Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2006
/ Ausgabe: 10-Dezember-Fortsetzung.pdf
- S.31
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 898 -
überlegen, ob man die Bauphase abschnittsweise anlegt oder ob man die
gesamte Maria-Theresien-Straße sperrt.
Es mag sein, dass mit der Wunschbox der
Eindruck einer größeren Bürgerbeteiligung
entstanden ist als es dann der Fall war.
Allerdings war das ein erster Versuch, und
man kann ja für die Zukunft lernen. Man
kann bessere Strukturen und Maßnahmen
finden, so schon im Vorfeld eine bessere
Einbindung der Bürger stattfindet.
Wir haben vorher keine solchen gekannt,
denn sonst hätten wir diese Modelle wohl
präsentiert bekommen. Wir haben das
nicht gewusst und haben uns alle auf die
Wunschbox geeinigt.
Sich nun schleichend davon Zu distanzieren, halte ich für nicht besonders ehrlich.
Man kann die Sache in Zukunft besser
machen und sich fortentwickeln, aber jetzt
so zu tun als seien nur die anderen
Schuld, das ist nicht richtig. Es hat
niemand einen besseren Vorschlag
gemacht.
Wir alle müssen uns mit Kritik und Protest
auseinandersetzten: Es kommen Mails
oder Telefonanrufe einzelner Menschen.
Als Wohnungsstadträtin sage ich eines: Zu
mir kommen nur Leute, denen etwas nicht
passt. Das sind allerdings nur 5 % .Jene
95 %, die mit einer Entscheidung einverstanden sind, besuchen mich nie. Diese
stillschweigende Erklärung des Einverständnisses darf man nicht vergessen.
Wer mit einer Entwicklung zufrieden ist,
artikuliert das nicht unbedingt, und man
kann aus der Wunschbox nicht auf einen
hohen Grad an Kritik schließen.
Ich habe vor kurzem mit einer Dame einen
Mailwechsel geführt, wo mir klar geworden
ist, dass man die Menschen nicht immer
überzeugen kann. Das ist so, Bgm.-Stellv.
Dipl.-Ing. Sprenger hat nicht unrecht, wenn
er ein wenig abfällig in Richtung der
Grünen gesagt hat, dass wir ja nicht
entscheiden und uns keine Illusionen
machen sollten.
Würden wir Politiker die Projektauswahl
vornehmen, so wäre das eine reine
Entscheidung nach Geschmack und nicht
nach Qualität. Wir erleben in Jurysitzungen, dass wir mit Anleitung und fachlicher
Unterstützung verstehen könne, warum
diese oder jene Gestaltung gewählt wurde
und sie notwendig und hilfreich ist. Das ist
richtig so, und im Endeffekt gibt es einen
Beschluss. Es ist Aufgabe der Politik zu
gefassten Beschlüssen zu stehen und sie
umzusetzen.
Ich zitiere einen Brief des Sektionsvorsitzenden der Architekten von Tirol und
Vorarlberg, Dipl.-Ing. Thomas Moser:
"Innsbruck hat in den letzten Jahren und
Jahrzehnten eine wesentliche stadtgestalterische bauliche Erneuerung erfahren:
SOWI, Bergiselschanze und Rathaus und
viele andere Bausteine wurden errichtet
und haben die Attraktivität der Stadt
gestärkt. All diese Projekte sind aus
Architekturwettbewerben hervorgegangen.
Davon gab es in Innsbruck allein in den
letzten Jahren 52.
Der Architekturwettbewerb ist ein demokratisches und faires Mittel, um aus einer
Vielzahl von Projekten das beste auszuwählen. Die Teilnahme der Architekten ist
eine beträchtliche Leistung, welche nur
erbracht werden kann, wenn bestimmte
Grundregeln eingehalten werden.
Dazu gehört die Beurteilung der Arbeiten
durch eine Jury, der neben Vertretern des
Auslobers - hier der Stadt - zumindest zu
einem Drittel auch Fachleute angehören.
Nur ein solches Gremium garantiert eine
fachlich fundierte und nicht nur von
Geschmacksfragen getragene Entscheidung.
Die Fachjuroren werden überdies von der
Stadt in Anhörung der Kammer der
Architekten und Ingenieurkonsulenten
ausgewählt. Somit werden die Interessen
des Auslobers direkt durch Teilnahme an
der Jury als Bauherrenvertreter und durch
die Auswahl der Fachrichter gewahrt.
Im Gegenzug sind die Entscheidungen der
Jury sowohl von den Teilnehmern und
dem Auslober anzuerkennen.
Wenn Bgm.-Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger
meint, dass dieses Ergebnis lediglich eine
Vorauswahl darstellt, so widerspricht das
einem elementaren Grundsatz des
Architekturwettbewerbs und würde es
einen Rückfall in dunkle Vorzeiten der
Stadtgeschichte bedeuten."
Trefflicher kann man es nicht sagen.
GR-Sitzung 15.12.2006 (Fortsetzung der am 14.12.2006 vertagten Sitzung)