Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2003
/ Ausgabe: 10-November.pdf
- S.96
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 1558 -
Diese Kontinuität des Kults kann man aufgrund der archäologischen Funde sehr gut nachweisen, was ebenfalls für die Qualität der Grabungen spricht. Es handelt sich um einen Brandopferplatz mit unglaublichen Temperaturentwicklungen bis zu 1200 Grad Celsius, was selbst Steine
zum Schmelzen gebracht hat; diese sind noch vorhanden, was den Schluss
auf diese Temperaturen erst möglich gemacht hat. Menschenopfer wurden
übrigens keine gebracht.
Interessant ist, dass die Kuppe des Goldbichl nicht natürlich
entstanden ist, sondern von Menschenhand geschaffen wurde. Die Jahrhunderte lange Tradition, hier einen Opferplatz zu betreiben, hatte zur Folge, dass der Hügel immer höher wurde. Die letzten sieben Meter sind von
Menschenhand geschaffen worden. Ebenso brauchte man damals eine
Rampe, die die Möglichkeit bot, an die Spitze zu gelangen, um am Altar
die Opfer darzubringen.
Neben dieser Kultstätte wurde eine Wallanlage entdeckt, die
diese heilige Stätte umgeben hat; es wurden auch einige Kleinfunde wie ein
Türschloss, Schlüssel, Keramik usw. gemacht. Auch einige Häuser wurden
entdeckt, die - soweit sich das rekonstruieren lässt - sehr gut gebaut worden
sind; sie wurden wahrscheinlich von Priestern bewohnt.
Solche Opferstätten wurden nicht nur als heilige Stätten benutzt, sondern es hat sich eine entsprechende Infrastruktur entwickelt, wie
Wohnhäuser und Verkaufsbuden. Die Kultstätte war auch mit wirtschaftlichen Komponenten verknüpft, das lässt sich am Goldbichl sehr gut nachweisen.
Das sind grob zusammengefasst die wichtigsten Erkenntnisse.
Man kann noch die Frage stellen, warum sich gerade am Goldbichl eine
Kultstätte entwickelt hat. Heute liegt er etwas abgelegen, aber in prähistorischer Zeit führte eine wichtige Verkehrsroute über den Brennerpass nach
Süden vorbei. Man muss sich den Goldbichl abgeholzt vorstellen: Ohne
Wald hatte man einen sehr guten Blick in die Umgebung, ins Inntal und ins
Wipptal. Der Platz war auch zur Kommunikation sehr wichtig, man denke
nur an Nachrichtenfeuer.
Die Grabungen sind abgeschlossen, die Ergebnisse liegen gut
dokumentiert auf dem Tisch, aber die Grabungsstätten müssen aus konser-
GR-Sitzung 20.11.2003