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Jahr: 2023

/ Ausgabe: 2023-07-13-GR-Protokoll.pdf

- S.34

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wie bei den Erwachsenen, denn diese zu
erreichen ist natürlich wesentlich schwieriger. Aber genau das muss das Ziel sein. Ich
denke, das kann nur durch mediale Arbeit
geschehen.
Ein anderes Thema ist die Bewerbung von
Alkohol. Ich bin eigentlich nicht dafür, dass
man Sport mit Alkohol verknüpft. Oft fahren
Schirennläufer mit einem Bierlogo die Streif
hinunter. Wir haben es geschafft, die
Marlboro-Werbung aus der Formel I zu bekommen. Damals habe ich mir gedacht, ich
werde entweder Cowboy oder Formel I-Fahrer, deshalb fange ich einmal mit Marlboro
an. Ich denke, Alkohol gehört aus der Werbung verbannt und die Preispolitik anders
gestaltet.
Auch die Lizenzierungen könnten geändert
werden. Eigenartigerweise gibt es ein Land,
in dem wirklich wenig Alkohol und Nikotin
konsumiert wird, Irland. Irland verbindet
man mit Whiskey und Guinness. Es gibt
dort aber ein so gutes Regelwerk, das hilft,
ein Stück weit die Verantwortung zu steigern.
Es gibt gesetzliche Möglichkeiten, wie beispielsweise die 0,5 Promillegrenze. Ich bin
mir sicher, wenn wir uns zu diesem Thema
zusammensetzen würden, würde uns bestimmt etwas einfallen.
GRin Ringler, BA: Vielen Dank für den sehr
spannenden und informativen Vortrag. Konkrete Zahlen hat man nicht so mitbekommen. Bis zu welcher Menge Alkohol in
Gramm ist es wirklich noch Genuss und ab
wann es vielleicht schon schädlich? Man
rechnet im Alltag nicht um und neigt dann
dazu, bei sich selbst etwas großzügiger zu
sein.
Haben Sie da eine Empfehlung, wie man
sich selbst etwas beobachten kann, ohne
dass es zu einer Kontrolle wird? Kann man
irgendwo nachlesen, was wirklich in einem
Getränk an Alkohol enthalten ist? Wann ist
die Grenze erreicht, ab der es gefährlich
werden könnte?
Die Angaben waren ja immer pro Tag. Viele
Menschen trinken unter der Woche recht
wenig und am Wochenende dann doch zwei
oder drei Biere. Darf man das so verstehen,
dass man es pro Tag sieht oder ist es ein
Durchschnittswert pro Woche? Wie wird der

GR-Sitzung 13.07.2023

Konsum im Körper aufgenommen, wenn er
zwar nur temporär aber dann zu hoch ist?
Univ.-Prof. Dr. Haring, MSc: Die letzte
Frage ist sehr kompliziert und ich kann nur
sagen, dass ich einmal eine Patientin hatte,
die alle drei Monate über drei Tage ca. zwei
Flaschen Wodka getrunken hat. Da hatten
wir einen Verbrauch pro Tag von
15 Gramm. Hier steht aber das Verhalten im
Vordergrund der Diagnose.
Ich spreche überhaupt nicht gerne über
Mengen, denn sonst wird die Diagnose über
Mengen gemacht. Es ist ein Durchschnittswert. Wenn man pro Tag eine bestimmte
Menge an Alkohol konsumiert, muss man
damit rechnen, dass man seinen Körper
schädigt. Das hat weniger diagnostischen
als präventiven Charakter.
Grundsätzlich gibt es Apps. Ich hatte PatientInnen, die eine App heruntergeladen haben und ein Trinktagebuch führten. Wir verwenden das in der Therapie noch nicht,
aber beim Alkoholnetzwerk, von dem ich
gesprochen habe, möchte man solche digitalen Möglichkeiten einsetzen. Es wird in
diese Richtung gehen, damit man Menschen besser erreicht.
Wir haben aber das Problem, solche Dinge
zu bewerben. Beim Rauchfrei-Programm,
das wir entwickelt haben, hat die Bewerbung € 250.000,-- gekostet. Diese Beträge
können wir alleine als Sozialverein Suchthilfe nicht stemmen. Da braucht man dann
viele, die mithelfen, das an die Öffentlichkeit
zu bringen.
GR Onay: Vielen Dank für ihren sehr informativen Vortrag. Ich habe eine Frage zu Alkohol und die Veränderung des Konsumverhaltens in Zeiten des Lockdowns. Bei mir
selbst habe ich gemerkt, dass sich die Qualität meines Weins während Corona verbessert hat, weil ich nicht mehr im Lokal konsumiert habe. Ich habe den Wein selbst gekauft und mehr auf die Qualität geachtet.
Mir ist aber aufgefallen, dass sich Jugendliche beispielsweise beim Landestheater
scharenweise getroffen haben und in Plastikflaschen schwere alkoholische Getränke
mitbrachten. Wir wissen, die psychische
Gesundheit bei Jugendlichen in der Coronazeit war ein großer Faktor. Da sind die Erkrankungen schlagartig nach oben gegangen. Inwieweit gibt es da noch Spuren im