Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2008
/ Ausgabe: 08-September.pdf
- S.23
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sozusagen das zentrale Aufnahmekriterium, wenn das Alter festgestellt und die
Identität geklärt ist. Wenn sie bereit sind
hier mitzumachen, kommen sie in das
Programm dieses Vereines. Das motiviert
die Leute natürlich ganz anders.
Anschließend erfolgt im ersten halben
Jahr eine so genannte Clearing-Phase.
Das heißt, es wird mit den Verwandten zu
Hause in Marokko Kontakt gesucht. Ich
finde, das ist eine tolle Maßnahme, die bei
uns auch passieren könnte.
(GR Federspiel: Das machen sie ja,
nämlich Nachschub besorgen.)
Es wird eine Beleuchtung der persönlichen
Geschichte vorgenommen und ein Bericht
über diese Person abgeschlossen. Erst
dann, wenn dieser Bericht fertig ist,
kommen diese Leute in Betreuung oder
auch nicht.
Im Jahr 2006 waren es 300 bis 400 junge
Leute. Wir haben in der Stadt Innsbruck
nur vierzig Marokkaner und daher wäre es
leichter, eine solche Maßnahme zu
finanzieren. Jedenfalls waren es 300 bis
400 Leute, mit denen der Verein "Les
jeunes en errance" über Streetworker in
Kontakt getreten ist, die in Marseille auch
verstärkt worden sind. 120 Personen
wurden in Betreuung und konkret in eine
Ausbildung wurden 50 Personen genommen. Wie einfach wäre es für vierzig Leute
das zu machen.
Natürlich ist es auch in Marseille so, dass
das Lobbying für diese Gruppe nie aufhört.
Es war eine umstrittene Maßnahme, denn
man hatte die Befürchtungen, dass man,
wenn es eine Einrichtung gibt, alle
Jugendlichen aus den Maghrebstaaten
aus ganz Frankreich womöglich nach
Marseille strömen, weil sie wissen, dass
es dort eine Möglichkeit gibt, von dieser
Szene wegzukommen. Dem war aber
nicht so. Man hat in diesen vierzehn
Jahren gesehen, dass sich die Lage
massiv verbessert hat und sich die
Bürgerinnen bzw. Bürger sicher fühlen,
aber auch diese Jugendlichen sich in ihrer
Lebenssituation sicherer fühlen.
Es gibt natürlich auch andere Städte, die
dasselbe Problem haben. Zum Beispiel
die Städte Barcelona, Paris, Brüssel oder
Frankfurt am Main. Die Stadt Frankfurt am
GR-Sitzung 30.9.2008
Main hat wie die Stadt Marseille einen
Verein gegründet, der schon seit sechzehn Jahren besteht. Sie hat im Jahr 2002
zu ihrer Zehnjahresfeier einen umfangreichen Jahresbericht abgeliefert und ihr
Angebot vorgestellt. Hier wird Krisenintervention, Verpflegung, Kontaktaufnahme
zur Familie und dem Schutz der jungen
Menschen angeboten. Die Stadt Frankfurt
am Main hat diesbezüglich sehr gute
Erfahrungen gemacht, wobei sie in den
letzten Jahren immer mehr mit Jugendlichen aus den Maghrebstaaten konfrontiert
gewesen ist. Das war eine spezielle
Problematik, aber diese Stadt schafft das
gut.
In der Stadt Graz gibt es eine Einrichtung,
die ebenfalls mit Jugendlichen aus den
Maghrebstaaten ein gutes Auskommen
gefunden hat, und zwar nennt sich das
"Schlupfhaus", das von der Caritas
betrieben wird.
Fazit ist jedenfalls, dass sich in allen
Städten, wo es solche Einrichtungen gibt,
die Lage gebessert hat. Über diese
Einrichtungen gibt es nicht nur umfangreiche Berichte, aus denen man das nach
verfolgen kann, sondern auch Ansprechpartnerinnen bzw. Ansprechpartner mit
Telefonnummern. Ich würde mich sehr
freuen, wenn man sich in der Stadt
Innsbruck um diese Ansprechpartner
kümmern bzw. Kontakt mit anderen
Städten suchen würde und wir bald eine
solche Einrichtung hätten. (Beifall von
Seiten der Innsbrucker Grünen)
GR Grünbacher: Ich bin jetzt etwas
perplex, weil wir eigentlich über etwas
anderes diskutieren wollten und zwar über
das Alkoholverbot. Es sei mir doch
gestattet, auf das etwas einzugehen, denn
was wir jetzt gehört haben, ist natürlich
"Sozialromantik pur". Ich bekenne mich
dazu, dass ich ganz sicher kein "Rechter"
bin.
Ich halte GRin Dr.in Krammer-Stark zugute,
dass sie das glaubt, was sie sagt, aber die
Fakten sehen hier völlig anders aus. Wir
haben uns auch Informationen vom
zuständigen Sozialarbeiter geholt, aber wir
sprechen von völlig anderen Leuten. Der
Flüchtlingskoordinator des Landes Tirol,
Peter Logar, kennt von den vierzig
Marokkanern - damals waren es noch