Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2014
/ Ausgabe: 02_Feber_2014_gsw.pdf
- S.10
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Personal, in Situationen kommen, in denen
es eine Überforderung gibt, dann kann das
unter Umständen auch in Gewalt bzw. bedrohliche Situationen ausarten. Das heißt,
wir sollten alle darauf achten, dass wir wirklich eine gute und qualifizierte Personalausstattung haben, auch wenn ich weiß, dass
das sehr sehr schwierig ist.
Nach unserer Meinung fehlt es auch noch
an einer wirklich tiefgreifenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema
der schwer kranken, sterbenden Menschen.
Es fehlt an der Akzeptanz dieser Menschen,
die genau so zu unserer Lebenswelt gehören, wie Kinder, die geboren werden. Das
ist immer noch ein Thema, das sehr gerne
tabuisiert wird. Es wird vielfach medizinisch
betrachtet. Nach meiner Meinung haben
viele von uns noch nicht diesen natürlichen
Zugang. Grundsätzlich haben Menschen
aber einfach ein Recht darauf, in Würde und
Frieden zu sterben.
Die Bereiche Palliativmedizin und Schmerztherapie sind sicherlich noch zu verstärken
und zu verbessern. Auch in unseren städtischen Angeboten, in den Angeboten der
ISD sollten entsprechende Schulungsmaßnahmen angeboten werden.
Wir brauchen auch Wohngemeinschaften
für Menschen mit Demenzerkrankung. Das
kann auch eine Angliederung an eine stationäre Einrichtung sein. Wir müssen Menschen mit Demenz möglichst gut in den Alltag dieser Gemeinschaften holen. Wir wissen alle, dass dies ein gewisser Hemmschuh für das Fortschreiten der Krankheit
ist. Wir brauchen auch diese Enttabuisierung des Themas "Gewalt im Alter". Es täte
uns wirklich gut, wenn es dazu eine gesellschaftliche Auseinandersetzung gäbe.
Jetzt komme ich schon zum Schluss.
Manchmal ist auch eine einfache Geste oder ein liebenswürdiger Blick etwas, das die
Wertschätzung der Menschen ausdrückt. Es
kann sein, dass man im Bus aufsteht. Es
kann sein, dass man jemandem behilflich
ist, etwas aufzuheben, das hinuntergefallen
ist. Wenn wir das täglich leben, dann glaube
ich, hätten wir schon einen großen Teil von
dem erreicht, was GR Kritzinger unter Alltagskultur in einer Stadt versteht.
GRin Dr.in Krammer-Stark: Auch ich möchte mich bei GR Kritzinger für die Wahl des
Themas bedanken.
GR-Sitzung 27.02.2014
Wir haben ja von GRin Dr.in Pokorny-Reitter
schon einiges gehört. Sie hat aufgezeigt,
dass mit der Wertschätzung jeder etwas anfangen kann. Deshalb möchte ich mich jetzt
zuerst auch mit diesem Begriff beschäftigen.
Erst kürzlich, letzte Woche, habe ich in einem Seminar gelernt, dass der Mangel an
Wertschätzung die häufigste Ursache für
das Burnout-Syndrom ist. Wertschätzung
heißt aber nicht nur Lob und Anerkennung
zu zeigen, sondern, in der Folge, auch wesentlich die Autonomie und die Selbstbestimmung der einzelnen Menschen zu gewährleisten.
In diesem Zusammenhang meint Autonomie, die Handlungs- und Entscheidungsspielräume offen zuhalten. Daneben aber,
und das ist für mich genauso wichtig, gehört
zum Begriff der Wertschätzung die Diversität anzuerkennen. Wir wissen alle, dass
auch die älteren Menschen keine homogene Gruppe sind. Alte Menschen sind genau
so divers wie die jungen es sind.
Nach meiner Meinung drückt sich, politisch
verstanden, Wertschätzung gegenüber den
älteren Menschen in Maßnahmen und
Handlungsfeldern aus, die ihre Selbstbestimmung schützen und eine Weiterentwicklung zulassen.
Ich denke, dass die Selbstbestimmung gerade im Alter wieder bewusst ein Thema
wird. Da werden die Entscheidungs- und
Handlungsspielräume von Einzelnen immer
mehr eingeschränkt, weil sich z. B. ihre finanzielle Situation in der Pension ändert.
Ich denke, dass bezüglich der wertschätzenden Maßnahmen gegenüber den älteren
Menschen in der Stadt Innsbruck schon
sehr viel passiert ist. GRin Dr.in PokornyReitter hat bereits die Neuauflage des Vorsorgeplans angesprochen. Wir unterstützen
aber genauso die neuen Wohnformen im
Alter.
Der fortschreitende Ausbau der barrierefreien Mobilität des Regionalbahn- und Straßenbahnsystems für den Tiroler Zentralraum ist genauso eine solche Maßnahme,
wie es der Erhalt der Patscherkofelbahn als
Teil der öffentlichen Infrastruktur in der
Stadt Innsbruck ist.
Was ist nun die Methode der Wertschätzung? Wie zeigt sich Wertschätzung? Um