Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2018
/ Ausgabe: 11-Protokoll_13.12.2018.pdf
- S.16
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Die Stadtregierung hat einen finanziellen
Scherbenhaufen hinterlassen. Wir haben
jetzt kein Geld für die Sanierung der Schulen, denn das sind mittlerweile über
€ 80 Mio., die wir dafür benötigen. Diese
Politik wird uns noch auf den Kopf fallen,
das muss uns bewusst sein. Vielen Dank!
GRin Dipl. Soz.-Wiss.in Arslan: Ich möchte
nochmals auf die Wortmeldung von
StRin Dengg zum Thema Bundesregierung
eingehen, die ich so nicht stehen lassen
kann. Ich finde, dass die Bundesregierung
derzeit keine qualitative Bildungspolitik betreibt, sondern nur parteipolitisch motivierte
Maßnahmen setzt. Die Deutsch-Förderklassen, die von vielen ExpertInnen als absolut
kontraproduktive Maßnahme gesehen werden, zementieren noch weiter die Chancenungleichheit in den Schulen. Diese Klassen
werden eingerichtet, wenn sich mindestens
acht SchülerInnen in einer Schule zusammenfinden. Diese werden
15 bis 20 Stunden aus dem Regelunterricht
herausgeholt. Für viele ExpertInnen stellt
sich dann die Frage, wann die SchülerInnen
diese Schulstunden nachholen, um auch
das Klassenziel am Ende des Jahres zu erreichen. Das wird gar nicht der Fall sein.
Natürlich gebe ich StRin Dengg recht, dass
Fremdsprachen ein Stressfaktor für Kinder
in den Schulen darstellen. Dort zu sitzen
und kein Wort zu verstehen, ist für Kinder
erschwerend. Die Landespolitik hat diesbezüglich bereits Maßnahmen gesetzt, in dem
es nicht pädagogische Stützkräfte gab, die
diese Kinder integrativ in der Schule begleitet haben. Das heißt, die Stützkräfte waren
bei den Kindern und haben darauf geachtet,
dass diese die Aufgabenstellung der Lehrenden verstehen. Wenn das Kind aus dem
Unterricht musste, wurde geschaut, dass
ein Unterricht bei den nicht pädagogischen
Stützkräften möglich war. Diese Maßnahme
ist viel sinnvoller als die Deutsch-Förderklassen.
Die Einstufungstests stellen bei Kindern Momentaufnahmen dar. Der Spracherwerb ist
ein dynamischer Lernprozess. Viele PädagogInnen, die hier anwesend sind, werden
untermauern, dass gerade Kinder anders
wie Erwachsene lernen. Sie setzen sich
nicht zu den Vokabeln, sondern gerade im
integrativen Bereich lernen Kinder extrem
schnell. Das ist wie Fahrrad fahren, das
auch nicht mehr verlernt wird.
GR-Sitzung 13.12.2018
Auch die Neuerungen im Bereich der Oberstufe, dass in 50 Teilbereichen ein Test
stattfindet, dazu muss ich sagen, dass die
SchülerInnen diesen Level erst einmal erreichen müssen. Wenn man schon in der
Volksschule beginnt, Kinder zu selektieren
und sie nicht in ihren Begabungen zu fördern, führt das dazu, dass sie nie die Oberstufe erreichen.
Ich als Migrantin habe hier die Schule erlebt
und weiß, wie schwer das ist. Wenn ich auf
viele PädagogInnen gehört hätte, wäre ich
nicht für die Universität geeignet gewesen.
Diesen könnte ich jetzt meinen Abschluss
vorlegen, der mit der Note 1 erfolgt ist.
GR Onay: Wir sprechen heute sehr viel
über Vision und Realität, denn bei der Bildung sind nur diese zwei Bereiche betroffen. Ein kluger Mensch hat vor langer Zeit
einmal gesagt, dass jede/r nach seinen/ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen lernen
soll.
Wenn wir unser heutiges Bildungssystem
anschauen, dann sind wir weit davon entfernt. Das System ist das reinste Hick-Hack
der Parteien auf den Schultern der SchülerInnen, oder LehrerInnen sowie der Eltern.
Das passiert nicht erst seit der schwarzblauen Regierung, sondern schon seit Ewigkeiten. Der Bildungsgrad hängt zu oft vom
Geldbörserl der Eltern ab. Unter dem Deckmantel der Schulautonomie wird das ganze
Schulwesen ausgehungert. Bereits in der
Volksschule gibt es Leistungsdruck.
Das ist die Realität, mit der wir konfrontiert
sind. Wir müssen daher auch auf kommunaler Ebene handeln. Wir brauchen ein Bildungssystem ohne soziale Schranken und
Angst. Bildungsangebote von der Volksschule bis zur Universität sowie außerschulische Bildungsangebote sollen das lebenslange Lernen, die Entfaltung aller Menschen, unterstützen. Davon sind wir leider
weit entfernt.
Gerade um als Schulerhalterin auf kommunaler Ebene diese Ziele erreichen zu können, müssen wir in Bildung investieren.
Trotz Sparkurs sollten wir in den Bereich
Bildung mehr Mittel fließen lassen. Allein die
Frage, was wir auf kommunaler Ebene machen können, ist leicht beantwortbar. Die
Schulsozialarbeit, die sich in den Neuen
Mittelschulen (NMS) durchgesetzt hat, soll