos ansieht, mit denen die Kinder gebracht
werden, dann weiß man, wovon ich spreche.
Ein weiteres Problem wird sein, dass gewisse Schulen auf Grund des großen Andranges wegen Überfüllung Kinder abweisen müssen, da diese in einem beliebten
Stadtteil liegen oder bereits renoviert sind.