Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2010
/ Ausgabe: 07-April.pdf
- S.64
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GR Grünbacher: Wir unterscheiden uns
bei diesem Thema ganz massiv. Wir
glauben, dass der motorisierte Individualverkehr (MIV) benachteiligt und der
Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV)
gefördert werden muss.
Wir wollen keine Missionierung, aber wir
möchten nach wie vor eine Wahlmöglichkeit. Ich möchte nicht, dass die Leute nur
mehr aufgrund einer ToDo-Liste ein Auto
haben dürfen. Wir müssen auch für jene
Leute da sein, die nach wie vor ein Auto
haben möchten. Auch das ist Politik.
Das zweite ist der Raster über die
Autobesitzrate. Die größte SeniorInnenrate in Innsbruck ist mit 33 % im Olympischen Dorf. Klarerweise besitzen alte
Leute weniger Autos. Bei einer Neubesiedlung schaut das innerhalb von zwei
Jahren aber völlig anders aus. Keine
Parkplätze zur Verfügung zu stellen, das
ist schlichtweg am Markt vorbei produziert.
Dann stehen die Autos wirklich kreuz und
quer auf der Straße. Das ist ein Holler.
Wir können über dieses Thema im
Stadtsenat beraten. Dort, wo es SeniorInnen-Wohnungen gibt ist das wirklich kein
Thema, aber man kann nicht von einem
Auto pro Wohnung weggehen, weil das
eher zu Problemen als zu Lösungen
führen würde.
Auch wenn es den Innsbrucker Grünen
nicht gefällt, so gibt es Leute, die Autos
besitzen. Solange man ihnen das gesetzlich nicht verbieten kann - was ich auch
nicht möchte - müssen wir dafür sorgen,
dass sie ihre Autos irgendwo abstellen
können. StRin Dr.in Pokorny-Reitter hat
völlig Recht, dass der öffentliche Straßenraum der teuerste Parkplatz ist.
GR Weiskopf: Ich möchte zu bedenken
geben, dass ein Haus eine relativ lange
Lebensdauer hat. Darüber sollten wir
einmal nachdenken. Dass wir tendenziell
in Richtung öffentliche Verkehrsmittel
gehen, ist gut und in Ordnung.
Ich wohne in einer Wohnung der "Neue
Heimat Tirol" Gemeinnützige Wohnungsund Siedlungsgesellschaft GesmbH
(NHT), Franz Baumann Weg und dieses
Haus ist zehn Jahre alt. Ich glaube, dass
dieses Haus in siebzig Jahren vielleicht
auch noch stehen wird. Aber ich getraue
GR-Sitzung 22.4.2010
mich nicht zu sagen, wie sich die Mobilität
in den nächsten 25 Jahren entwickelt.
Vielleicht fahren in 25 Jahren wieder mehr
Autos.
Es wäre ja möglich, dass es bis zu diesem
Zeitpunkt sonnenbetriebene Fahrzeuge in
der Größe von einem kleinen Smart oder
Fiat Punto gibt, für die man ebenfalls
wieder Stellplätze braucht. Ich würde
schon ersuchen, hier etwas weiter in die
Zukunft zu blicken und nicht zu versuchen,
in populistischer Art und Weise zwei
Parkplätze wegzurationalisieren, was
letztendlich zum Nachteil aller ist. Man
darf nicht vergessen, dass Parken auch
teuer ist und einige Leute ein Auto haben
müssen.
Wenn wir Stellplätze reduzieren, dann wird
dadurch die Situation, welche heute schon
nicht positiv ist, noch verschärft. Ich kann
mich mit der Idee der Innsbrucker Grünen
leider nicht anfreunden.
StRin Mag.a Schwarzl: GR Praxmarer, als
grüne Fantasten befinden wir uns in guter
Gesellschaft mit Dr. Lugger von der "Neue
Heimat Tirol" Gemeinnützige Wohnungsund Siedlungsgesellschaft GesmbH
(NHT), VertreterInnen der Kammer der
Architekten und Ingenieurkonsulenten und
Vorarlberg, etlichen Bauträgern und auch
Landeshauptmann-Stellvertreter
Gschwentner (SPÖ), welcher für die
Landeswohnbauförderung zuständig ist.
Im Herbst 2009 hat im Land Tirol ein
großes Wohnbausymposium stattgefunden, in dem einer der Hauptpunkte
sämtlicher ReferentInnen - quer durch die
Bauträger und ArchitektInnenschaft - die
Problematik der Stellplatzverordnung war.
Diese treibt in den Landgemeinden noch
extremere Blüten als bei uns in Innsbruck.
Ich möchte damit nicht sagen, dass es
keine Stellplatzverordnung mehr geben
soll, aber eine sehr starke Unflexibilität
und Extensität in Verordnungen von
Stellplätzen führt zu extremer Verteuerung
der Kosten des Wohnens. Extrem viele
Wohnbauförderungsmittel, die wir
vielleicht woanders benötigen würden,
fließen in den Bau von Tiefgaragen.
Interessant ist, dass es mittlerweile
Architektenteams gibt, die Tiefgaragen
hinsichtlich der Belüftung und Beleuchtung