Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2022

/ Ausgabe: 2022-02-24-GR-Protokoll.pdf

- S.12

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- 108 -

Ich beantrage, nachstehend angeführten
Punkt in die nicht öffentliche Sitzung zu verweisen:
Zu Punkt 10., Anträge des Ausschusses für
Stadtentwicklung, Wohnbau und Projekte:
n)

Reifen Team West GmbH, Reichenau,
Bebauungsplanänderung

Beschluss (einstimmig):
Der Verweisung des vorstehend angeführten Punktes in die nicht öffentliche Sitzung
wird zugestimmt.
6.

Totengedenken

6.1

Gafni Abraham, ausgezeichnet mit
dem Verdienstkreuz der Stadt
Innsbruck, verstorben am
11.02.2022 im 94. Lebensjahr

Bgm. Willi: Hoher Gemeinderat, ich darf
Sie bitten, sich von den Sitzen zu erheben.
(Die Anwesenden erheben sich zu einer
Trauerminute von ihren Sitzen.)
Abraham Gafni wurde am 23.08.1928 als
Erich Weinreb in Innsbruck geboren und
lebte zunächst mit den Eltern in Wörgl und
Kirchbichl. Nach dem frühen Tod seiner
Mutter kam er zu seiner Tante nach Wien
und besuchte dort die erste Klasse Volksschule. Danach wuchs er bei seinen Großeltern Wolf und Amalie Turteltaub in Innsbruck auf, die das Waren-Kredithaus Fortuna besaßen und zu den gläubigen jüdischen BürgerInnen der Stadt Innsbruck
zählten.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1938 wurde Erich der Schulbesuch verboten und er verlor seinen
Freundeskreis. Während des Novemberpogroms 1938 wurde der Großvater brutal
zusammengeschlagen und in "Schutzhaft"
genommen. Ende November 1938 musste
die Familie Turteltaub Innsbruck verlassen
und so kam Erich mit den Großeltern und
den beiden jüngeren Geschwistern nach
Wien. Im Frühjahr 1939 gelang es dem
Großvater, ihn und seinen Bruder mit einem
Flüchtlingsschiff nach Palästina zu schicken.
Erich Weinreb bekam nach seiner Ankunft
in Palästina einen neuen Vornamen und

GR-Sitzung 24.02.2022

wurde von da an Abraham genannt. Er arbeitete nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 in der Handelsmarine,
heiratete und wurde Vater von drei Töchtern. Erst Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs erfuhr er, dass seine Großeltern und die kleine Schwester von den Nationalsozialisten im Jahr 1942 in Riga und
viele weitere Familienmitglieder in Vernichtungslagern ermordet worden sind.
Seit dem Jahr 1963, als er zum ersten Mal
nach seiner Vertreibung wieder nach Innsbruck gekommen war, besuchte er mit seinen Nachkommen regelmäßig seine alte
Heimatstadt und verbrachte hier jährlich
zwei bis drei Wochen. Er war Zeit seines
Lebens tief mit Innsbruck verbunden. Als
Teil der großen jüdischen Familie Turteltaub
war sich Abraham seiner Verantwortung als
Zeitzeuge bewusst und trug zur Aufarbeitung von Schicksalen und durch seine Erzählungen zu einer neuen Gedenkkultur in
Innsbruck bei.
In Anerkennung seines Engagements
wurde Abraham Gafni 2011 das Verdienstkreuz der Stadt Innsbruck verliehen. In ihrer
Rede wies die damalige Bürgermeisterin
Mag.a Oppitz-Plörer darauf hin, dass er
diese Auszeichnung als Zeichen des Respekts und der Wertschätzung erhalte und in
Anerkennung dafür, dass er trotz der negativen Erfahrungen in der Zeit der Judenverfolgung das Bekenntnis zu Innsbruck lebt.
Abraham Gafni verstarb am 11.02.2022 mit
93 Jahren in Kirjat Tiw"on in Israel. Seine
Frau Zipora, mit der er über 70 Jahre lang
verheiratet war, überlebte ihn nur knapp
eine Woche. Das Paar hinterlässt drei Töchter, acht Enkel- und vier Urenkelkinder.
Wir werden ihnen stets ein ehrendes Andenken bewahren.
7.

Redezeitbeschränkung

Bgm. Willi: Es liegt ein Vorschlag der Klubobleute für eine Redezeitbeschränkung vor.
Er wurde an alle weitergeleitet.
GR Depaoli: Laut § 30 der Geschäftsordnung des Gemeinderates (GOGR) ist ein
Widerspruch erlaubt. Von diesem Recht
mache ich nun gebrauch. Die Einschränkung der Redezeit ist ein Anschlag auf die
Demokratie. Einmal pro Monat sind wir hier.