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Jahr: 2013

/ Ausgabe: 14-November-gsw.pdf

- S.13

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Die Erinnerung an den Zivilisationsbruch
Auschwitz, als dem zentralen Ereignis des
20. Jahrhunderts, und auch unsere Verstrickung und unsere MittäterInnenschaft wird
langsam zu einem historischer Bezugspunkt.

schenschafter-Treffen haben will. All das,
glaube ich, zeigt, dass wir doch in Tirol relativ vorbildlich unterwegs sind. Es ist auch
ein Seismograph dafür, was diese Stadtführung ist und worauf sie hinaus will - Geschichte und Zukunft!

In Tirol geschieht es etwas zeitlich verzögert. Ich denke an die Diskussionen um die
Tafel für Franz Mair am Landhaus oder den
Streit zwischen der Stadt Innsbruck und
dem Land Tirol um die Zentrale der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in der Herrengasse. Ich erinnere mich aber auch noch
persönlich an meine Zeit im Tiroler Landtag
in den Jahren 2003 bis 2006. Das ist noch
nicht so lange her! Da führte ein Antrag zur
Landeshymne zum Eklat.

Ich freue mich auch, mitteilen zu können,
dass wir in den Jahresvoranschlägen der
Landeshauptstadt Innsbruck für die nächsten Rechnungsjahre auch Mittel zur Verfügung haben werden, um die noch dunklen
Flecken der Geschichte der Stadt Innsbruck, in Kooperation mit der Universität
Innsbruck (UNI), einer Aufbereitung zuzuführen.

Unzählige Versuche, die noch dunklen Flecken der Tiroler Geschichte einer Beforschung zuzuführen wurden mehr oder weniger mit Unverständnis abgewiesen. Das
bricht jetzt auf, wie z. B. die Elitenkontinuitäten, ein geflügeltes Wort in der Volkskultur.
Sie werden plötzlich zum Thema.
Gerade ganz aktuell ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Da ist es ja auch um Elitenkontinuitäten von Menschen gegangen,
die mit nationalsozialistischem Gedankengut aufgewachsen sind und dann dort führende Positionen inne hatten. Oder dass
nun die Schützen ihre Geschichte aufarbeiten oder dass das Land Tirol vorhat, Forschungsaufträge zu vergeben. Das ist für
mich persönlich nicht nur späte Befriedigung, sondern zeigt auch, dass sich die
Tiroler Gedächtnislandschaft verändert.
Ich bin schon stolz, einer Stadtregierung
anzugehören, die historische Verantwortung
bewusst übernimmt. Ich denke, ob es die
Nennung des Täters Gerhard Lausegger
am Westfriedhof ist, das gemeinsame
konzertierte Vorbereiten des Gedenkens an
die Pogromnacht, die Rede der Frau Bürgermeisterin bei dieser Gedenkfeier oder
der vorbildliche Umgang mit der Geschichte
der Heimerziehung in der Stadt Innsbruck.
Auch der Umgang mit den Opfern dieser
Geschichte oder die Aberkennung der Ehrenzeichen für GewalttäterInnen an Kindern
macht mich stolz.
Jetzt, zum ersten Mal nach vielen Jahren,
sagt eine Stadtführung laut und deutlich,
dass sie eigentlich in der Stadt Innsbruck
keine geschichtsrevisionistischen BurGR-Sitzung 21.11.2013

Ich denke, es geht auch darum, dass wir
nicht nur in der Geschichte verharren, sondern den Bezug zur Gegenwart entwickeln.
Aus unserer historischen Erfahrung spüren
wir auf, wo Tendenzen zur Ausgrenzungsgesellschaft heute sind. Wo verändern sich
Weltbilder in einer Gesellschaft, die inhumane Strömungen zulassen?
Wir erkennen bedenkliche globale Entwicklungen, aber auch solche im eigenen Land.
Das ist eine große Aufgabe und ich denke,
auch für eine Stadt wie die Stadt Innsbruck!
Ich glaube, wir werden uns dieser Aufgabe
gemeinsam stellen.
GRin Reisecker: Erinnern und Erinnerungskultur fördern oder leben hat heute nicht nur
eine Bedeutung für die Stadt Innsbruck,
sondern es ist ganz im Gegenteil auch eine
Verantwortung und Verpflichtung für diese
Stadt.
Um es einmal aufzuzählen, betrifft diese
Verantwortung nicht nur das Weitergeben
von Wissen an die nächste Generation im
Rahmen von Schulunterricht, im Rahmen
von anderen Bildungsstätten. Das ist schon
seit längerem üblich. Es gilt auch für die
Pflege von Gedenkstätten.
Das ist ein anderes großes Thema! Welche
Städte, da ist die Stadt Innsbruck noch vorbildlicher als andere, übernehmen tatsächlich auch die Pflege von Gedenktafeln und
-stätten?
Auch wenn die Stadt Innsbruck im Rahmen
der Aufarbeitung schon viel getan und auch
mit den Straßennamen große Schritte gesetzt hat, gibt es in diesem Bereich noch
viel zu tun. Es ist ein Teil der Verantwortung, die wir als Stadt Innsbruck überneh-