Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2020
/ Ausgabe: 10-Protokoll-Budget-19-11-2020.pdf
- S.42
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Es handelt sich um keine wörtlichen Zitate,
sondern Beispiele und Geschichten, die uns
illustrieren sollen, weshalb die Investition in
die Bildung das Allerwichtigste ist. Ich beginne damit, was mir die zweifache Mutter
aus der Höttinger Au erzählte.
Eines der Kinder besucht den Kindergarten,
um das zweite Kind kümmert sie sich noch
ganztags, da sie sich noch in Karenz befindet. Doch nun beginnt sie langsam wieder
ihre Arbeit aufzunehmen und sie weiß, dass
die Kapazitäten der Mittagstische in dem
städtischen Kindergarten sehr knapp bemessen sind.
Diese Knappheit hat Einfluss auf die Ganztagsbetreuung der Kinder. Wenn ich ein
Kind den ganzen Tag in einem Kindergarten
unterbringe, benötigt es natürlich auch ein
Mittagessen. Die Kapazitäten sind allerdings so gering, dass nur jedes dritte Kind
einen Mittagstischplatz bekommen kann.
Eltern werden nun gefragt, ob sie berufstätig sind und in welchem Stundenausmaß sie
arbeiten. Wenn sich erst einmal die Frage
stellt, ob man überhaupt genug arbeitet, um
sein Kind ganztags betreuen lassen zu können, weiß man, wie ernst die Lage ist!
Ein anderes Beispiel, das auch die Mittagstische betrifft, stammt von jener Mutter aus
der Reichenau. Sie arbeitet als Teilzeitkraft
an einer Supermarktkasse. Dort hat sie eine
Schicht, die um 07:00 Uhr beginnt und bis in
die Abendstunden andauert. Dieser Arbeit
geht sie zwei Tage pro Woche nach. Auf
dem Blatt Papier gilt ihr Beschäftigungsgrad
nicht als Vollzeit, aber natürlich benötigt ihr
Kind an diesen zwei Tagen eine ganztägige
Betreuung!
Dem Kind würde es vielleicht guttun, wenn
es einen weiteren Tag im Kindergarten betreut wird. Genau deswegen ist der Ausbau
unserer Bildungseinrichtungen - Kinderkrippen, Kindergärten, Schulen und Horte - so
enorm wichtig. Es ist für mich das zentrale
Thema!
Aus der Gesundheitspolitik ist uns nun der
Begriff Triage bekannt. Was bedeutet das
Wort? Alle benötigen eine Versorgung, aber
wenn die Ressourcen fehlen, muss spontan
entschieden werde, wer die notwendige
Versorgung bekommt. Für solche Entscheidungen benötigt man Kriterien.
GR-(Budget-) Sitzung 19.11.2020
Wir könnten als Voraussetzung für eine
Ganztagsbetreuung einführen, dass z. B.
beide Elternteile Vollzeit arbeiten müssen.
Doch wenn wir anfangen, Kriterien einzuführen, sind wir in einer Situation, in der
nicht mehr jedes Kind die besten Bildungschancen haben kann.
In diesem Zeichen steht der Plan für den
Bildungsausbau. Bei diesem Plan haben wir
uns jeden Stadtteil genau angesehen, um
zu evaluieren, wie groß der jeweilige Bedarf
der Bildungseinrichtungen ist. Das Investitionsprogramm der kommenden drei Jahre
steht auch genau in diesem Zeichen! Man
sieht sehr viele Standorte, die wir für eine
Ganztagsbetreuung ausbauen werden.
Ich darf mit Stolz sagen, das kommende
Jahr wird ein Rekordjahr! Wir haben noch
nie so viel Geld in den Bildungsausbau investiert. Bei diesen Investitionen geht es
aber nur um die Gebäudeinfrastruktur. Man
benötigt auch stets Personal.
Wir haben es heute bereits gehört. Personal
bedeutet, dass es hohe Kosten für die Stadt
Innsbruck gibt. Aus diesem Grund war es
schwierig, dieses Bildungspaket zu verhandeln. Alle PolitikerInnen sagen zwar immer,
dass Bildung das Wichtigste sei, aber am
Verhandlungstisch, wenn es wirklich um das
Geld geht, sieht man, was es alles umzusetzen gilt. Ich bin froh, dass es uns in dieser
Form gelungen ist.
Das Personal verursacht laufende Kosten.
Ja, das stimmt, aber es ist die Investition,
die Familien, Frauen und Kindern zugutekommt! Im Bereich der Bildung denkt man
stets langfristig. Bei den Mitteln, die in den
Bereich fließen, handelt es sich um langfristige Investitionen.
Bezüglich der hohen Ausgaben wurde ich
jedes Jahr mit der Frage konfrontiert, wie
wir die Einnahmen im Bereich Bildung erhöhen. Wie funktioniert der kostenlose Kindergarten? Ist das ein sozialdemokratisches
Prestigeprojekt? Innsbruck ist neben der
Bundeshauptstadt Wien die einzige Landeshauptstadt Österreichs, die sich einen Gratis-Kindergarten an Vormittagen für jedes
Kind leistet!
Es ist kein sozialdemokratisches Prestigeprojekt! Ich bin sehr froh, dass alle Kinder
drei Jahre vor Schulbeginn diese Bildung,
ohne eine Schwelle, erhalten. Kindergärten