Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2005
/ Ausgabe: 07-Juli-Fortsetzung.pdf
- S.62
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zeptieren. Das könnte doch für Menschen, die sehr an ihrem Glauben hängen, die größte Gegenoffensive sein. Kriminelle Menschen werden wir aber
mit oder ohne Zentrum nicht vor Verbrechen abhalten können.
Ich kann nur hoffen, dass die Stadt Innsbruck mit ihren
113.000 Einwohnern für Terroristen zu unbedeutend ist, obwohl ich jeder
wirklichen Weltstadt keinen solchen Anschlag wie in London wünsche.
Das ist aber selbstverständlich. Ich appelliere also an alle, die Verantwortung wahrzunehmen und in ihren Aussagen wohlüberlegt alles abzuwägen,
was man dadurch hervorrufen kann. Dafür bedanke ich mich schon im Voraus. (Beifall)
GR Dr. Patek: Ich bin froh und glücklich in einem Staat zu
leben, der eine pluralistische, freie und demokratische Gesellschaft hat. Das
beinhaltet auch das Recht, dass sich Leute, die in diesem Staat leben, frei
bewegen und ihr Leben so gestalten können, wie es ihnen beliebt. Das beinhaltet auch das Recht, dass sich Leute treffen können, ohne dass man es
ihnen von staatlicher Autorität verbietet bzw. schwer macht.
Ich bin viel in der Welt herumgereist und konnte feststellen,
dass in Staaten, in denen solche Sachen unterbunden werden, das Bedrohungsgefühl steigt. Es steigt das Gefühl, bedrängt zu werden, sich nicht
entfalten zu können und daher steigt auch das Gewaltpotential. Nicht umsonst ist Europa im weltweiten Vergleich ein sehr friedliches und sicheres
Gebiet, weil Freiheit ein Garant dafür ist, dass die Gewaltbereitschaft in der
Bevölkerung sehr niedrig ist.
Wenn dann eine Bevölkerungsgruppe mit solchen pauschalierten Vorurteilen in die Enge getrieben wird, man ihnen den Freiraum ihrer
Lebensgestaltung einschränken will und ihnen mit Hass begegnet, legt man
genau jene Verhaltensweise an den Tag, die bei jedem Menschen, egal
welchen Glaubens, welcher Herkunft usw., Bedrohung, Angst und in Folge
auch erhöhte Gewaltbereitschaft hervorruft. Wenn jemand davon redet,
dass es im Staat unsicher wird, dann soll er als Erstes jene Geisteshaltung
in unserer Gesellschaft bekämpfen, die Intoleranz, pauschalierte Vorurteile
und Einengung der persönlichen Lebensgestaltung auf ihre politischen Fahnen geschrieben hat.
GR-Sitzung 15.7.2005