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Jahr: 2008

/ Ausgabe: 12-Dezember-Budget-Teil1.pdf

- S.26

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- 951 -

Leere verbirgt. Nicht, weil es am Engagement der dort Arbeitenden fehlt,
sondern weil wir dafür einfach kein Geld
ausgeben. Die Hausfrauen wären dafür
ein Beispiel gewesen. Wir finanzieren das
Außen, die Hülle und nehmen an, dass
innen die Gemeinschaft von allein
passiert.
Noch deutlicher sichtbar ist der Mangel an
Unterstützung für das Zusammenleben
beim Thema Integration. Hier finanzieren
wir zwar neben dem Außen, nämlich
städtischen Wohnungen und ab und zu
einer Subvention für ein Vereinslokal,
auch einen "Preis der Kulturen" oder
Sprachkurse, aber für ein Minimum an
Unterstützung beim Zusammenwohnen
gibt es kein Geld. Woran es in unserem
"Haus Innsbruck" meiner Meinung nach
am meisten mangelt, ist eine Kultur des
Zusammenlebens.
Die Pflege einer solchen Kultur bedeutet
auch, sie zu initiieren und dauerhaft zu
finanzieren. Das zu finanzieren, haben wir
in der Vergangenheit verabsäumt. Dies
aus Nachlässigkeit oder eben aus dem
nur teilweise richtigen Verständnis
heraus, dass Gemeinschaft von selbst
entsteht. Ohne Vermittlung, ohne Kultur
der Konfliktbewältigung, kann es aber
keine Kultur des Zusammenlebens geben.
Natürlich gibt es im "Haus Innsbruck"
auch Zimmer, wo es anders zugeht. Ein
solches ist für mich die Elementary
School im Stadtteil Saggen. Wer dort eine
Stunde verbracht hat, weiß, wovon ich
spreche. Dort wird eine Kultur des
Zusammenlebens jeden Tag gelernt und
geübt. Und zwar nicht, indem die Kinder
unterschiedlichster Herkunft zu Beginn
eines Schuljahres 25 Regeln ins Heft
schreiben, wie Zusammenleben geht. Es
wird geübt, wie man etwas sagt, ohne den
Anderen zu verletzen. Wie soll man sich
ausdrücken, wenn einem etwas nicht
passt. Ich glaube, daran mangelt es auch
im Gemeinderat ganz eklatant.
Auf diese Art und Weise entsteht eine
Atmosphäre der Freiheit von Angst und
Bedrohung und der Offenheit. In einer
solchen Umgebung, können Kinder nicht
nur ihren Intellekt bilden, sondern auch
ihre Persönlichkeit und ihre sozialen
Fähigkeiten. Letztlich sind es diese
GR-(Budget-)Sitzung 11.12.2008

sozialen Fähigkeiten, welche die Türen im
"Haus Innsbruck" nach innen aber auch
nach außen öffnen.
Was unser "Haus Innsbruck" daher
braucht, ist ein Durchlüften, ein Öffnen
der Türen und Fenster in noch viel mehr
Zimmern als bis jetzt, damit ein Begegnen
und ein Miteinander möglich werden. Das
Zusammenwohnen, das Zusammenleben,
die Integration passieren nicht von allein.
Im Kleinen vielleicht, aber nicht im
Großen, sodass ein Lebensgefühl des
Zusammenhaltes entstehen kann. Dazu
braucht es den Willen, die Initiative und
die Unterstützung der Politik, die Courage
und das Engagement von uns PolitikerInnen.
Das umso lauter und deutlicher, je
schwieriger die Wirtschaftslage wird. Wir
wissen alle, dass wirtschaftliche Krisenzeiten immer auch soziale Krisenzeiten
sind. Zu befürchten ist, dass Konflikte
zunehmen und sich verschärfen. Dass es
nicht beim Anzünden von Autos in
Tiefgaragen wie in der Kaufmannstraße,
dem Zerstören von Spielplätzen, den
Nachbarschaftskonflikten im Olympischen
Dorf, dem Anpöbeln und der Hetze gegen
MitbürgerInnen migrantischer Herkunft,
bleibt.
Dann nämlich, wenn es zunehmend mehr
InnsbruckerInnen persönlich immer
schlechter geht, wenn die Lebenshaltungskosten weiter steigen, die Arbeitslosigkeit zunimmt, Kinder immer härteren
Auswahlverfahren in den Schulen
unterworfen werden und unsere Jugendlichen immer schlechtere Aussichten
haben, einen Ausbildungsplatz zu
erhalten.
Den sozialen Spannungen infolge der
Krise unseres Weltwirtschaftssystems ist
nicht mit einer Sündenbockpolitik beizukommen, wie das auch die Rechtspopulisten bei uns im Gemeinderat immer wieder
fordern, wenn sie von der Ausweisung
krimineller Asylwerber sprechen. Als ob
das die sozialen Fragen unserer Zeit
lösen könnte. Ebenso wenig ist Repression die richtige und langfristig sinnvolle
Antwort auf die Rezession. Das hatten wir
schon in der Zeitgeschichte und das hat
katastrophal geendet.