Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2010
/ Ausgabe: 14-Dezember-Budget-Teil2.pdf
- S.88
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Menschen nicht halt gemacht, sondern sie
in einer Weise gefordert hat, was heute
nicht mehr denkbar ist.
Ich bin ehrlich gesagt fasziniert, was sich
hier in den letzten Jahren in der Stadt
Innsbruck ereignet hat. Es ist beispielhaft.
Ich habe früher meinen mittlerweile verstorbenen Freund im Wohn- und Pflegeheim Saggen besucht und war erstaunt,
wie gut so ein Haus geführt wird. Es ist
dort alles sehr sauber. Es kümmert sich
auch das Personal sehr um die alten
Menschen. Dasselbe gilt für das Malfattiheim und für das Wohn- und Pflegeheim
Lohbach. Das sind keine Greisenasyle,
von denen man zu meiner Zeit, wie ich
noch jung war und die Pension im Auge
gehabt habe, gesprochen hat. Die Wohnund Pflegeheime sind wie Luxushotels.
Die Wohn- und Pflegeheime der Stadt
Innsbruck müssen den Vergleich mit der
privat geführten Seniorenresidenz
Veldidenapark in Wilten nicht scheuen.
Aber, es gibt auch eine andere Seite. So
sehr man sich heute bemüht, mit älteren
Menschen sorgsam umzugehen, sie in
ihren eigenen Wohnstätten hegt und
pflegt, so sehr gibt es Situationen, die das
Leben für ältere Menschen manchmal
erschweren. Ich bin mit 80 Jahren verhältnismäßig jung. Ich komme schon
durch und weiß mich zu wehren. Das sind
die Mühseligkeiten und Beschwerlichkeiten, die sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln ergeben. Dass jüngere Leute
aufstehen und älteren Menschen einen
Platz anbieten, gehört bereits ins Raritätenkabinett.
Es hat mir eine leitende Mitarbeiterin der
Chirurgischen Klinik erzählt, dass sie
einen Rundgang durch die Ambulanzen
gemacht hat. In einer Ambulanz saß eine
Frau und weinte. Daraufhin teilte ihr die
Frau mit, dass sie schon drei Stunden
wartet und keiner sich darum kümmert.
Die leitende Mitarbeiterin hat sich daraufhin an die Leitstelle gewandt, worauf ihr
mitgeteilt wurde, dass die ältere Dame
vergessen wurde.
Ich würde sagen - das ist ein tiefes
Anliegen von mir -, dass an öffentlichen
Stellen betagte Mitbürgerinnen und
Mitbürger immer bevorzugt behandelt
werden. Jüngere Menschen können eher
warten und stehen, als ältere Menschen.
Ich weiß, dass das ein organisatorisches
Problem ist. Ich möchte jetzt auch gar
nicht näher darauf eingehen, aber das
wäre ein großer Wunsch von mir.
Insgesamt gesehen leben unsere betagten Mitbürgerinnen und Mitbürger in einer
Stadt, in der man sie umsorgt und sich
bemüht, ihnen den Lebensabend so
angenehm wie möglich zu machen, gut.
Dafür ist von ganzem Herzen zu danken.
Dass die älteren Menschen nicht unsere
Zukunft auffressen, sondern unsere
soziale und menschliche Zukunft darstellen und fördern, das ist unwidersprochen.
Ich danke.
GRin Moser: Ich möchte mich zuerst
bedanken, dass die Pneumokokkenschutzimpfung wieder im Programm ist.
Das war eine Initiative bzw. ein Antrag
von mir im Gemeinderat, was die meisten
wahrscheinlich nicht wissen werden. Es
war ein großer Aufschrei der Kinderärzte
bzw. Kinderärztinnen gegeben, wie wir
versucht haben, diese Impfung wieder
aus dem Programm zu nehmen.
Ich möchte noch kurz zwei innovative
Gedanken für eine innovative Stadt
einbringen. Lieber Helmut, ich habe dir
zugehört und ich weiß, warum viele
Frauen im Alter einsam sind, weil ihre
Männer früher sterben. Wir haben viele
Kampagnen für die Frauengesundheitszentren etc. gemacht. Es ist schon ein
sehr großer Wandel passiert.
Man kann mir als langjähriger Gleichbehandlungsbeauftragten und lange mit
Gender-Mainstreaming befassten Frau
nicht unterstellen, dass ich Folgendes
nicht ernst meine: Ich denke, dass
Männer Vorsorgemuffel sind. Man muss
daher mehr Kampagnen für mehr Bewusstsein auch bei Männern starten.
Warum denken wir nicht auch ein Männergesundheitszentrum an? Ich glaube,
dass wir in der Stadt Innsbruck eine
Vorreiterrolle spielen könnten.
Ich trage den Gedanken, in der nächsten
Sitzung des Gemeinderates einen diesbezüglichen Antrag einzubringen. Es
muss nicht gleich ein Männergesundheitszentrum eingerichtet werden.
GR-(Budget-)Sitzung 10.12.2010 (Fortsetzung der am 9.12.2010 vertagten Sitzung)