Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022-04-20-GR-Protokoll.pdf
- S.20
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Weg entscheiden. Andererseits geht es darum, dass man sehr frühzeitig Menschen für
die Pflege, dieses jedenfalls schönen Beruf
begeistert.
Ich gehe davon aus, dass nicht nur ich den
einen oder die andere kennt, der/die in der
späteren Berufslaufbahn auf die Pflege umgestiegen ist. Warum? Weil auch das sinnhafte Arbeiten, das nachgefragt, in der Gesellschaft anerkannt, wichtig und wesentlich
ist, einen Beitrag zu einem guten Berufsleben leistet.
Der Mangel an Arbeitskräften betrifft ja nicht
nur den Pflegeberuf. Es fängt beim Handwerk an und geht bis zur Büroarbeit. Wir haben auch eine sukzessive Reduktion der Arbeitszeit. Bei den strengen Vorgaben für
eine Pflegeeinheit - wie viel Minuten darf sie
dauern - ist eine Arbeitszeitreduktion ein
massives Problem für die TrägerInnen,
denn sie müssen zusätzlich MitarbeiterInnen finden. Das trifft für der Stadt Innsbruck
im Wesentlichen auf die ISD zu.
Ich bin nicht der Meinung, dass die Niederlande alles richtigmachen, wie heute dargestellt wurde. Ich erinnere mich zurück. Wir
waren damals mit dem ehemaligen Bgm.Stellv. DI Sprenger im Rahmen eines Städtetages in Malmö, Schweden. Wir haben
uns dort im Bereich der Pflege einiges angesehen. Zu berücksichtigen ist dabei, wie
eine Gesellschaft strukturiert ist.
Um ein Beispiel zu bringen: Wenn man in
den Niederlanden durch Städte und über
Land fährt, gibt es eine andere Offenheit.
Alleine wenn man sieht, dass es dort nicht
überall einen Zaun gibt, nicht alles mit Jalousien geschlossen ist etc. Es ist eine andere Art der Gesellschaft und ein anderes
Herangehen an ein Zusammenleben in der
Gesellschaft. Wir können ein System nicht
wie eine Mütze überstülpen und die Menschen darunter verändern.
Ich möchte, nachdem die Redezeit mit eineinhalb Minuten schon gegen Ende geht,
noch etwas sehr Wichtiges ansprechen. Ich
habe früher in der Verwaltung im Gesundheitsbereich gearbeitet und dort miterlebt,
wie der Verein Klinikbrücke entstanden ist.
Damit wurde das Ehrenamt und die ehrenamtliche Begleitung professionalisiert.
Ich habe das dann auch bei der ISD gesehen und es immer sehr unterstützt. Es gibt
GR-Sitzung 20.04.2022
dort ein breites Netzwerk an ehrenamtlichen
UnterstützerInnen. Ich denke, all jene, die
natürlich auch zurecht kritisieren, dass wir
zu wenige hauptamtliche MitarbeiterInnen
finden und das Pflegepersonal ausgebrannt
ist, tun gut daran, sich vielleicht zu überlegen, selbst ehrenamtliche Unterstützung anzubieten. Können wir uns nicht auch engagieren oder Menschen dafür finden, um die
Qualität der Pflege im Tagesablauf zu verbessern.
Es ist ein gemeinschaftliches Werk. Wir
werden nicht jeden Aspekt der Pflege
hauptamtlich - egal ob stationär oder mobil abdecken können. Dieser Bereich lebt von
Nachbarschaftshilfe, von Ehrenamt, vom
Hinschauen und von dem, dass Menschen,
die ihre Arbeitszeit reduzieren, diese Zeit
nicht nur für sportliche Höchstleistungen
etc. nutzen, sondern sich vielleicht auch für
das Zwischenmenschliche, für andere Menschen einsetzen. Ich glaube, ein paar Stunden dafür aufzubringen, tut jedem und jeder
gut, auch in der Persönlichkeitsbildung.
Es ist ein Aufruf! Helfen wir alle mit, dass
wir die hauptamtlich Pflegenden entsprechend unterstützen.
GRin Dr.in Krammer-Stark: Ich möchte
kurz, weil mir noch Zeit bleibt, auf die Kritik
eingehen, wir wären damals gegen das
Wohnheim Olympisches Dorf gewesen, das
ja als letztes in der Stadt Innsbruck gebaut
wurde.
Ja, wir haben den Bau stark kritisiert. Wir
waren aber damals als Innsbrucker Grüne
in einer anderen Rolle. Es war in einer Zeit,
in der wir bereits erkannten, dass es an allen anderen Angeboten mangelt, wie ich
heute schon gesagt habe. Es fehlte an teilstationären Einrichtungen, an Übergangspflege, an Kurzzeitpflege, an aufsuchenden
Diensten und gerade diese unterstützen
pflegende Angehörige.
Ich weiß aus der eigenen Familie, der eigenen Erfahrung mit meiner Großmutter, die
fast zehn Jahre von meiner Mutter zuhause
gepflegt wurde, dass wir das brauchen. Wir
waren ja gemeinsam in Vorarlberg und haben uns das Ludescher Modell der integrierten Altenpflege angeschaut. Da ist sehr viel
an Innovation passiert, auch rund um den
Bau des Wohnheims Olympisches Dorf, gerade im Rahmen des genannten Vorsorgeplanes. Ich glaube, auch das brauchen wir,