Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2021
/ Ausgabe: 2021-11-17-GR-Protokoll.pdf
- S.14
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entsprechend bilden und generell wird die
Freude am Leben reduziert.
Das führt zu großem Leid unter den Betroffenen und beeinflusst ihre Gesundheit
und Bildungschancen negativ. Ja, es ist
eine dramatische Situation! Wir können es
immer wieder lesen, in vielen Fällen werden
diese Störungen chronisch und manifestieren sich.
Was die Situation noch dramatischer macht,
sind die fehlenden Therapieplätze für Kinder
und Jugendliche. Deswegen ist es besonders wichtig, dass niederschwellige Angebote zur psychosozialen Unterstützung in
ihrem direkten Umfeld forciert werden. Hier
bietet der Bildungsbereich eine große Möglichkeit. Die Stadt muss und kann dringend
Verbesserungen forcieren, die Kinder und
Jugendliche unterstützen.
Da kommen altbekannte Themen auf das
Tableau. Der schulärztliche Dienst! Es geht
nicht nur um medizinische Untersuchungen,
sondern auch darum, Ansprechpersonen für
SchülerInnen zu haben, die sogar mögliche
Anzeichen von Misshandlungen und häuslicher Gewalt erkennen können.
An neun Pflichtschulen der Stadt Innsbruck
fehlt immer noch dieses Angebot! Es gibt
dort keine SchulärztInnen. Bereits vor zwei
Jahren haben wir auf dieses Problem hingewiesen. Morgen tagt dank StRin Mag.a Mayr
eine Arbeitsgruppe, die sich mit diesem
Thema befasst. Es tut sich wenig, aber es
muss etwas weitergehen!
Schulsozialarbeit beschäftigt sich mit Themen in der Schule und verbindet diese auch
mit dem Leben zu Hause. Dieser Dienst
wird nur an 10 von 33 Pflichtschulen in der
Stadt Innsbruck angeboten. Auch eine Qualitätskontrolle der Nachmittagsbetreuung
könnte die soziale Entfaltung durch im Konfliktmanagement geschultes Personal verbessern.
Es braucht einen Schulterschluss von Stadt
und Land. Es gibt dazu eine Förderung des
Bundes in Höhe von mehreren Millionen
Euro, die ab Jänner 2022 zur Verfügung
steht, um Kinder und Jugendliche psychosozial in den Schulen zu unterstützen. Ich
appelliere an Herrn Bürgermeister, diesen
Schulterschluss aktiv anzugehen! Die Kinder und Jugendlichen haben sich in der
GR-Sitzung 17.11.2021
Pandemie kooperativ, solidarisch und rücksichtsvoll gezeigt. Jetzt brauchen sie unsere
Unterstützung. (Beifall)
GR Mag. Falch: Die gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen hat sich
in den letzten Jahren deutlich verändert und
die psychischen Erkrankungen haben stark
zugenommen. Das Problem wurde durch
die COVID-19-Pandemie natürlich wesentlich verstärkt.
Die Fallzahlen in den Krankenhäusern sprechen eine klare Sprache. Es besteht also
dringender Handlungsbedarf und Lösungen
müssen auf den verschiedensten Ebenen
ansetzen. Dafür ist ein Maßnahmenpaket
notwendig.
Vor allem müssen zusätzliche finanzielle
Mittel bereitgestellt werden, um diese Versorgungslücken, die in den letzten Jahren
entstanden sind, zu schließen. Besonders
wichtig ist, neue Therapieplätze zu schaffen
und unterschwellige Unterstützungs- und
Beratungsangebote bereitzustellen. Es ist
sehr wichtig, dass die verschiedenen Beratungsstellen gut zusammenarbeiten.
Auch ein leichterer Zugang zu kassenfinanzierten Psychotherapien muss ermöglicht
werden. Die Selbstbehalte und die Wartezeiten müssen reduziert werden. Das sind
enorm wichtige Ansatzpunkte.
Darüber hinaus muss die psychosoziale Unterstützung an Schulen verstärkt werden.
Wir wissen alle, dass dort soziale Kontakte
und regelmäßige Tagesstrukturen geboten
werden, die Kinder und Jugendliche benötigen.
Es braucht natürlich mehr Ausbildungsplätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Die Errichtung einer Kompetenzstelle für
Gesundheitsförderung wäre eine Überlegung wert. So praktiziert es bereits die Bundeshauptstadt Wien.
Die gesunde seelische Entwicklung muss
auf jeden Fall so früh wie möglich gefördert
werden, damit die geistigen Belastungen
nicht schon im Kindesalter stark die Lebensqualität und die soziale Teilhabe beeinträchtigen. Die Stärkung der seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist eine
dringliche politische Aufgabe. Die Stadt Innsbruck steht diesbezüglich ebenso in der
Verantwortung wie das Land Tirol und die
Krankenkassen. (Beifall)