Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2004
/ Ausgabe: 08-Oktober.pdf
- S.80
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der Privatwirtschaft gleicher Lohn für gleiche Arbeit noch nicht verwirklicht wäre, sondern wie sehen die Verhältnisse zwischen Männern und
Frauen auf den Hierarchieebenen aus? Damit möchte ich das, was in den
letzten Jahren geschehen ist, nicht abtun. Im Gegenteil, es wird, so wie das
Frauenförderungsprogramm, dazu führen, dass irgendwann einmal an der
Spitze bei den Abteilungsleitungen, bei der Zahl der Amtsvorstände und
Amtsvorständinnen, eine Gleichberechtigung und eine gleiche Vertretung
herrscht. Im Moment ist es aber noch nicht so.
Wenn wir uns gerade erst auf den Weg dazu gemacht haben
und dann der nächstbeste Gemeinderat ohne Rätin aufsteht und sagt, dass
man nicht übertreiben und Maß halten soll, dann denke ich mir als Mann
Folgendes: Wäre ich eine Frau, müsste ich einen Schreikrampf bekommen,
wenn mir nach etlichen Jahrhunderten, in denen es die Männer gewohnt
waren oben zu sitzen, etwas von Maß halten ins Gewissen geredet wird. Es
war in der Geschichte schon öfter so, dass diejenigen, welche oben gesessen sind zu den Unteren gesagt haben, sie sollen Maß halten und sich nicht
aufregen.
Jetzt trifft es uns und das müssen wir verdammt noch einmal
aushalten.
(Bgm.-Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger: Nach der Verhältnismäßigkeit.)
Wenn die Unteren sich aufgeregt haben, haben jene, welche oben gesessen
sind, immer nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel geschrien. Jetzt trifft
es uns, Eugen. Wir können für die letzten paar hundert Jahre zwar nichts
dafür, aber irgendwann muss auch mit der Beseitigung der mittelbaren Diskriminierungen begonnen werden. Diesbezüglich können wir nicht mitreden, da uns niemand mittelbar diskriminiert. Wir sind mittelbar die Nutznießer dessen, dass mittelbar diskriminiert wird.
Das können nur die Frauen sagen, feststellen und sich dagegen
wehren, und deshalb sollen wir uns nicht hinstellen und "aber bitte Maß
halten und nicht übertreiben" sagen. Wenn wir noch 500 Jahre lang, "bitte
Maß halten und nicht übertreiben" sagen, dann wird das, was GR Mag.
Dr. Hörmann gesagt hat, nicht passieren und zwar, dass eines Tages ein
spezielles Frauenförderungsprogramm nicht mehr notwendig sein wird. Im
Moment ist er verdammt notwendig. (Beifall)
GR-Sitzung 21.10.2004