Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2017
/ Ausgabe: 09-Protokoll__13.07.2017.pdf
- S.38
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 478 -
anders aus, wie Sie es vielleicht in den letzten 20 Jahren gesehen und in dieser Zeit
errichtet worden ist.
Es geht eigentlich um den bereits stark
strapazierten Begriff der Nachhaltigkeit,
aber auch um eine soziale Nachhaltigkeit.
Ich denke, dass die Stadt durch das Zusammenleben vieler Menschen vor allem im
gemeinsamen, so genannten öffentlichen
Raum, ein sehr soziales Kunstwerk ist? Es
sind entweder Wiesen, Gassen oder Plätze
und eigentlich das, was die europäische
Stadt ausmacht. Gleichzeitig prägt es, dass
im Erdgeschoß ein paar tausend Jahre nicht
gewohnt, sondern gearbeitet und ausgetauscht wurde.
Wir haben während des Zweiten Weltkriegs
aus der Not der Welt eine Erfindung gemacht, dass wir auch im Erdgeschoß wohnen. Wenn wir darüber kritisch nachdenken,
sprechen wir deshalb heute, über Siedlungen. Diese Siedlungen sind untertags meist
Schlafstätten, sehr ruhige Anlagen und große weite Wiesen. Manche Kinder stören
dort. Sie wissen das. Eigentlich hat jede/jeder seinen Rundumblick von 360 Grad.
Das ist aber keine Stadt. Diese Stadt müssen wir neu entdecken. Es ist auch sehr einfach. Denken Sie daran, wo Sie Urlaub machen. Sie fahren nicht in die Peripherie oder
in die Stadtvierteln nach 1950. Sie fahren in
die Altstädte. Warum? Weil es dort offensichtlich interessante, abwechslungsreiche
und spannende Räume gibt und Sie auch
im Erdgeschoß zufällig überraschend mehr
als nur den Garten, den Zaun oder den Grillofen der Nachbarin oder des Nachbarn erleben können.
Es wäre eigentlich unsere Aufgabe, langsam wieder umzudenken und dort, wo wir
wohnen, einen Alltag zu ermöglichen, der
nicht nur dadurch besteht, dass es einen
Supermarkt gibt, sondern dass noch mehr
passieren kann.
Das muss nicht nur in die Köpfe der Architektinnen und Architekten hinein, sondern
auch in die Medien und wahrscheinlich auch
ein langsamer Umgang werden. Davon rede
ich eigentlich heute. Deshalb haben wir
auch von diesem Stück Stadt gesprochen.
Auf dem Bild, das jetzt einige Minuten stehen wird, sehen Sie eine große Hofstruktur
mit ganz großen, vielen gleichen Höfen.
GR-Sitzung 13.07.2017
Links unten erblicken Sie die Struktur der
Altstädte bzw. dieses Zentrum der Stadt
Innsbruck. Dazwischen erkennen Sie eine
Art gründerzeitliche Struktur, wie sie sie
zwischen den Stadtteilen Saggen und der
inneren Stadt bei der Anichstraße befindet.
Weiter rechts gibt es wieder eine andere
Struktur.
Wir haben uns eigentlich dahingehend bewegt, sei es jetzt ein Hof oder eine einzelne
Zeile. Es sind weit auseinanderfallende
Räume, die damals als eine Errungenschaft
verstanden wurden, weil jede/jeder Licht,
Luft und Sonne hatte.
Mittlerweile wissen wir, dass es dadurch
kein Gemeinschaftsleben mehr gibt, man
natürlich viel Gehen und Fahren (mit dem
Auto) muss und die fußläufige Stadt oder
die Stadt des Rades nicht mehr erleben
kann.
Viele wichtige Städte, die wir gerne besuchen (Bologna, Kopenhagen usw.), entdecken das wieder. Wir versuchen es auch in
Wien und ich versuche es leider noch verzweifelt in China.
Das nächste Bild ist auch sehr entscheidend und sollte zeigen, dass Stadt aus extremen Unterschieden besteht - nicht nur
hinsichtlich Dichte des Leerstehens eines
Platzes. Nehmen wir z. B. auch den MariaTheresien-Platz in Wien oder die piazza
Navona in Rom.
Es hat nicht jede/jeder ihren/seinen Garten.
Der Garten ist diese Leerstelle, sozusagen
dieser Platz. Im Falle des CampagnereiterAreals ist es das große grüne Band, das
sich bis zum Inn spannt und die anderen
Teile des Stadtviertels verbindet. Es ist die
große, leere Fläche, auf der Sport stattfindet
aber auch etwas, wo kein Programm entstehen wird und man einfach nur durchgeht
oder sitzt und kein Konsumzwang besteht.
Dieses Bild möchte veranschaulichen, dass
es einen Ausgleich zwischen etwas das voll
und etwas das leer ist, geben muss. Welcher Charakter ist das? Jener Charakter,
den Sie im Urlaub nicht aufsuchen. Sie wollen einen anderen.
Sie sehen jetzt hier zwei Beispiele. Es sind
Hötting-West und im Norden der Reichenau
das Loden-Areal. Diese beiden sind ganz
moderne Architekturen und ausgezeichnete,
nachhaltige Bauwerke. Waren Sie schon