Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2021
/ Ausgabe: 2021-10-13-GR-Protokoll.pdf
- S.20
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Stunde oben genanntes Thema gewählt.
Gleich zu Beginn möchte ich mich bei denjenigen bedanken, die hoffentlich interessiert und neugierig, gerne auch kritisch, vielleicht aber auch irritiert oder sogar genervt,
aber uns bzw. mir dennoch ihre Zeit und
Aufmerksamkeit schenken. Ich möchte mit
einem Zitat von Aristoteles beginnen: "Wir
können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen."
Wir als Innsbrucker GRÜNE sind somit der
festen Überzeugung, dass das Thema Klimakrise noch mehr Aufmerksamkeit verdient und in unser aller Bewusstsein noch
mehr von unserer Verantwortung wahrgenommen werden muss. Die jungen Menschen, die seit Jahren auf die Straßen gehen, zeigen es uns vor und geben diesem
Thema nicht nur eine wichtige Stimme, sondern auch mehr und mehr Gewicht. Es liegt
auch in unserer Verantwortung, diesem
Thema mehr Raum zu geben.
In meinen beruflichen als auch persönlichen
Gesprächen nehme ich ein großes Spannungsfeld an Erwartungshaltung, wie wir mit
der Klimakrise umgehen, wahr. Zum einen
heißt es, die GRÜNEN sind oftmals zu radikal oder zu einschränkend, bezogen auf das
eigene Leben des Individuums.
Auf der anderen Seite höre ich jedoch sehr
viele laute und starke Stimmen, dass es vielen nicht weit genug geht und sie eigentlich
die Politik mit noch größeren und schnelleren Umsetzungsschritten beauftragen wollen.
Beispielhaft für dieses spürbare gesellschaftliche Spannungsfeld möchte ich zwei
unserer Anliegen benennen, nämlich jenes
einer autofreien Innsbrucker Innenstadt
durch weitestgehende Verlagerung der
Oberflächenparkplätze. Als weiteres Beispiel möchte ich noch die Bemühungen
rund um den Bedarf bzw. das Angebot einer
vollwertigen, vegetarischen Verpflegung in
Bildungseinrichtungen und Gemeinschaftsverpflegungen anführen.
Es geht darum, zu entscheiden oder zu unterscheiden, ob man in das Freiheitsrecht
des Einzelnen eingreift und welche Maßnahmen es gibt, die eine Klimakrise erfordert.
Es ist für mich klar, dass wir den Rahmen
einer neuen Entwicklung frühzeitig - besser
GR-Sitzung 13.10.2021
heute als morgen - anstoßen müssen. So
hat uns spätestens dieser Sommer mit den
unzähligen Extremwetterereignissen und
zunehmenden Starkniederschlägen auch in
Mitteleuropa tragisch vor Augen geführt,
dass die Klimakrise keine Aufschübe mehr
duldet. Es ist jetzt die Zeit zu handeln!
Vor 50 Jahren - also vor einem halben Jahrhundert - wurde im Jahre 1972 der Bericht
des Club of Rome zur Lage der Menschheit
unter dem Titel "Die Grenzen des Wachstums“ als Studie zur Weltwirtschaft
veröffentlicht. Ausgangspunkt der Studie
war es, aufzuzeigen, dass das damals aktuelle individuelle, lokale Handeln aller als Gemeinschaft globale Auswirkungen hat.
Diese globalen Auswirkungen entsprechen
aber nicht dem Zeithorizont und somit auch
nicht dem Handlungsraum des Einzelnen.
Das heißt, dass wir genau jetzt diese Auswirkungen und Folgen spüren und bemerken. Was ist seither in diesem halben Jahrhundert passiert?
In diesem Zeitraum hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt und die
CO2-Emissionen sind heute viermal so
hoch. Die Fleischproduktion und der Fischfang sind heute fünfmal so hoch. Der Trinkwasserverbrauch hat sich sogar versechsfacht und der weltweite Ölverbrauch wuchs
sogar auf das Siebenfache.
Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit weiß
ich, dass wir alleine im Bundesland Tirol pro
Jahr mehr als € 7 Mrd. für den fossilen
Energieträger Öl ausgeben. Das ist nicht
nur ein ökologisches, sondern in meinen
Augen auch ein wirtschaftliches NoGo für
ein - hoffentlich nicht nur im Wahlkampf
oder im Bereich des Marketings - Bundesland, das sich das Thema "Regionale Wirtschaftskreisläufe" auf die Fahnen heftet.
Man schätzt, dass der/die Europäer/in, also
auch jede/r Einzelne hier von uns im Raum,
im Durchschnitt 10.000 Dinge besitzt und in
seinem ganzen Leben etwa 1.000 Tiere isst.
Das Bild, das die meisten im Kopf haben,
ist, dass das Tier gegenüber auf der grünen
Wiese steht und regionales und biologisches Fleisch ist. Leider muss ich auch hier
enttäuschen - auch im "Heiligen Land Tirol"
ist das nicht der Fall. Die meisten Tiere
kommen aus der Massentierhaltung.