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Jahr: 2008

/ Ausgabe: 12-Dezember-Budget-Teil1.pdf

- S.66

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davon geistig nicht; genauso wie wir Frau
und Familie kombinieren. Für mich ist
Familie Frau, Mann, Kind und andere
Konstellationen. Wir sind dermaßen in
Stereotopien verhaftet und merken das
nicht einmal mehr in unserem eigenen
Sprachgebrauch.

deutsch lernen. Ich habe mich gefragt,
wie wir es mit neun Jahren Pflichtschule
schaffen, Kinder auszuschulen, die de
facto über keine Deutschkenntnise
verfügen. Wenn die Muttersprache nicht
beherrscht wird, funktioniert es einfach
nicht.

StRin Mag.a Oppitz-Plörer hat die Frauenquoten angesprochen. Ich war ein
absoluter Gegner von Frauenquoten, weil
ich der Meinung war, ich lasse mir nicht
nachsagen, dass ich irgendwo sitze, weil
ich eine Frau bin. Ich sitze dort, weil ich
die Qualifikation habe. Das habe ich mir
gedacht.

Ich bewege mich wirklich sehr viel in
türkischstämmigen, bosnischen, serbischen Gruppen, das was früher unser
Gastarbeiterbereich war. Wir haben
Leute, die wenig Interesse an der deutschen Sprache haben und auch Leute,
die ein Weltbild leben, das einer Parallelgesellschaft entspricht. Ein Großteil der
Leute die bei uns lebt, tut das nicht. Es
passiert in diesen Gruppen sehr viel aus
Angst. Sie haben nämlich vor uns so viel
Angst wie wir vor ihnen.

Nach der letzten Wahl zum Tiroler
Landtag haben wir in der ÖVP einen
Frauenanteil von drei Frauen. Beim Bund
haben wir im Nationalrat einen Frauenanteil von 25 %.
(GR Mag. Fritz: Dann bist Du bei der
falschen Partei, denn bei uns hättest Du
50 %.)
Noch prekärer ist, dass wir einen Parteibeschluss haben, der besagt, dass es
mindestens 30 % Frauen sein müssen.
Langsam fange ich an, mich sogar an
Quoten zu gewöhnen.
In der Generaldebatte habe ich über
Bildung und Integration schon einiges
gesagt. Ich fange wieder mit sprachlicher
Förderung an, denn es ist keine Frage,
dass wir muttersprachlichen Unterricht
brauchen. Ich bin schon öffentlich dafür
gerügt worden, weil ich das gesagt habe
und deshalb spielt es überhaupt keine
Rolle mehr, wenn ich es dauernd wiederhole.
Die Problematik ist, dass man, wenn man
keine Muttersprache hat, keine Zweitsprache lernen kann. Wir bestimmen die
Muttersprache nicht mit der Muttersprache bei der Geburt. Wir bestimmen die
Muttersprache bei Definition, was zu
Hause vorwiegend gesprochen wird. Man
wird auch in Südtirol viele Leute treffen,
die italienisch als Muttersprache haben,
weil zu Hause italienisch gesprochen
wird.
Der springende Punkt ist, dass wir Kinder
haben, die einen Dialekt sprechen.
Kinder, die einen Dialekt mit zweitausend
Worten sprechen, können nicht vernünftig
GR-(Budget-)Sitzung 11.12.2008

Sie haben Angst vor unserer Gesellschaft,
wo sie keine Werte erkennen. Sie haben
sehr konservative familiäre Werte. Zum
Teil haben sie furchtbare Lösungsansätze, mit ihren eigenen Problemen fertig zu
werden. Auch haben sie zum Teil keine
Ahnung von unserem Schulsystem, auch
nicht von der Wertigkeit.
Man redet viel, aber Toleranz, GR
Haager, heißt nicht, den Leuten zu
erklären, dass sie arm sind. Ich habe
Diskussionen geführt, die sehr laut und
sehr lang waren. Toleranz heißt auch
nicht, dass ich irgendwelche Weltbilder
oder Muster akzeptiere bzw. damit
einverstanden bin, aber es heißt, dass ich
zumindest weiß, wogegen ich bin. Für
mich ist Toleranz, dass ich zumindest
weiß, was die anderen denken.
Das kostenlose Kindergartenjahr ist das
allheilende Mittel. Wir haben über 98 %
der Kinder im Kindergarten, obwohl wir
kein kostenloses Jahr haben. Wenn man
bei all diesen Studien, egal ob es die
Pisa-Studie, die jetzige Volksschule oder
das verpflichtende Kindergartenjahr
betrifft, still und leise die Bundesländer
herausrechnet, dann landen die Probleme
plötzlich ganz weit im Osten.
Wir hätten sehr gute Pisa-Ergebnisse,
würden wir die Stadt Wien ausklammern.
Andere Länder behelfen sich anders. In
Italien bleiben die schlechten SchülerInnen zufälligerweise aus Krankheitsgründen zu Hause, wenn die Pisa-Studie läuft.