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- 1881 -

Der große Architekt und Stadtplaner Bogdan Bogdanovic, der
auch, bis er von der Diktatur des ehemaligen Präsidenten Milosevic ins
Ausland vertrieben wurde, Bürgermeister der Stadt Belgrad war, ist in einem Buch über Architektur dem Begriff "urban" nachgegangen. Er ist zu
dem Ergebnis gekommen, dass "urban" fast in allen europäischen Sprachen
nicht nur städtisch im baulichen oder im stadtenwicklungspolitischen Sinn,
sondern auch zivilisiert, gebildet, tolerant und humanistisch heißt.
Diese Begriffsinhalte stimmen in dem Wort "urban" mit. Bogdan Bogdanovic hat übrigens anlässlich der Zerstörung von Sarajevo gesagt, dass nicht nur ethnische Konflikte ausgetragen wurden, sondern auch
die geballte Kraft des Totalitarismus gegen eine städtische Kultur zugeschlagen hat, die von Natur aus immer tolerant, multikulturell und multiethnisch war. Es war der Hass des Totalitarismus auf die Stadt, der sich in
Sarajevo ausgetobt hat und nicht nur ein ethnischer oder religiöser Konflikt. Ich bin für den Hinweis von Bogdan Bogdanovic sehr dankbar, denn
er hat mir sehr geholfen, die Bedeutung von Baukultur und städtischer Kultur überhaupt zu verstehen.
Genau das bringt mich jetzt, ohne einen Salto zu machen, auch
zur Diskussion über das Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetz (SOG). "Urban" heißt auch tolerant zu sein, mit Widersprüchen umzugehen und Dinge
in ihrer Entwicklung zu sehen. "Stadt" war nie nur Idylle, Liebe und Grießschmarren, sondern immer auch ein widersprüchlicher Prozess und deshalb
war sie auch die Wiege der Demokratie und genau deshalb ist "Stadt" so
spannend. Eine Stadt ist auch nie fertig, sondern sie entwickelt sich immer
weiter, auch in den historischen Bereichen.
Es gibt vom Architekturkritiker Prof. Achleitner, die wunderschöne Aussage, aber ich bitte Sie, diese nicht misszuverstehen: "Du sollst
Dir kein Stadtbild machen." Er wollte damit Folgendes sagen: Das, was wir
heute als harmonische Einheit sehen, ist in Wahrheit etwas, das über Jahrhunderte in einem widersprüchlichen Prozess und oft auch aus Kampf entstanden ist. Kaiser Maximilian hat sich getraut, einen RenaissancePrunkerker in eine gotische Altstadt zu setzen. Später haben dann Adelige
dem Prunkerker einen Rokokobau gegenübergestellt, den man nach dem

GR-(Budget-)Sitzung 4.12.2003