Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2015
/ Ausgabe: 07-Protokoll_16.07.2015.pdf
- S.41
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Arch. DIin Delugan-Meissl. Wenn wir über
Architekturqualität sprechen, dann ist sozusagen das persönliche "gefällt mir" oder
"gefällt mir nicht" zwar sicher eine legitime
persönliche Meinung, aber nicht unbedingt
ein Qualitätsurteil bzw. Qualitätsmerkmal.
Zur Fassade hat Arch. DI Strolz selbst gesagt, dass sie an großer Fläche ausprobiert
wird. Das muss auch mit dem Sachverständigenbeirat nach dem Stadt- und Ortsbildschutzgesetz (SOG), der da einiges bis zur
endgültigen Baugenehmigung mitzureden
hat, abgestimmt werden. Da wird es noch
Fachdiskussionen geben, ganz zweifellos.
Arch. DI Strolz hat aber auch gesagt, dass
die Fassade nicht so schwarz wird, wie sie
im Modell dargestellt ist. Das war nur nicht
anders darstellbar! Es wird eine Keramikfassade, die bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen in unterschiedlichen warmen
Farbtönen changieren wird.
Das Haus wird bei blauem Himmel und
strahlendem Sonnenschein anders aussehen als bei Bewölkung. Es wird am Morgen
anders aussehen als am Abend - je nach
Sonneneinstrahlung usw. Es wird also in
seinen Farbtönen changieren, bis es sich
bei Nacht, sozusagen in die Dunkelheit hinein, auflöst. Es wird dann nur noch durch
die Innenbeleuchtung nach außen wirken
und sein Leben zeigen.
Ein schwarzer Koloss, der da steht, wird es
sicher nicht werden. Da kann ich
GR Kritzinger beruhigen.
Zur Ensemblewirkung hat Frau Bürgermeisterin schon gesagt, dass Architektur noch
nie harmonisch war. Die Frage und Anforderung ist vielmehr die, hat sie Qualität und
geht sie mit Respekt und Dialogbereitschaft
auf die bebaute Umwelt ein oder nicht? Ein
harmonisches Einfügen, wenn links ein
klassizistischer Bau steht, rechts eine Renaissancekirche und gegenüber ein Barockpalast, was wäre das? Harmonisch
wirkt es, weil wir es von Kindheit an immer
so gesehen haben. Deshalb wirkt es auf
uns als ein Ensemble!
Wir haben es immer so gesehen und sind
es so gewohnt, obwohl es eigentlich überhaupt nicht harmonisch ist. Wenn man da
harmonisch, unter Anführungszeichen, etwas bauen würde, dann müsste also Neoklassizismus, Barock und Renaissance irGR-Sitzung 16.07.2015
gendwie zitiert werden. Von allem ein bisschen und das Haus möglichst nichtig bauen,
damit es ja nicht auffällt.
Nein, so entstehen keine Ensembles. Ensembles entstehen dadurch, dass man mit
dem Maßstab, dem Verhältnis zu den anderen Bauten, respektvoll umgeht.
Dieses Haus nimmt sich zurück. Das hat
ihm auch schon Kritik aus verschiedenen
Ecken eingetragen. Es gab Leute, die meinten, es sei zu wenig spektakulär. Sie hätten
sich für die Stadt Innsbruck, für das "Haus
der Musik", an diesem zentralen Platz, etwas viel Aufregenderes und Spektakuläreres erwartet.
Wenn man die Wettbewerbsprojekte ansieht, bemerkt man, dass es spektakulärere
gibt. Auf den ersten Blick! Beim ersten
Rundgang findet man sie cool und toll.
Wenn man sie dann aber genauer betrachtet, stellt man fest, dass z. B. ein Projekt
ganz ausladend in den Vorplatz hineinreicht. Es ist eine sehr theatralische Geste:
Schaut, hier bin ich! Und was befindet sich
am Ende dieser Geste? Der Lieferanteneingang für die Gastronomie.
Da hat irgendwie die Funktionalität nicht zur
großen Geste gepasst. Dieses Haus hat
theatralische Gesten nicht notwendig. Es
steht einfach selbstverständlich da. Dieses
Haus hat aber die Qualität, nach einem Jahr
allen, die daran vorbeigehen, das Gefühl zu
geben, es stand schon immer da! Damit ist
es dann Bestandteil eines Ensembles geworden. Damit hat es das Ensemble selbst
mitgeformt, allein durch genau die Art und
Weise, wie es dasteht: Selbstbewusst,
selbstverständlich, aber nicht provokant,
nicht reißerisch, nicht theatralisch, nicht
aufdringlich futuristisch, sondern funktional
und selbstsicher. Wir werden es alle erleben, dass wir das Gefühl haben, es war
immer schon an diesem Platz. (Beifall)
GRin DIin Sprenger: Ich muss noch etwas
ergänzen. Je länger wir darüber diskutieren,
desto unklarer wird es. Wenn ich mir die
Wortmeldung von Arch. DI Strolz in Erinnerung rufe, als er das Projekt vorgestellt hat,
dann hat er sehr wohl gesagt, dass sich das
Gebäude farbtechnisch den umliegenden
Gebäuden unterordnen wird und quasi verschwindet.