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Jahr: 2023

/ Ausgabe: 2023-07-13-GR-Protokoll.pdf

- S.36

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Ich denke, es geht darum, dass man für
jede Substanz einen juristischen Rahmen
schaffen muss, aber ob das Strafrecht präventiv Hilfe leistet, das wage ich zu bezweifeln.
GRin Mag.a Seidl: Vielen Dank auch von
meiner Seite für den sehr interessanten
Vortrag. Ich glaube, es ist sehr wichtig, über
diese Themen auch öffentlich zu diskutieren.
Wir betrachten heute eigentlich das Thema
Alkohol, aber generell das Thema Suchtkrankheit. Bei den synthetischen Drogen
betrifft, sie haben es vorher schon angemerkt, besteht ja ein sehr schneller Wandel
am Markt. Anscheinend sind wirklich sehr
gefährliche Substanzen erhältlich, die nachhaltig auch die Gehirntätigkeit schädigen,
nämlich schon beim ersten Konsum.
Ich glaube, es wäre schon wichtig, auch
über dieses Thema zu sprechen. Vielleicht
können Sie nochmals ganz kurz darauf eingehen, wie man Jugendliche über diese
synthetischen Drogen, die manchmal nur
zwei oder drei Monate erhältlich sind, aufklären könnte.
Das Thema Alkohol ist in Österreich aus
meiner Sicht auch ein Imagethema. Wie Sie
vorhin erwähnt haben, wird hingenommen,
wenn er/sie einmal einen Rausch hat! Das
ist nach meiner Meinung genau der falsche
Zugang zu diesem Thema. Auch den Wettbewerb, wie viel man verträgt, halte ich für
sehr problematisch, denn die Alkoholsucht
betrifft nicht nur die Einzelperson, sondern
zerstört ganze Familien.
Ab welchem Zeitpunkt könnten Angehörige
merken, dass es langsam gefährlich wird?
Dieser versteckte Konsum ist ja das
Schwierigste. Haben Sie da irgendwelche
Anhaltspunkte? Vielleicht können wir heute
auch noch ein Hotline-Nummer für eine Beratung offen kommunizieren, damit die ZuseherInnen wissen, wohin sie sich wenden
können.
Univ.-Prof. Dr. Haring, MSc: Wenn es um
Jugendliche geht, halte ich "z6" für ganz
wichtig, weil es direkt bei den Jugendlichen
ist. Sie haben mit ihrem MDA-Programm
eine Wahrnehmung von neuen Substanzen.
Es gibt die Möglichkeit, dort gekaufte Drogen abzugeben. Sie werden analysiert und
man kennt dann die Inhaltsstoffe. Damit
GR-Sitzung 13.07.2023

weiß man auch, was am Markt ist. Es ist
sozusagen eine Markt-Screening-Situation.
Das ist natürlich auch ein Stück weit ein
Problem der Illegalität. Dadurch, dass sich
die Substanzen im illegalen Bereich befinden, haben wir keine Möglichkeit der Qualitätskontrolle. Ich habe das auch bei Cannabis gesagt. Cannabis halte ich für eine solch
gefährliche Droge, dass ich sie nicht dem
Schwarzmarkt überlassen würde.
Ich denke, da braucht es schon jemanden,
der das kontrolliert und schaut was in den
Drogen enthalten ist. Es gibt synthetische
Cannabioide, aber damit muss ich rechnen,
wenn ich im Schwarzmarkt agiere. Ich weiß
auch nicht, was in Chicago in Zeiten der
Prohibition an Methanol in den Getränken
enthalten war. Man hat sich daher überlegt,
ob man das nicht in die entsprechende Kontrolle bringen sollte.
Bei der anderen Frage, wenn ich Sie richtig
verstanden habe, geht es darum, wie weit
man gehen soll, wie viel man von seinem
Rausch herzeigen soll. Eigentlich gar nichts.
Ich persönlich mag keinen Rausch, ich will
mich unter Kontrolle haben. Es gibt vielleicht Menschen, die sich selbst oder die
Welt nicht ertragen, das ist etwas anderes.
Da muss man überlegen, warum das so ist.
Man muss signalisieren, ich will verantwortungsvoll mit Drogen umgehen. Man wird ja
immer zu Alkohol eingeladen. Warum wird
man nicht zu einem Getränk eingeladen,
sondern immer gefragt: Bier oder Wein? Jeder und jede entscheidet selbst, was er/sie
trinkt. Vor allem Menschen, die abstinent
bleiben wollen, tun sich in dieser Situation
sehr schwer, zu sagen: Nein, ich darf nicht,
ich kann nicht, ich will nicht - wie auch immer.
Alkohol gehört bei uns gesellschaftlich zu
bestimmten Situationen dazu. Das müssen
wir auflösen.
Die Frage nach der Hotline halte ich für gut.
Ich weiß nicht, ob das z6 überhaupt eine
hat. Für unseren Verein wäre eine solche
Hotline eine gute Idee, die ich gerne aufgreife.
GRin Mag.a Seidl: Das bedeutet, aktuell gibt
es keine Hotline?
Univ.-Prof. Dr. Haring, MSc: Bei uns gibt
es keine. Sie können sich gerne bei uns