Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2019
/ Ausgabe: 12-Protokoll-12-12-2019.pdf
- S.14
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dort bleiben zu können, da dies die stationäre Pflege verringern wird. Wir wissen
alle, dass wir mehr Bedarf bei den ambulanten Pflegeformen haben.
Es besteht der Wunsch, die ambulante
Struktur auszubauen, was wiederum eine
Entlastung des Pflegeberufs bzw. -personals mit sich bringen würde. Daran arbeiten wir auch in der Stadt Innsbruck, dass
Pflegeberufe für alle Beteiligten Sinn machen.
Bgm.-Stellv. Gruber: Ich darf mit der beruhigenden Aussage beginnen, dass alle
getätigten Wortmeldungen durchaus richtig sind. Wenn man sich täglich mit der
Pflege auseinandersetzt, dann sind viele
Ansätze von der Prävention bis hin zu alternativen Wohnformen voranzutreiben.
Wir können natürlich auch darüber sprechen, dass wir versuchen, die Angehörigen mit entsprechender Unterstützung zu
pflegen. Ich möchte mich bei allen Familienangehörigen, Verwandten und Freunden bedanken, die zu einem großen Teil
ehrenamtlich die Pflege absolvieren. Ohne
diesen Personenkreis könnten wir die
Pflege überhaupt nicht aufrechterhalten.
All die Kritikpunkte des Pflegepersonals
bzw. auch die Dinge in der Ausbildung
sind richtig. Das war aber nur eine Analyse.
Ich möchte daher bitten, dass wir einen
Schritt in die Zukunft gehen. Ich bin
GR Mayer sehr dankbar, dass er dieses
Thema für die "Aktuelle Stunde" vorgeschlagen hat. In einem anderen Gremium
führte ich diese Woche eine lange Debatte
darüber, denn die Pflege ist das Thema
Nummer eins in Tirol. Wir spüren es sehr
stark, dass traditionelle Familienverbände
im urbanen Raum nicht mehr funktionieren. Zudem macht uns die demographische Entwicklung in zweierlei Hinsicht Sorgen.
Erstens werden wir, Gott sei Dank, alle immer älter und erleben Zeiten - das muss
man offen ansprechen -, in denen wir nicht
mehr ganz vital und fit sind. Zu diesem
Zeitpunkt benötigen wir dann auch Pflege.
Pflegeheime sind ein Phänomen der letzten 50 oder 60 Jahre. Früher gab es nur
Siechenheime, in denen die Menschen in
unwürdigen Verhältnissen die letzten Monate und Wochen ihres Lebens verbracht
GR-Sitzung 12.12.2019
haben. Heute ist die Pflege ein großes
Thema.
Wir haben zwei Herausforderungen. Wir
werden älter und jene Gruppe von Menschen, die Pflege benötigt, wird immer
größer. Wir müssen die Ausbildung des
Pflegepersonals hinterfragen. Welche
Ausbildung sollen die jungen Menschen
anstreben bzw. welche Voraussetzungen
sind für die SpäteinsteigerInnen notwendig. Wie wollen wir diese Personen ausbilden?
Wir haben schlicht und ergreifend ein demographisches Problem. In Tirol gibt es zu
wenig junge Menschen, die in einer Hochkonjunkturphase, in der wir uns befinden,
den Pflegeberuf ergreifen wollen. Dies ist
aus verschiedenen Gründen der Fall.
Ein Grund ist - dafür kämpft auch Dr. Innerebner schon lange -, dass die Bezahlung verbessert werden muss. Dies ist ein
Anreiz. GR Plach hat bereits erwähnt,
dass die Entscheidungen des Landes Tirol
positiv auf die Stadt Innsbruck wirken.
Zudem ist die Pflege psychisch und physisch ein unheimlich herausfordernder Beruf ist. Da es andere, feinere Jobs gibt,
müssen wir die jungen Menschen und
jene, die in einem fortgeschrittenen Alter
diesen Job haben wollen, dorthin führen.
Ich muss aber dazu sagen, dass das keine
primäre Aufgabe der Stadt Innsbruck ist.
Hier sind vor allem das Land Tirol sowie
der Bund gefordert.
Hinsichtlich der Ausbildung in der Pflege
waren wir vor einigen Monaten schon weiter fortgeschritten, allerdings gab es ein
dreiviertel Jahr keine Bundesregierung.
Daher wurden keine Entscheidungen getroffen. Diese Zeit ist bei den derzeitigen
demographischen Entwicklungen schon
ein Problem.
Ich möchte eine Lanze für die Pflege in
unserer Stadt brechen, denn sowohl von
privater als auch alternativer Seite bis hin
zu den kirchlichen TrägerInnen wird sehr
viel geleistet. Die Innsbrucker Soziale
Dienste GmbH (ISD) ist in diesem Zusammenhang auch zu erwähnen. Ich darf alle
einladen, sich vor Ort ein Bild zu machen.
Zudem verwehre ich mich auch nicht der
Kritik.