Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2014
/ Ausgabe: 07-Protokoll_12_06_2014.pdf
- S.7
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man schon die berechtigte Frage stellen:
"Ist das zielführend?"
Diese Umstände zeigen zumindest mir,
aber auch vielen anderen, dass es durchaus Entwicklungsbedarf in der Kulturszene
der Stadt Innsbruck gibt. Ich denke da
schon an eine Art Kulturentwicklungsprozess. Ich glaube, wir sind es unseren Kulturschaffenden schuldig, als Stadt Innsbruck
den Rahmen vorzugeben.
Wir müssen sagen, welche Potentiale wir
uns vorstellen können. Wir müssen sagen,
wo wir in drei, in fünf Jahren als Stadt Innsbruck im Bereich der Kultur stehen wollen.
Wir müssen einen Kulturentwicklungsprozess in Gang bringen, bei dem wir auch
thematische Schwerpunkte setzen können.
Damit können wir Kulturschaffenden Sicherheit geben. Damit haben sie den Raum,
sich in der Stadt Innsbruck weiterzuentwickeln. Wir haben damit die Möglichkeit, diesen Kulturprozess mitzugestalten.
Das ist der eine Teil einer konkreten Kulturpolitik in der Stadt Innsbruck, den ich jetzt
sehr kurz gefasst habe. Acht Minuten sind
doch sehr kurz, um das weitreichende
Thema Kultur zu umreißen.
Ich möchte daher noch zu einem eher allgemeinen Kulturteil übergehen, der mir
auch ganz wichtig ist.
Das Wort Kultur in seinem ursprünglichen
Sinn, geht zurück auf die alten Römer. Ich
hatte sieben Jahre Latein, da wird man
manchmal etwas nostalgisch! Cultura bedeutet Bearbeitung, Pflege und Ackerbau.
Kultur ist also alles, was der Mensch verändert, alles, was nicht natürlich ist.
stehen konnte, weil es eine Vielfalt zugelassen hat. Territoriale Bevölkerungsgruppen
hatten die Freiheit, ihre Religion weiter zu
leben, ihre Ausdrucksweise, ihre Sprache
zu behalten.
Die Stadt Innsbruck ist, wie jede Stadt, ja
auch so ein urbanes Zentrum. Es gibt eine
sehr vielfältige Bevölkerung mit vielfältigen
Interessen. Da sehe ich uns als Stadt Innsbruck in einer ähnlichen Verantwortung, wie
sie damals das Römischen Reich hatte solange es funktionierte.
Wir müssen eine Vielfalt zulassen und fördern. Das heißt, dass wir auf sprachlicher
Ebene und durch Förderungen anerkennen,
dass es verschiedene Ansätze für Kultur
gibt.
Da spreche ich jetzt nicht nur davon, dass
junge Menschen vielleicht andere Interessen als ältere Menschen in Bezug auf Kultur
haben. Die Interessen hängen vielleicht
auch von gesellschaftlichen Schichten ab
und von dem, was man sich an Kultur leisten kann.
Da geht es um viele Aspekte, bei denen
Kultur einfach unterschiedlich aufgefasst
wird. Für die Stadt Innsbruck sollte es darum gehen, diese unterschiedlichen Auffassungen anzuerkennen. Das muss nicht immer durch finanzielle Mittel geschehen.
Auch die generelle Haltung, die sprachliche
Haltung, die man einnehmen kann, ist Anerkennung.
Ich glaube, dass das Pflegen hier ganz
wichtig und dringend ist. Das sollten wir uns
in der Stadt Innsbruck auch zu Herzen
nehmen.
Im Vorfeld kam von mehreren Fraktionen
die Frage, ob ich unter "Kultur für Alle" auch
Ess- und Trinkkultur verstehe? Da antworte
ich: "Ja, natürlich verstehe ich auch das
darunter!" Wenn man von Kultur spricht,
finde ich es legitim, dass man auch von
einer Ess- und Trinkkultur spricht. Genauso
darf man auch von einer Lebensmittelkultur
sprechen.
Wenn wir schon bei den alten Römern sind,
müssen wir auch sagen, dass wir uns als
Stadt Innsbruck nicht auf den Lorbeeren der
Vergangenheit ausruhen dürfen. Es ist bisher sehr viel Gutes passiert. Wir müssen
aber auch die Wegsteine für die Zukunft
setzen.
In Holland ist die Esskultur jene, dass man
sich irgendwo ein Sandwich kauft und damit
essend durch die Straßen läuft. Diese Esskultur haben wir hier nicht. Wir teilen uns
vielleicht die italienische Trinkkultur. Man
trinkt auf öffentlichen Plätzen auch einmal
ein Gläschen Wein oder eine Dose Bier!
Dabei kann man dann auch vom Römischen Reich lernen. Lernen insofern, dass
es über Jahrhunderte, mit einer solchen
Fläche und einer solchen Bevölkerung be-
Inwiefern genau diese Kultur hier in der
Stadt Innsbruck noch gelebt werden darf
und wertgeschätzt wird, werden wir später
GR-Sitzung 12.06.2014