Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2008
/ Ausgabe: 02-Feber-Fortsetzung2.pdf
- S.20
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liebsten. Hier spreche ich als Betriebsrat,
weil ich darin Erfahrung habe. Eine
Eigenreinigung wird vielleicht etwas teurer
sein, aber das hat mit Qualität zu tun.
Öffentliche Einrichtungen haben nicht nur
den Rechenstift in dieser Frage anzusetzen, sondern es muss auch die Qualität
passen. Vor allem haben sie die Verpflichtung, sich auch darum zu kümmern, dass
diese Menschen, die aufgrund ihrer Löhne
im untersten Bereich leben, wenigstens
laut Kollektivvertrag bezahlt werden.
Sich einfach nicht darum zu kümmern und
"hurra" zu schreien, dass die Zahlen
stimmen, so kann es auch nicht gehen.
Deshalb kann ich nur sagen, dass dieser
Antrag von uns zu unterstützen ist.
StRin Dr.in Pokorny-Reitter: Bei diesen
Menschen, wie es GR Buchacher gerade
ausgeführt hat, handelt es sich in erster
Linie um Frauen. In der Zwischenzeit gibt
es einige Männer, die von den Reinigungsfirmen gestellt werden, aber zum
Großteil sind es Frauenarbeitsplätze.
Es ist gut beraten, wenn die öffentliche
Hand sagt, dass sie Frauenarbeitsplätze in
diesem ohnehin niedrig bezahlten
Dienstleistungssegment haben will, wo sie
auch von einer Wertschätzung, Menschlichkeit und einem ordentlichen bzw.
angemessenen Arbeitsplatz ausgeht.
In diesem Sinn, danke, GRin Linser, dass
Du diesen Antrag gestellt hast. Es gibt
seitens der SPÖ diesbezüglich große
Unterstützung, da es wirklich um eine
Verbesserung von Frauenarbeitsplätzen
und Situationen von Frauen am Arbeitsmarkt geht. (Beifall)
GRin Mag.a Yildirim: Ich kann mich nur
dem Inhalt meiner Vorrednerin bzw.
Vorredner anschließen. Ich begrüße den
Antrag von GRin Linser, da ich in dem
Bereich wo ich beschäftigt bin, immer
wieder beobachten kann, wie schwierig es
für die betroffenen Angestellten - das sind
wirklich überwiegend Frauen - ist, da man
Billigstbieter nimmt, sie unter extremen
Zeitdruck stehen und sehr schlecht
bezahlt werden.
Die Kollektivverträge sind in diesem
Bereich wirklich miserabel. Allein in einem
Zeitraum von drei bzw. vier Monaten kann
man beobachten, wie viel Personalaus-
tausch hier erfolgt. Einerseits kann man
als betroffene Arbeitskraft die Leistung
nicht erbringen und andererseits ist die
Qualität der Arbeit in diesem Bereich sehr
gesunken. Ich kann GRin Linser zu diesem
Antrag nur beglückwünschen. (Beifall)
GRin Dr.in Waibel: Ich möchte das jetzt
einfach nur beschreiben, da ich das nicht
überprüft habe. Ich habe fast siebzehn
Jahre in der Tiroler Landeskrankenanstalten GesmbH (TILAK) gearbeitet und war
mit der Fremdreinigung konfrontiert.
Dort gab es Männer und Frauen, wobei
die Männer besser bezahlt wurden. Dies
deshalb, weil jener, der auf die Leiter
gestiegen ist, besser bezahlt wurde als
derjenige, der nicht auf die Leiter gestiegen ist. Weil die Männer auf die Leiter
gestiegen sind, hatten sie auch einen
anderen Kollektivvertrag. Das hat aber
nicht bedeutet, dass die Oberfläche der
Kästen abgestaubt wurde. Ich spreche
vom OP-Bereich.
In diesem Bereich geht es um Minuten
und es wird sehr stark auf die Zeit
geachtet. Wenn man Personal, das
eingebunden ist und dazugehört, anruft,
reinigen diese den Operationssaal
innerhalb kürzester Zeit, damit man
weiterarbeiten kann. Wenn man Leute hat,
welche nicht dazugehören und nicht ins
soziale Netz eingebunden sind, muss man
sie suchen, weil sich diese irgendwo
verstecken. Auch das habe ich praktisch
miterlebt.
Deshalb frage ich mich, ob es wirklich so
effektiv ist, Leute im Fremdbereich
heranzuziehen, oder ob man sich nicht
ansehen sollte, wo es vielleicht effektiver
wäre, Leute ins soziale Gebinde einzufügen. (Beifall)
GR Haller: Das Problem der Fremdreinigung mit dem ganzen Rattenschwanz
hinsichtlich der Kollektivlöhne und dem
Druck, ist einzig und allein bei den
öffentlichen Betrieben die Ausschreibungspolitik. Aufgrund der Ausschreibungspolitik muss man den Billigstbieter
nehmen - diese unterbieten sich fast
stündlich - und daher kann man keine
Qualität erwarten.
Es gibt Fremdreinigungsfirmen, die in den
Hotels qualitätvolle Arbeit leisten und es
GR-Sitzung 27.3.2008 (Fortsetzung der am 28./29.2.2008 unterbrochenen Sitzung)